• 18.07.2008 18:42

  • von Dieter Rencken / Fabian Hust

Hamilton über Nervosität und seine Qualifying-Schwäche

Der McLaren-Mercedes-Pilot gibt zu, dass er noch vor jedem Rennen nervös ist und dass er im Qualifying nicht das Maximum aus dem Auto herausholt

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Heimrennen von McLaren in Silverstone und dem triumphalen Sieg in einem schwierigen Regen-Rennen kommt Lewis Hamilton natürlich top motiviert zum Heimrennen von Mercedes an den Hockenheimring.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton sieht im Qualifying großen Verbesserungs-Bedarf

"Dies war ein wahnsinniges Wochenende, zumindest ein wahnsinniger Sonntag", erklärte der McLaren-Mercedes-Pilot in Hockenheim gegenüber Journalisten. "Ich sage nicht, dass dies überraschend kam, aber es war etwas, für das ich hart gearbeitet habe. Ich denke nicht, dass man irgendein anderes Rennen damit vergleichen kann. Es ist mein Heim-Grand-Prix, er bedeutet mir sehr viel und es war für mich ein besonderes Wochenende. Das nehme ich den Rest meines Lebens mit."#w1#

"Ich möchte jedes Rennen gewinnen, ich bin nicht hier, um besondere Rennen zu gewinnen." Lewis Hamilton

Dem Briten ist aber natürlich bewusst, dass die Weltmeisterschaft noch aus neun weiteren Rennen besteht, die er möglichst gut beenden muss: "Ich möchte jedes Rennen gewinnen, ich bin nicht hier, um besondere Rennen zu gewinnen. Jedes Rennen kann speziell sein. Das hängt davon ab, wie man es gewinnt. Wir versuchen einfach, uns darauf zu konzentrieren, etwas Schwung und Konstanz aufzubauen."

Hamilton gibt zu, dass er nach wie vor vor jedem Rennen nervös ist: "Das ist menschlich. Das sind einfach Nerven, die Aufregung und das Adrenalin. Man fragt sich, ob man perfekt startet, was in der ersten Kurve passiert, weil man dies nicht weiß. Man hat absolut keine Ahnung, was passieren wird - fahre ich links, fahre ich rechts, muss ich früh bremsen, bremse ich spät, wird man von hinten getroffen, wird man einen Plattfuß haben? Es gibt so viele Fragen, und das ist das Aufregende daran."

"Jedes Mal ist es vor einem Rennen dasselbe, dieselbe Aufregung." Lewis Hamilton

Es geht darum, wie man diese Energie kontrolliert, wie man damit während eines Rennens umgeht: "Das ist immer der Schlüssel zum Erfolg. Ich bin nervös, seitdem ich angefangen habe, Rennen zu fahren. Jedes Mal ist es vor einem Rennen dasselbe, dieselbe Aufregung."

Das könne man auch nicht kontrollieren: "Dein Körper macht, was er eben macht. Das ist der Zustand des Kopfes, aber ich habe keine Wege oder Lösungen, Methoden, um damit umzugehen. Ich habe mich diesbezüglich nie trainiert, und ich habe nicht das Gefühl, dass ich dies tun muss. Das ist der aufregende Teil des Rennfahrer-Jobs."

"Manchmal hat man das Gefühl, dass etwas passieren und schief laufen kann." Lewis Hamilton

Jedes Rennen sei anders, aber jenes in Brasilien, als er im vergangenen Jahr den WM-Titel doch nicht gewann, sei noch eine Stufe extremer gewesen: "Ich wollte das Rennen einfach beenden, und manchmal hat man das Gefühl, dass etwas passieren und schief laufen kann. Wenn es dann dazu kommt, dann ist es so, als wäre die gesamte Welt über dir zusammengebrochen."

Aus der vergangenen Saison habe er gelernt, damals habe er Fehler und schlechte Wochenenden wesentlich persönlicher genommen: "Dieses Jahr bin ich als Person viel stärker und als Fahrer gehe ich damit viel besser um. Ich habe nach schlechten Rennen nicht das Gefühl, als müsse ich zurückschlagen oder mich auftrappeln. Das folgende Rennen ist anders. Es gibt immer Gebiete, auf denen du dich als Fahrer verbessern musst."

"Die Mentalität der finnischen Leute und Athleten ist spezifisch." Lewis Hamilton

Hamilton glaubt sogar, dass die Mentalität von Kimi Räikkönen aufgrund seiner Nationalität eine andere ist: "Die Mentalität der finnischen Leute und Athleten ist spezifisch, da gibt es einen Unterschied, ja. Man kann von ihnen etwas lernen. Wenn ich nach Finnland gehe und sehe den Lebensstil dort, dann ist dieser großartig, sehr ruhig. Es ist an den Seen so ruhig, ich kann mich dort gut entspannen."

So sieht er es als "Bonus" an, mit Heikki Kovalainen einen Finnen in seinem Team zu haben: "Ich spiele gegen Heikki Tennis und sehe die Art und Weise, wie er denkt, wie einfach es für ihn ist, sich zu konzentrieren. Davon kann ich lernen."

Lernen muss Hamilton auch in Bezug auf das Qualifying, denn mit diesem ist er im Moment nicht zufrieden, könne er doch derzeit nicht das Maximum aus dem Auto holen: "Meine Leistung im Qualifying war dieses Jahr ziemlich schlecht", gesteht der Brite. "Ich habe generell nie wirklich das Maximum aus dem Auto herausgeholt."

"Meine Leistung im Qualifying war dieses Jahr ziemlich schlecht." Lewis Hamilton

Im Vergleich zu seinem Teamkollegen könne er dieses Fazit ziehen: "In den Rennen habe ich immer sehr starke Leistungen gezeigt, aber es ist sehr schwierig, ein Auto zu haben, das in der Qualifikation und im Rennen gleichzeitig schnell ist. Das ist sehr schwierig. Man sieht an Heikki, dass er ein schnelles Qualifying-Auto hat, aber er war im Rennen nie nahe an mir dran. Das hängt einfach damit zusammen, dass wir unser Auto unterschiedlich abstimmen."

Auch im Vergleich zu Ferrari macht Hamilton einen großen Unterschied aus: "Sie scheinen ein Auto zu haben, mit dem das viel einfacher möglich ist. Wenn man sich ihre Onboard-Aufnahmen anschaut, dann sieht es aus, als seien sie auf Kaffee-Fahrt. Ihr Auto bewegt sich nie. Ich muss mit meinem Auto die ganze Runde über kämpfen, schauen, dass ich um die Kurven komme, und sie scheinen fast wie auf Schienen zu fahren."