• 19.08.2002 12:48

Hat Ferrari den Höhepunkt erreicht?

Während Ferrari mit aller Macht den Erfolg ausbauen möchte, schöpfen BMW-Williams und McLaren-Mercedes neuen Mut

(Motorsport-Total.com/sid) - Es dürfte eine der letzten rauschenden Weltmeisterpartys gewesen sein, die Michael Schumacher im Budapester Kempinski-Hotel bis spät in die Nacht mit seinem Ferrari-Team feierte. Die "Formel Schumi" könnte schon in zwei Jahren beendet sein, denn der 33 Jahre alte Champion macht sich offensichtlich erstmals ernsthafte Gedanken über das Ende seiner einmaligen Karriere.

Titel-Bild zur News: Barrichello, Todt und Schumacher

Mit solchen Bildern ist bald Schluss - das jedenfalls hofft die nicht-rote Fraktion...

Tritt Schumacher Ende 2004 ab?

"Michael weiß momentan nicht, ob er nach 2004 noch weiterfahren will. Darüber muss er sich erstmal klar werden", erzählte Manager Willi Weber dem Sport-Informations-Dienst (sid). Hinter den Kulissen versucht Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, die Verträge für den Garanten der vierten Marken-Weltmeisterschaft in Folge samt seines Erfolgsteams vorzeitig bis 2006 zu verlängern. "Ich habe auch von Montezemolos Anliegen gehört. Aber wir reden über die Verlängerung des Vertrages derzeit nicht. Ich würde sagen, dass 2003 vielleicht ein guter Zeitpunkt wäre", erklärte Weber.

Schumi sang "We are the Champions"

Schließlich war die Feier für Ferraris zwölften und Schumis zehnten Weltmeistertitel - je fünf als Fahrer und für seine Teams - erstmal wichtiger. Schumacher sang zur Begeisterung der weit mehr als 100 Ferrari-Angstellten "We are the Champions". In einem abgesperrten Raum wurde am Büffet erst viel gegessen, dann viel (Champagner) getrunken und schließlich viel getanzt. "King Schumi" hatte als Tanzpartnerin extra seine Ehefrau Corinna eingeflogen.

Nach 2004 könnte die Familie endgültig die Hauptrolle in seinem Leben spielen, doch zumindest für die kommenden beiden Jahre hat der Kerpener noch genug Motivation. "Solche Perioden, in denen ein Team überlegen ist, halten nicht ewig", meinte der bei Ferrari nach dem Karriereende als Repräsentant oder Teamchef vorgesehene Schumacher: "Aber wir hätten gern, dass sie so lange wie möglich dauert. Die Stärke von Ferrari ist, dass wir nie nachlassen."

Ist Ferrari auf dem Höhepunkt angekommen?

Montezemolo sieht Ferrari schon jetzt auf dem "Höhepunkt der Unternehmens-Geschichte": "Wir waren noch nie so stark wie heute." Tatsächlich spielten Rubens Barrichello und Michael Schumacher beim Doppelsieg auf dem Hungaroring fast schon arrogante Spielchen mit der Konkurrenz. Um "mich aufzuwecken" fuhr der per Teamorder auf Platz zwei verbannte "Schumi" mal eben drei Sekunden schneller als sonst zum Rundenrekord. Spannende Rennen um den Sieg sind erst wieder zu erwarten, "wenn Rubens wie geplant den zweiten Platz in der WM gesichert hat".

BMW denkt wieder an eigenes Team

Die chancenlosen Verfolger BMW-Williams und McLaren-Mercedes arbeiten mit Hochdruck daran, die "Rot-Phase" in der "Formel Langeweile" schon vor dem möglichen Schumacher-Rücktritt in zwei Jahren zu beenden. BMW-Technikchef Mario Theissen erklärte, "dass wir in den letzten vier Rennen um den Sieg mitfahren können und unseren Motor für 2003 als erstes Team fertig haben".

Zudem denken die Münchner darüber nach, künftig ein komplettes Auto samt Chassis in Eigenregie ohne den Partner Williams zu bauen. Theissen: "Priorität hat der maximale Erfolg. Wir wollen Weltmeister werden." Eine Entscheidung über die Verlängerung des 2004 auslaufenden Vertrages wird zum Jahresende fallen.

McLaren schaute bei Ferrari ab

Bei den "Silberpfeilen" von McLaren-Mercedes ist Chef-Designer Adrian Newey von den nächsten Rennen befreit, weil er sich ganz auf das Auto für die Saison 2003 konzentrieren soll. Das Team wurde nach Ferrari-Vorbild umstrukturiert, als Verstärkungen für den Bau des neuen Renners wurden Mike Coughlan (Arrows) und John Sutton ausgerechnet vom Weltmeister abgeworben.

Dennis: "Die Uhr läuft gegen Ferrari"

Mercedes nimmt künftig mehr Einfluss auf Motorenschmied Mario Illien. "Wir brauchen nicht nur eine Feinabstimmung, wir brauchen auch große Veränderungen. Die setzen wir Schritt für Schritt um", verkündete Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Chancenlos sehen sich die abgeschlagenen WM-Dritten im Duell mit Ferrari nicht, wie McLaren-Boss Ron Dennis erklärt: "Wir können 2003 den Rückstand aufholen. Die Uhr läuft gegen Ferrari."

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