Haug: "Es war mehr drin, aber die Basis ist gut"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist speziell mit Räikkönens Leistung in Bahrain zufrieden, zumal die "Silberpfeile" zehn wertvolle Punkte sammelten

(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr sammelte das McLaren-Mercedes-Team beim Saisonauftakt im Melbourner Albert Park nach einem eher verkorksten Wochenende lediglich vier Punkte, während es diesmal in Bahrains Sakhir-Wüste immerhin deren zehn wurden. Zwar wäre ohne Kimi Räikkönens Unfall im Qualifying noch mehr drin gewesen, doch auch so zog Mercedes-Sportchef Norbert Haug zufrieden Bilanz.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug ist zufrieden mit den zehn in Bahrain gewonnenen WM-Punkten

"Es war mehr drin, aber die Basis ist gut", erklärte er im Anschluss an das Rennen gegenüber 'Premiere'. Ganz besonders freute er sich über den unterhaltsamen Nachmittag: "Vor allem ist der Sport gut, denn man konnte sehen, dass vier Teams vergleichbare Zeiten fahren. Das fünfte Team, Williams, ist mit dem Nico (Rosberg; Anm. d. Red.) und Mark Webber da eigentlich voll dabei. Nico hatte mit der schnellsten Rennrunde einen ganz tollen Einstand", lobte er seinen Landsmann.#w1#

Silberne Pleiten-, Pech- und Pannenserie geht weiter

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen fightete sich in Bahrain von Platz 22 auf das Podium nach vorne Zoom

Dass man ohne Defekthexe im Freien Training, als Räikkönen von einem Elektronikproblem heimgesucht wurde, und speziell im Qualifying, als die Radaufhängung des Finnen kollabierte, besser ausgesehen hätte, bestritt Haug nicht, aber: "Man muss das auch mal ins Verhältnis rücken: Wir haben 2005 als einziges Team bei allen Rennen Punkte gemacht, und wenn man immer nur ausfällt, schafft man das nicht", wischte er den Vorwurf, sein Team habe ein generelles Zuverlässigkeitsproblem, vom Tisch.

"Kimi musste heute das Feld von hinten aufrollen und machte deshalb nur einen Stopp, was nicht einfach ist. Er war die meiste Zeit des Rennens schwerer unterwegs als seine Gegner, konnte aber trotzdem die Zeiten der Spitze fahren. Das war sehr speziell, sehr gut", klatschte Haug seiner heimlichen Nummer eins Beifall - und das zurecht: Trotz der Einstoppstrategie fuhr Räikkönen die achtschnellste Runde des gesamten Rennens, nur 0,456 Sekunden hinter Rosbergs Bestmarke, 0,093 Sekunden hinter Juan-Pablo Montoya.

Apropos Montoya: Der Kolumbianer, intern ohnehin nicht ganz unumstritten, startete zwar acht Reihen vor seinem Teamkollegen in den Grand Prix, überquerte die Ziellinie aber 17,724 Sekunden hinter dem "Iceman". Haug geriet angesichts dessen in Erklärungsnotstand: "Juan-Pablo war sicherlich mit seinem Auto nicht so zufrieden, weil er mit seinen Ingenieuren das Setup nicht hundertprozentig hinbekommen hat. Er hat sich ja am Freitag schon über die Leistung des Motors beklagt", erklärte er.

Haug voll des Lobes für starken Räikkönen

"Wenn einer als 22. losfährt und nach einer Runde schon 13. ist, dann ist das eine tolle Leistung." Norbert Haug

Gleichzeitig klopfte er Räikkönen, der sich trotz zweier Defekte nie über das Team beschwerte, verbal auf die Schultern: "Kimi hat an diesem Wochenende hart gearbeitet. Er hatte das Pech, dass nach Bestzeit im ersten Sektor im Qualifying seine Radaufhängung gebrochen ist. Aber wenn einer als 22. losfährt und nach einer Runde schon 13. ist, dann ist das eine tolle Leistung", so der Deutsche, der den Finnen gemeinsam mit Fernando Alonso und Michael Schumacher als "die drei Fahrer, die im Moment noch den Tick mehr drauf haben als alle anderen", sieht.

Die gröbsten Zuverlässigkeitsprobleme der Wintertestfahrten scheinen für den Moment jedenfalls unter Kontrolle zu sein: "Wir waren bei den Tests nicht dort, wo wir sein wollten, haben das aber auch nach außen so beschrieben. Wir haben nicht gesagt, dass das schon wieder wird, sondern wir haben uns durchaus selbst kritisiert", erinnerte Haug.

Von den Punkten her war Bahrain ein Erfolg

"Wir haben zunächst einmal kein Handicap im Punktestand, und somit ist das ein guter Auftakt." Norbert Haug

Und weiter: "Letztes Jahr hatten wir die Basis mit zehn Siegen, schnellsten Runden und so weiter, und das müssen wir jetzt fortschreiben. Wir haben zunächst einmal kein Handicap im Punktestand, und somit ist das ein guter Auftakt. Wenn man als Fünfter und 22. ins Rennen geht und dann Dritter und Fünfter wird, dann ist das sehr gut. Wir haben genauso viele Punkte wie Renault. Kimi ist nicht weit hinten, was die Punkte betrifft, und auch Juan-Pablo nicht. Insofern ist die Basis hinsichtlich der Punkte nach dem ersten Rennen eine sehr gute", gab er zu Protokoll.

Dass durchaus noch Verbesserungspotenzial vorhanden sei, stellte Haug nicht in Abrede, doch gerade daraus schöpft er Zuversicht für den Rest der Saison. Vorrangiges Ziel müsse nun sein, den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fortzusetzen: "Wir kommen schon! 2004 waren wir hier in Bahrain nirgendwo, aber seither haben wir gezeigt, dass es in die richtige Richtung geht", feuerte der Mercedes-Sportchef der Konkurrenz abschließend einen Warnschuss vor den Bug.