Hat Silber gegen Rot 2008 eine Chance?

Abgesehen vom Sieg in Australien war McLaren-Mercedes gegen Ferrari chancenlos - Schwankungen wie im Vorjahr oder echte Krise?

(Motorsport-Total.com) - Nach drei von 18 Saisonrennen hat McLaren-Mercedes in der Konstrukteurs-WM zwei Punkte Rückstand auf das BMW Sauber F1 Team und einen auf Ferrari. So gesehen ist noch nichts verloren. Dennoch muss man die Form der Silberpfeile hinterfragen, denn in Malaysia und Bahrain waren Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen jeweils das schlechteste der drei Topteams, was die Punkte angeht.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen vor Heikki Kovalainen

Bild mit Symbolkraft: McLaren-Mercedes nur im Windschatten von Ferrari

Wie stark McLaren-Mercedes wirklich ist, lässt sich weiterhin kaum einschätzen. Die überragende Performance von Australien dürfte ebenso wenig repräsentativ gewesen sein wie das bescheidene Auftreten in Bahrain, wo Kovalainen am Ende noch die schnellste Rennrunde fahren konnte. Aber wo die Truppe von Ron Dennis und Norbert Haug wirklich steht, ist schwer zu sagen. Nur in einem Punkt sind sich die meisten Experten einig: Zu Ferrari fehlt noch ein bisschen...#w1#

McLaren-Mercedes auf Höhe von BMW

"Ich würde McLaren auf das Niveau von BMW heben, aber nicht auf das Niveau von Ferrari." Hans-Joachim Stuck

"Ich würde McLaren auf das Niveau von BMW heben, aber nicht auf das Niveau von Ferrari", analysiert 'Motorsport-Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck. "Da ist der Rückstand geringer als im Vorjahr, glaube ich, aber das ist durch die ganzen Fehler natürlich ein bisschen untergegangen. Ich bin gespannt, wie stark die drei Topteams in Barcelona sein werden, wenn mal alles normal läuft. Bisher ist McLaren-Mercedes unter Wert geschlagen worden."

Eine erste seriöse Referenz wird der bevorstehende Grand Prix von Spanien liefern, denn in Barcelona wird momentan getestet, sodass die Teams am Rennwochenende eigentlich ihr volles Potenzial ausschöpfen müssten. Wenn McLaren-Mercedes dann immer noch nicht mit Ferrari mithalten kann, dann muss man sich Sorgen machen, denn in Barcelona sind traditionell nur Allrounderautos konkurrenzfähig.

Unser zweiter Formel-1-Experte, Marc Surer, glaubt jedenfalls nicht, dass der souverän wirkende Auftaktsieg in Australien nur Zufall war: "Ich glaube schon, dass der McLaren in Melbourne das schnellste Auto war. Dort gibt es aber kaum schnelle Kurven", erklärt der ehemalige Grand-Prix-Pilot und heutige TV-Kommentator. "Ferrari ist wie erwartet stark, aber es gibt Strecken - und dazu zähle ich Melbourne - wo der McLaren nahezu unschlagbar ist."

Hat Ferrari das bessere Chassis?

"Auf Chassisstrecken wie Malaysia und Bahrain scheint der Ferrari eindeutig besser zu sein." Marc Surer

"Auf Chassisstrecken wie Malaysia und Bahrain scheint der Ferrari eindeutig besser zu sein", vermutet Surer, der die Schwankungen der ersten drei Rennen aber noch nicht überbewerten will: "Vielleicht haben wir wieder die gleiche Situation wie letztes Jahr, dass etwa in Monaco wieder der McLaren den Vorteil ausspielen kann, dass der alte Unterschied immer noch vorhanden ist. Im Prinzip war die Situation im letzten Jahr genau gleich, nur war damals Alonso in Malaysia unwiderstehlich."

Das konnte man von Hamilton bisher nur in Australien behaupten, denn der Vizeweltmeister handelte sich in Malaysia selbstverschuldet eine Rückversetzung in der Startaufstellung ein, verpatzte in Bahrain den Start und fuhr dann auch noch Fernando Alonso ins Heck. Ist der Wunderknabe entzaubert? "Noch muss man sich um ihn keine Sorgen machen", findet Stuck. Aber: "Für Hamilton ist jetzt die Zeit gekommen, in der die Leichtigkeit weg ist."

"Er ist ein Teamleader, aber ihm widerfährt das Gleiche, wie es im Vorjahr Alonso widerfahren ist", bringt Stuck die Situation auf den Punkt. "Denn man muss mal klar sagen: Mit Kovalainen hat keiner gerechnet. Hamilton hat seine Freischüsse verschossen. So geht es nicht weiter. Das ist eine ganz schwierige Situation, die er in seiner Karriere - auch vor der Formel 1 - noch nie erlebt hat. Ron Dennis tut gut daran, ihn psychologisch wieder aufzubauen."