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Hamilton: "Ging einen anderen Weg als Fernando"
Lewis Hamilton erklärt im PK-Interview, warum sein Auto im Rennen in Silverstone nicht perfekt war und wie er wieder siegfähig werden will
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Lewis, dein neuntes Podium hintereinander. Du lagst von der Pole Position aus in Führung, im ersten Stint sah es fantastisch aus - und jetzt erzählst du weiter!"
Lewis Hamilton: "Ja, wir hatten ein interessantes Rennen. Es begann ziemlich gut, ich erwischte einen guten Start, was entscheidend war. Anfangs wollte ich einen Vorsprung auf Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) herausfahren, aber er war extrem schnell und gegen Ende des Stints bauten meine Reifen ab, so dass ich langsamer wurde. Da machte Kimi Druck auf mich."

© xpb.cc
Verlierer sehen anders aus: Lewis Hamilton heute in Silverstone
"Und dann passierte der Fehler beim Boxenstopp. Ich dachte, der Lollipop würde hochgehen, also fuhr ich los. Keine Ahnung, wie viele Sekunden ich da verloren habe, aber es waren jedenfalls sehr wertvolle. Danach hatte ich Schwierigkeiten mit der Balance, wie schon das ganze Wochenende. Wir waren einfach nicht so schnell wie die Ferraris. Im Qualifying lief es gut, aber heute fehlte uns in den letzten zwei Stints etwas. Der letzte Stint war ein bisschen besser, da war ich sehr konstant, aber wir hatten einfach nicht die Pace der Ferraris."#w1#
Reifenentscheidung war wohl falsch
Frage: "Die Top 3 hatten heute unterschiedliche Reifenstrategien. Hat das eine Rolle gespielt?"
Hamilton: "Eine große sogar, vor allem zu Beginn, als Kimi mit mir mithalten konnte - da waren die weichen Reifen schneller. Wir wollten auch mit den weichen Reifen starten, aber wir hielten das wegen des Verschleißes für ein zu großes Risiko, also nahmen wir die härteren. Der letzte Stint war von der Stabilität her am besten. Wir haben Punkte gesammelt, es ist mein neuntes Podium - darüber bin ich sehr glücklich, auch für das Team. Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) wurde ja auch Zweiter. Das ist gut."
Frage: "Wie war die Auslaufrunde bei diesem Publikum für dich?"
Hamilton: "Schön. Ich muss mich bei allen Fans bedanken, die waren an diesem Wochenende fantastisch. Ohne ihren Support wäre mir das Rennen viel schwerer gefallen. Ich wusste, dass sie mir die Daumen hielten. Hoffentlich kann ich es im nächsten Jahr wieder probieren."
Frage: "Der Mittelstint war heute dein Problemstint, nicht wahr?"
Hamilton: "Ja. Der erste Stint war konkurrenzfähig, auch wenn Kimi viel Druck ausüben konnte. Ich wollte mir einen Vorsprung erarbeiten. Drei bis fünf Sekunden hätte ich gebraucht, aber ich schaffte es nicht. Im Mittelstint begannen die Reifen gleich in der ersten Runde wegen Untersteuerns zu grainen, daher fiel es mir schwer, die Pace mitzugehen. Es war enorm hart für mich, die Jungs davonziehen zu sehen, aber ich musste einfach auf einen Fehler hoffen oder so. Das passierte leider nicht, also musste ich mich mit Punkten begnügen."
Frage: "Es ist eine neue Erfahrung für dich, 37 Sekunden Rückstand auf den nächstvorderen Gegner zu haben. Bist du trotzdem glücklich, auf dem Podium zu stehen?"
Hamilton: "Glücklich ja, aber ich würde nicht sagen, dass es Glück war. Wir haben an diesem Wochenende hart gearbeitet. Mit dem Setup haben wir - oder ich - eine falsche Entscheidung getroffen. Ich ging beim Heck einen anderen Weg als Fernando, was mir im Rennen Probleme bereitete. Nicht einmal im Qualifying war ich so schnell, wie ich hätte sein sollen, aber da war es schon zu spät, um noch etwas am Auto zu ändern. Das wird mir für nächstes Mal eine Lehre sein. Ich war wieder konstant unterwegs, wieder auf dem Podium, da kann man schon zufrieden sein."
Setups normalerweise gleich
Frage: "Habt ihr normalerweise teamintern das gleiche Setup?"
Hamilton: "Ja, für gewöhnlich sind unsere Autos sehr ähnlich. Das war heute ein bisschen anders. Sonst ist es nicht genau gleich, aber fast."
Frage: "So euphorisch die Pole Position gestern war, so enttäuscht musst du heute sein, nicht wahr?"
Hamilton: "Es ist nicht das beste Resultat für uns, denn nach der Pole war ich mir sicher, dass es besser laufen würde. Aber zum ersten Mal den Heim-Grand-Prix zu fahren und trotz der Probleme im zweiten und dritten Stint Dritter zu werden, das kann man auch positiv sehen. Neun Podestplätze hintereinander sind ein Wahnsinn. Keine Ahnung, ob das schon jemals wer geschafft hat. Ich freue mich darüber."
Frage: "Glaubst du, dass du nur Vierter geworden wärst, wenn Felipe Massa nicht seine Probleme am Start gehabt hätte?"
Hamilton: "Vielleicht."
Frage: "Wie gehst du damit um, ein Vorbild zu sein? Und hast du auch ein Vorbild?"
Hamilton: "Ich habe kein Vorbild mehr, denn ich bin 22 Jahre alt. Aber mein Bruder inspiriert mich, denn er hat immer ein Lächeln im Gesicht, ganz egal was los ist. Davon kann man viel lernen. Was immer er macht - und er kann ja nicht Fußball spielen wie wir oder Sport machen -, macht er mit 110 Prozent, auch wenn es ihm schwer fällt. Er ist eine Inspiration."
Frage: "Wie schätzt du die erste Saisonhälfte ein?"
Hamilton: "Es war fast schon übertrieben. Ich kann mich nicht beschweren."
Frage: "Gab es im Rennen heute einmal einen Punkt, an dem dir klar wurde, dass du nicht gewinnen würdest?"
Hamilton: "Nicht wirklich. Ich gebe nie auf. Ich pushe immer, denn man weiß nie, was passieren wird. Die Führenden hätten kollidieren oder von Nachzüglern aufgehalten werden können. Manchmal sah ich andere Autos vor mir und ich wusste nicht, ob sie es sind oder nicht. Ich dachte, ich würde beim Überrunden vielleicht noch mal herankommen. Man weiß nie, was passiert, also gebe ich nie auf. Das Team sagt dir irgendwann, dass du den Motor schonen sollst, aber dann pusht man eben mehr, um den Leistungsverlust auszugleichen. Ich war immer voll da."
Nicht Hamiltons erster Fehler
Frage: "Du hast an der Box deinen ersten Fehler der Saison gemacht. Lag das am großen Druck?"
Hamilton: "Nein, aber es war auch nicht mein erster Fehler der Saison. Ich habe auch schon andere gemacht, aber die konnte man nicht immer sehen."
Frage: "Was ist nach diesen zwei dritten Plätzen und dem Abstand zu Ferrari notwendig, um Weltmeister zu werden?"
Hamilton: "Ich muss mich steigern, was ich auch vorhabe. Als Team müssen wir wie immer pushen. Ich als Fahrer lerne noch dazu, sammle immer mehr Erfahrung. Es kommen ein paar Strecken, die ich schon kenne, was mir die Wochenenden einfacher machen wird. Hier war ich auch früher schon mal, aber ich hatte nicht die Pace. Ich muss einfach darauf achten, dass wir uns weiterentwickeln, dass wir das Setup hinbekommen und dass wir im Idealfall die Ferraris schlagen."
Frage: "Kannst du noch einmal deinen ersten Boxenstopp beschreiben?"
Hamilton: "Die Einfahrt in die Boxengasse war gut. Ich stand an der Box und das Heck wurde zu Boden gelassen. Ich legte den ersten Gang ein, war bereit, sah den Lollipop sich bewegen, aber das war falsch. Dann habe ich die Kupplung zu früh losgelassen. Wenn der Lollipop nach oben geht, willst du so schnell sein wie möglich. Ich habe versucht, das genau zu erraten, aber ich war zu früh dran."

