• 19.06.2008 14:22

Haug: "Hamilton ist ein begnadeter Rennfahrer"

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug im Interview über Hamiltons Malheur von Montréal und die weiß-blaue Titelkonkurrenz aus München

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Lewis Hamilton wurde nach dem Auffahrunfall in Montréal als Ampel-Trottel verspottet. Wie sehr schmerzt derartige Kritik?"
Norbert Haug: "Überhaupt nicht, so etwas nehme ich nicht ernst. Lewis Hamilton hat in seinen ersten 24 Formel-1-Rennen mehr Punkte als jeder seiner Konkurrenten geholt. Er ist ein begnadeter Rennfahrer, aber auch er macht mal einen Fehler, wie wir gesehen haben."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Norbert Haug

Lewis Hamilton bekommt von Norbert Haug volle Rückendeckung

Frage: "Wie erklären Sie sich so einen Fehler von einem Fahrer, der Weltmeister werden will?"
Haug: "Nobody is perfect. Lewis unterstellte, die beiden vor ihm Stehenden würden umgehend losfahren, er wollte sich nach links in die beste Position zum Überholen bringen - und das ging schief, denn beide standen noch. Nico Rosberg fuhr anschließend auf Lewis' Auto auf - er ist neben Lewis wohl mit das größte Talent der letzten Jahre. Auch er hat einen Fehler gemacht, die Klasse dieser Fahrer schmälert das aber nicht. Räikkönen fuhr in Monaco auf und sah in dieser Situation auch nicht gerade wie der amtierende Weltmeister aus. Trotzdem verstehe ich, dass er und sein Team sauer sind, dass dieser Unfall passiert ist. Ich habe mich bei Kimi wie bei Stefano Domenicali für das Malheur entschuldigt."#w1#

Frage: "Hat Hamilton das Malheur von Montréal verarbeitet oder
wird ihn das zurückwerfen?"
Haug: "Er hat das sicher verarbeitet, auch er wird aus Fehlern weiter klüger werden. Trotzdem hat keiner mehr Punkte gemacht als Lewis, seit er in der Formel 1 fährt."

"Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen, gewinnen ist uns allerdings lieber." Norbert Haug

Frage: "Wie haben Sie Hamilton wieder aufgebaut?"
Haug: "Er hat sich beim Team und bei mir entschuldigt, aber wir gewinnen zusammen - wie unmittelbar vor Kanada in Monaco - und wir verlieren zusammen, gewinnen ist uns allerdings lieber."

Frage: "Trotz des Ausfalls gab es auch etwas Positives: Der Silberpfeil scheint derzeit das schnellste Auto zu sein. Macht Sie das für das nächste Rennen zuversichtlich?"
Haug: "Schwer zu sagen, ob wir auch in Zukunft die Schnellsten sein werden. In Monaco und Kanada war das der Fall. Wir arbeiten hart, um uns immer weiter zu verbessern."

BMW immer schon auf der Rechnung

Frage: "Ist das BMW Sauber F1 Team nach dem Doppelsieg in Kanada für Sie ein ernsthafter Rivale im Titelrennen?"
Haug: "Das habe ich von Anfang an nicht anders eingeschätzt. BMW hat 1997 sein Formel-1-Engagement angekündigt, fährt seit 2000 und war schon vor fünf Jahren im Titelkampf gegen Ferrari und uns. Nicht zu vergessen, dass das Sauber-Team eine profunde Basis bietet und mittlerweile seit über anderthalb Jahrzehnten in der Formel 1 aktiv ist. Glückwunsch zum ersten Doppelsieg, der war verdient."

"Würden wir uns vor der Konkurrenz fürchten, würde uns das nicht besser machen." Norbert Haug

Frage: "Wen fürchten Sie als Gegner mehr im Titelkampf: Ferrari oder das BMW Sauber F1 Team?"
Haug: "Wir wollen die Schnellsten und Zuverlässigsten sein, und nichts anderes haben unsere Konkurrenten vor. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf unsere Arbeit, würden wir uns vor der Konkurrenz fürchten, würde uns das nicht besser machen. Wir alle respektieren unsere Wettbewerber."

Frage: "Die Fans sind begeistert von dem Dreikampf, das tut der Formel 1 doch gut. Sehen Sie das auch so?"
Haug: "Absolut, so muss es sein. Und am Ende wünsche ich mir einen Punkt Vorsprung für uns und nicht gleich bei zwei Fahrern je einen Punkt Rückstand wie im letzten Jahr."