Souveräner Räikkönen-Sieg im Hamilton-Land

Kimi Räikkönen holt an den Boxen den zweiten Sieg binnen acht Tagen vor Alonso und Lokalmatador Hamilton - Massa nach Aufholjagd Fünfter

(Motorsport-Total.com) - Aus dem von der ganzen Nation erhofften Sieg von Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) im "Home of British Motor Racing" in Silverstone wurde nichts, dennoch herrschte heute beim neunten WM-Lauf der Saison eine unglaubliche Stimmung - und die steckte offenbar sogar den Wettergott an, denn der befürchtete Regen blieb aus und gegen Rennende blinzelte bei 22 Grad sogar die Sonne ein wenig durch.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton

Räikkönen und Hamilton bei der Siegerehrung gleich nach dem Rennen

Die Formel-1-Party ließen sich die britischen Fans auch durch den "falschen" Sieger nicht verderben, schließlich schaffte Lokalmatador Hamilton auch in seinem neunten Grand Prix den Sprung auf das Podium, womit er die Führung in der Weltmeisterschaft verteidigte. Und außerdem gab es sowieso keinen Grund zu jammern, denn auf dem 5,141 Kilometer langen Kurs wurde zwar nicht unbedingt die allerbeste Racingaction geboten, dafür aber ein überaus interessanter Strategiepoker.#w1#

Pech für Massa am Start

Für Ferrari sah es anfangs nicht unbedingt nach einem rundum gelungenen Nachmittag aus, denn Felipe Massa blieb nach der ersten Aufwärmrunde stehen und verursachte so unfreiwillig einen zweiten Startanlauf, musste - genau wie übrigens auch Takuma Sato (Super-Aguri-Honda), bei dem über Nacht das Chassis gewechselt wurde - aus der Boxengasse ins Rennen gehen.

Beim eigentlichen Start verteidigte Hamilton seinen ersten Platz geschickt, indem er entschlossen die Spur wechselte und Kimi Räikkönen (Ferrari) vor Copse den Weg abschnitt. Dahinter folgten Fernando Alonso (McLaren-Mercedes), Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team), Heikki Kovalainen, Giancarlo Fisichella (beide Renault), Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) und Ralf Schumacher (Toyota) in den Punkterängen.

Das Feld fädelte sich sauber durch die ersten Kurven, allerdings gab es ein paar Positionskämpfe. So war Heidfeld zwischenzeitlich schon vor Fisichella, der aber kontern konnte, und Jenson Button (Honda) legte sich in den hinteren Regionen seinen britischen Landsmann Anthony Davidson (Super-Aguri-Honda) zurecht. Außerdem erwischte Nico Rosberg (Williams-Toyota) dank eines relativ leeren Tanks einen Superstart, so dass er früh hinter seinem Teamkollegen Alexander Wurz auftauchte und diesen überholte.

Spitzentrio setzte sich früh ab

Nach fünf Runden hatte das Spitzentrio schon fünf Sekunden Vorsprung auf die Verfolger, womit klar war, dass einer von diesen drei Kandidaten gewinnen würde. Hamilton hätte sich in jener Phase wegen seiner geringeren Benzinlast eigentlich absetzen müssen, kam aber nicht von Räikkönen weg und spürte den "Iceman" am Ende seines ersten Stints sogar immer stärker im Nacken - einmal kam es sogar beinahe zu einer Berührung.

Felipe Massa

Massa blieb nach der Aufwärmrunde stehen, ging aus der Box ins Rennen Zoom

In der neunten Runde gab Mark Webber mit dem Charity-Red-Bull-Renault wegen eines technischen Problems an der Box auf, in der zwölften ging Fisichella im Zuge einer Teamstrategie vor Stowe an Kovalainen vorbei und in Umlauf 15 eröffneten Kovalainen und Rosberg die regulären Boxenstopps. Nur eine Runde später kam dann auch schon der führende Hamilton herein, wodurch Räikkönen kampflos die Führung erbte.

Erster kleiner Fehler von Hamilton

Und Hamilton leistete sich den ersten entscheidenden Patzer in dieser Saison: Als der Lollipop umgedreht wurde, dachte er irrtümlich, er habe schon freie Fahrt, weshalb er einen halben Meter fuhr und dann sofort wieder anhielt. Dadurch verlor er einige Sekunden, die möglicherweise entscheidend dafür waren, dass er nach den ersten Stopps nur noch an dritter Stelle lag - und danach fand er nie wieder zu seiner Pace aus dem Qualifying, rollte er nur noch mit.

Räikkönen kam in der 18. Runde an die Box und stand 9,1 Sekunden, Massa in Runde 20, Alonso ebenfalls - und nach 6,3 Sekunden Standzeit kam der Spanier als Führender wieder auf die Strecke zurück. Der Preis, den er dafür zahlen musste, war allerdings ein relativ kurzer Mittelstint. Diese Taktik wäre möglicherweise voll aufgegangen, wenn er sich in jener Phase einen Vorsprung aufgebaut hätte, was ihm phasenweise auch gelang, als er bis auf fünf Sekunden davonfuhr.

Entscheidung beim zweiten Boxenstopp

Allerdings kam Alonso sechs Runden vor dem Ferrari-Star zum zweiten Boxenstopp, was letztendlich relativ deutlich die Entscheidung um den Sieg brachte. Im letzten Abschnitt drehten die beiden Führenden, die auf der Ziellinie mehr als eine halbe Minute Vorsprung auf den stark abbauenden Hamilton hatten, ihre Pace stark zurück. Schlussendlich waren sie nur durch 2,4 Sekunden getrennt, weil Räikkönen in der letzten Runde enorm abbremste.

Lewis Hamilton

Bei diesem Boxenstopp patzte Hamilton, der eben doch nur ein Mensch ist Zoom

Auf Platz vier kam Kubica ins Ziel, der zum Schluss Massa formatfüllend im Rückspiegel hatte, aber abgeklärt die fünf Punkte nach Hause fuhr. Hinter dem polnisch-brasilianischen Duo wurde Heidfeld nach einer unauffälligen, aber soliden Leistung Sechster, Kovalainen und Fisichella landeten ebenfalls noch in den Punkterängen. Renault war also wieder recht konkurrenzfähig, aber noch nicht ganz auf Augenhöhe mit dem BMW Sauber F1 Team.

Rubens Barrichello (Honda) und sein Teamkollege Button setzten auf eine Einstoppstrategie und kamen damit immerhin in die Top 10, schrammten aber an WM-Punkten um eine halbe Minute vorbei - was bestätigt: Wenn die vier Topteams ihre Autos ins Ziel bringen, wird es für alle anderen ganz schwierig. Dies bekam auch David Coulthard (11./Red-Bull-Renault) zu spüren, der anfangs positiv auffiel, als er sich gegen Massa kämpferisch zur Wehr setzte.

Rosberg wieder einmal vor Wurz

Rosberg kam als Elfter ins Ziel und überholte damit den vor ihm gestarteten Wurz (12.) um 4,8 Sekunden. Wurz fuhr eines seiner besseren Rennen, hatte aber Pech, als ihm bei einem Überholmanöver in Club von Scott Speed (Toro-Rosso-Ferrari) die Tür zugeschlagen wurde, wodurch Rosberg durchrutschte. Speed schied bei der Situation mit einer gebrochenen Vorderradaufhängung aus, Wurz' Hinterradaufhängung hielt der Berührung stand.

Gewertet wurden 16 von 22 gestarteten Fahrern, tatsächlich im Ziel waren aber nur 15, denn Vitantonio Liuzzi (Toro-Rosso-Ferrari) musste kurz vor Schluss noch aufgeben. Die weiteren Ausfälle: Jarno Trulli (Toyota/Defekt), Davidson (Defekt), Speed, Schumacher (Kupplungsschaden), Adrian Sutil (Spyker-Ferrari/Motorschaden) und Webber. Auffällig: Von den absoluten Spitzenfahrern erwischte es diesmal niemanden.

Räikkönen durch Double an Massa vorbei

Räikkönens Sieg untermauerte die bereits vor acht Tagen in Magny-Cours eingeleitete Trendwende in der Weltmeisterschaft; der 27-Jährige ist mit dem Siegesdouble nun wieder ein ernstzunehmender Titelkandidat. In Führung liegt weiterhin Hamilton, der heute gemessen an den hohen Erwartungen eher enttäuschend unterwegs war, aber in der Fahrerwertung immer noch beruhigende zwölf Punkte Vorsprung hat.

Lewis Hamilton vor Kimi Räikkönen

Die Führung von Hamilton zu Beginn währte nur bis zum ersten Boxenstopp Zoom

Teamintern gab es bei Ferrari eine Verschiebung, denn Räikkönen fehlen einerseits 18 Zähler auf die Spitze, andererseits hat er aber im Duell gegen Massa die Nase wieder mit 52:51 vorne. Bei den Konstrukteuren ist Ferrari mit 103:128 im Rückstand. Das BMW Sauber F1 Team (56) und Renault (31) setzten sich indes weiter vom Rest des Mittelfeldes ab, das weiterhin von Williams-Toyota (13) angeführt wird.

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