• 10.07.2007 14:58

Hamilton: Von Gott gesegnet?

Lewis Hamilton trägt immer ein Kreuz bei sich, hält sich aber nicht für besonders religiös - Erfolg überwältigt ihn: "Ich lebe den Traum!"

(Motorsport-Total.com) - Der gelbe Helm von Lewis Hamilton erinnert ein bisschen an den großen Ayrton Senna, der seine größten Triumphe ebenfalls unter McLaren-Teamchef Ron Dennis erreicht hat. Aber es gibt noch eine Parallele zwischen dem Shooting-Star und der 1994 verstorbenen Rennfahrerlegende: den Glauben an Gott.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton ist momentan der unumstrittene Superstar der Formel 1

"Ich bin nicht besonders gläubig", erklärte Hamilton im Vorfeld des Silverstone-Wochenendes, "aber ich glaube, dass ich wirklich gesegnet bin. Ich mag es, mein Kreuz zu tragen." Senna hatte seinerzeit immer eine Bibel dabei, las diese während seiner langen Flüge und schöpfte daraus eigener Aussage nach viel Kraft. Allerdings wurde ihm diese Religiosität speziell von Konkurrenten auch oft vorgeworfen: "Er glaubt, er ist deswegen unsterblich", hat zum Beispiel Alain Prost einmal gesagt.#w1#

Für Williams ist Hamilton eine Gotteserscheinung

Frank Williams, 1994 Sennas Teamchef im gleichnamigen Rennstall und heute einer der großen Verehrer Hamiltons, hat kürzlich in einem Interview erklärt, dass es ihm nun wieder leichter falle, an Gott zu glauben, wenn dieser Supertalente wie den aktuellen WM-Leader auf die Erde schickt. Dabei hat der Brite ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Religion, seit er wegen eines Autounfalls vor mehr als 20 Jahren im Rollstuhl sitzt.

Hamilton will von alledem nichts wissen: "Ich habe kein gottgegebenes Talent. Jeder hat Talent, nur auf einem unterschiedlichen Level. Manche arbeiten härter als andere - und das sind diejenigen, die die besseren Rennfahrer sind. Ich glaube, dass ich ein gewisses Maß an Talent habe, aber ich weiß nicht, ob es mehr ist als bei Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) oder Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.). Ich weiß nur, dass ich hart arbeite und dadurch besser fahre als früher", meinte er.

Am vergangenen Wochenende leistete er sich beim ersten Boxenstopp in Silverstone den ersten entscheidenden Fehler in der laufenden Saison, durch den er die Führung im Rennen verlor, das er anschließend nur als Dritter beendete - nach der Pole Position war dies für viele seiner britischen Landsleute auf den Tribünen eine Negativüberraschung. Er selbst sieht dies jedoch angesichts seiner bisherigen Erfolge weniger dramatisch.

Bester Formel-1-Neuling aller Zeiten

Und das mit Recht: Noch nie zuvor ist es einem Formel-1-Neuling gelungen, in seinen ersten neun Rennen auf dem Podium zu landen, geschweige denn davon auch zwei zu gewinnen. Damit führt er in der Weltmeisterschaft immer noch zwölf Punkte vor Fernando Alonso. Was für ein Gefühl ist das, Lewis? "Ich lebe den Traum - wobei das alles meinen Traum fast schon übersteigt", lächelte er im 'BBC'-Interview. "Es ist eine aufregende Zeit für mich."

Allerdings wird ihm der Rummel um seine Person schon fast unheimlich, so dass er überlegt, mittelfristig aus Großbritannien wegzuziehen, um sich in Monaco oder in der Schweiz niederzulassen. Während der laufenden Saison kommt ein Umzug nicht in Frage, weil er ohnehin meistens unterwegs ist und er alles vermeiden will, was ihn von seinem großen Ziel, dem Gewinn des Fahrer-WM-Titels, ablenken könnte.

Zum Relaxen spielt Hamilton Golf

Wenn er einmal abschalten will, spielt der 22-Jährige am liebsten Golf, "auch wenn das nicht immer hilfreich ist, weil ich so schlecht bin! Ich treffe den Ball, aber nicht sehr konstant. Stunden will ich nicht nehmen, denn ich habe die von meinem Onkel Terry beobachtet. Da habe ich zugehört, was ihm sein professioneller Trainer gesagt hat. Das ist nichts für mich. Aber wenn ich Tiger Woods einmal treffe, würde ich liebend gerne Golfstunden bei ihm nehmen", sagte er augenzwinkernd.

Was viele Beobachter beeindruckt hat, war die Coolness im Umgang mit Medien und Fans in Silverstone, wo die totale Hamilton-Mania ausgebrochen war. Der Youngster hatte zuvor beim Festival of Speed in Goodwood schon einen ersten Eindruck davon bekommen, was ihn erwarten würde, doch ein Grand-Prix-Wochenende ist noch einmal eine ganz andere Dimension. Abgesehen vom kleinen Fehler beim Boxenstopp legte er aber in jeder Hinsicht ein makelloses Wochenende hin.

Vor dem Start stieg er sogar noch einmal aus dem Auto aus: "Es ist so bequem im Sitz, wenn du angegurtet bist, dass ich glatt einschlafen würde! Es ist so warm und weich, fast wie im Bett. Sie halten dir den Schirm, da schaltest du total ab. Daher stehe ich lieber auf und bewege mich. Vor dem Grid bin ich aber in meinem Zimmer im Motorhome, verschwende keine Energie. Da liege ich im Bett, um den Puls runterzubekommen", erklärte Hamilton sein übliches Ritual.