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  • 30.09.2007 15:29

Hamilton: "Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist"

Der McLaren-Mercedes-Pilot in der PK über die schwierigen Bedingungen, die Angst während der Safety Car-Phasen und den triumphalen Sieg

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es ist schwierig zu sagen, wo man anfangen soll - was für ein Rennen! Wir hatten teuflische Wetterbedingungen, starteten hinter dem Safety Car, du wurdest zu Beginn von Teamkollege Fernando Alonso unter Druck gesetzt und hattest dann einen Zwischenfall mit Robert Kubica..."
Lewis Hamilton: "Ja, es war ein sehr ereignisreiches Rennen. Ich denke, dass es während des Rennens so viele Momente gab, in denen durch die Köpfe der Fahrer schoss, dass wir das Rennen abbrechen sollten. Es war manchmal sehr schwierig und es gab Zeiten, zu denen es leichter war zu fahren."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Hamilton ist einfach überglücklich, dass er die Zielflagge als Sieger sehen konnte

"Wir hatten zu Beginn das Safety Car und ich war heiß darauf, loszulegen. Nach dem Safety Car zu Beginn hatte ich einen ordentlichen Start und verspürte keinen besonderen Druck von Fernando. Ich sparte Benzin und fuhr locker davon, natürlich hätte ich - falls ich dies müsste - mehr Druck machen können, wenn er mir im Heck gehangen hätte."

"Dann kamen wir rein, um die Boxenstopp zu erledigen, ich kam wieder auf die Strecke und hörte, dass er abflog aber wieder zurück gekommen ist, und dass er fünf Plätze oder so etwas hinter mir liegt. Dies war also ein Plus und ich musste nur versuchen, das Auto auf der Strecke zu halten."

"Dann kollidierte ich mit Robert. Es war dort draußen so schwierig - ich konnte in meinen Spiegel nichts sehen und mein Visier war beschlagen und es war sehr neblig - ich konnte aus diesem Grund nicht sehen, dass er innen neben mir war. Ich hatte sehr viel Glück, dass ich dennoch ins Ziel kam."

Frage: "Das klingt danach, als würdest du die Schuld auf dich nehmen. Vielleicht kannst du noch etwas hinzufügen und uns sagen, ob das Auto danach beschädigt war, denn du warst nach diesem Zwischenfall ein paar Runden etwas langsam?"
Hamilton: "Ich habe nicht gesagt, dass ich dafür die Schuld auf mich nehme - ich denke, wenn man sich hinter jemandem befindet, dann muss man sich an die Bedingungen anpassen."

"Ich konnte ihn nicht sehen und vielleicht lag er etwas zu weit hinter mir, um neben mich zu fahren und das Manöver zu wagen. Ich konnte ihn nicht sehen, ich konnte ihn nicht hören, und er berührte mich."

"Für ihn war es nicht wirklich ein Risiko, das er eingehen musste, da er mich auf der Gerade oder sonstwo hätte überholen können. Ich verspürte dann eine Vibration und dachte 'Verdammt, da stimmt mit meinem Auto etwas nicht' - vielleicht ließ mein Hinterreifen nach oder es war etwas locker und ich musste noch den Rest des Rennens bestreiten."

"Ich hatte sehr viel Glück - das Team sagte, dass das Auto in Ordnung zu sein scheint, dass ich es also nur auf der Strecke halten soll."

Frage: "Wie fühlte sich das Rennen an, jetzt, wo es beendet ist? Hat es sich unglaublich lang angefühlt? Wie waren die letzten Runden gewesen und wie war der Restart hinter dem Safety Car?"
Hamilton: "Es war das längste Rennen meines Lebens - es schien weiter und weiter zu gehen. Als wir hinter dem zweiten Safety Car lagen, da stand ich ständig mit meinen Ingenieuren über Funk in Verbindung, damit sie dem Red Bull-Team sagen, dass Mark etwas mehr Abstand zu mir hält, weil ich wegen des Safety Cars nicht schneller fahren konnte, welches vor mir lag."

"Ich versuchte aus diesem Grund den Abstand auf ihn aufrecht zu erhalten und zog dann rüber, da ich Mark nicht sehen konnte. Und dann verschwand er neben mir, er bremste sich also selbst aus. Ich hatte das Gefühl, dass etwas passieren wird, und ich nehme an, dass mich meine Instinkte nicht getäuscht haben."

"Und dann vollführten wir den Restart und ich hatte Heikki hinter mir und ich war etwas nervös, dass wir vielleicht kollidieren könnten, aber er leistete gute Arbeit."

"In den letzten paar Runden sagte mir das Team, dass ich langsamer machen soll, dass ich eine Sekunde schneller bin als alle anderen und ich sagte, dass ich so langsam fahren würde, wie ich mich dabei dann noch wohl fühle."

"In den letzten paar Runden ließ ich es locker angehen, denn es war so nass und meine Reifen wurden alt und wir hatten Aquaplaning. Aber ich bin begeistert, dass ich es ins Ziel gebracht habe. Das ist für das Team großartig."

Frage: "Es gab für dich dieses Jahr viele Premieren - dein erster Sieg im Nassen muss für dich ein sehr besonderer Moment sein, so wie er das für jeden Rennfahrer ist, oder?"
Hamilton: "Definitiv, und es schossen mir viele Gedanken durch den Kopf - ich fuhr im Nassen und führte, spulte die letzte Runde ab und dachte an einige der Rennen, in denen Senna und Prost dabei waren. Das verschaffte mir das Gefühl, dass ich mich auf dem Weg befinde, etwas Ähnliches wie sie zu erreichen."

"Ich bin dem Team wirklich dankbar, sie haben fantastische Arbeit geleistet und wirklich Druck gemacht. Ich danke auch meiner Familie - es war ein langes hartes Jahr und ich weiß, dass ihr alle zuschaut, also danke an alle für eure Unterstützung."

"Auch an die Fans - besonders hier an diesem Wochenende, die japanischen Fans waren super gewesen. Sie sind verrückt, einfach hier im Regen zu sitzen. Sie waren phänomenal, also auch Dankeschön an sie."

Frage: "Wie war es gewesen, sich zwei Stunden lang zu konzentrieren?"
Hamilton: "Es war für mich eines der schwierigsten, wenn nicht das schwierigste Rennen, das ich jemals fahren musste. Ganz einfach wegen der Bedingungen, die sich ununterbrochen veränderten und man nicht wirklich viel sehen konnte."

"Ich hatte zwei Folien auf meinem Visier - eine zog ich beim Boxenstopp ab und es machte keinen Unterschied aus, und ich zog eine weitere weg und ich bemerkte, dass an der Innenseite Wasser war. Man kann das Visier nicht öffnen, während man fährt, oder es sauber machen oder sonst etwas damit tun. Ich kämpfte also damit, überhaupt etwas zu sehen."

"Meine Spiegel - es war unmöglich, durch die Gischt hinter mir etwas zu sehen. Angesichts der ganzen Safety Cars wurde ich etwas nervös, als die Fahrer so nahe kamen. Das Safety Car war am Limit, aber wir waren für das Safety Car zu schnell."

"Besonders im letzten Rennabschnitt - wir waren mit viel Benzin unterwegs und hatten Graining an den Reifen. Ich begann dort von ein paar Leuten überholt zu werden und fragte das Team, ob wir erneut an die Box kommen werden und ob ich sie einfach vorbei lassen sollte, um das Leben für mich leichter und sicherer zu gestalten."

"Es gab den Crash mit Robert, es war ein solch ereignisreiches Rennen. Besonders am Ende, als es mehr zu regnen begann. Ich musste vom Gas gehen, das Aquaplaning war unmöglich. Ich bin aus diesem Grund wirklich froh, dass ich das Auto nach Hause gebracht habe."

Frage: "Du hast während der Safety Car-Phase augenscheinlich in jeder Runde die Bremsen aufgewärmt?"
Hamilton: "Ja, das war wirklich der Fall - wir mussten einfach die Hitze in den Bremsen behalten. Ich fuhr mit einer ziemlich harten Bremsen-Mischung, wenn ich also leicht gebremst hätte, dann hätte ich die Bremsen verglast."

"Ich stellte aus diesem Grund sicher, dass es einen Abstand gibt, maximierte den Abstand, den man erlaubt ist einzuhalten, und nutzte ihn zu meinem Gunsten."

"Das war schwierig, denn Mark war hinter mir und war einfach so nahe, und plötzlich bremste er wirklich hart. Ich weiß nicht, was passierte - jemand krachte in ihn. Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist - ich war so erleichtert, als ich über die Ziellinie fuhr. Es war einfach zu lang."

Frage: "Wie wurdest du über Fernandos Unfall informiert und hattest du das Gefühl, dass dies eine Art Gerechtigkeit nach alldem ist, was in diesem Jahr passiert ist?"
Hamilton: "Die Antwort auf den zweiten Teil lautet 'Nein'. Es muss ein paar Runden zuvor oder genau in der Runde gewesen sein, als er abflog. Mir wurde gesagt, dass ich vorsichtig sein soll, dass in Kurve sechs Trümmerteile liegen. Und sie sagten, dass es Fernando war."

Frage: "Du warst im Regen so schnell, wie Ayrton. War es das Wichtigste im Regen?"
Hamilton: "Man muss das Auto auf der Strecke halten und das damit kombinieren, zu versuchen, auch so schnell wie möglich zu sein. Es ist wirklich schwierig, aber das Großartige an dieser Strecke ist die Tatsache, dass es im Nassen viel Grip gibt."

"Ich denke auch, dass die Reifen geholfen haben, aber es ist eine großartige Strecke, um im Nassen zu fahren. Besonders gegen Ende war es sehr, sehr schwierig, man hatte beinahe Aquaplaning."

"Generell ist es einfach wirklich eine schöne Strecke zum Fahren, mehr noch im Trockenen, aber auch im Nassen macht es einfach viel Spaß."

"Es liefen jedoch ein paar Rinnsale über die Strecke und der Schlüssel zum Erfolg ist sicherzustellen, dass das Auto so gerade wie möglich steht. Man geht entweder vom Gas oder stellt einfach sicher, dass man sich nicht dreht."

"Fernando drehte sich ganz offensichtlich auf einem dieser kleinen Rinnsale. Es geht einfach darum, ruhig und cool zu bleiben und nicht zu versuchen, in dieser Kurve Erster oder Schnellster zu sein. Man versucht einfach, den Schwung durch die gesamte Runde mitzunehmen."

Frage: "Hattest du genügend Benzin an Bord, um das Rennen ohne die zweite Safety Car-Phase zu beenden?"
Hamilton: "Ja."

Frage: "Bist du unter diesen Bedingungen immer das Auto gefahren oder fuhr das Auto manchmal mit dir?"
Hamilton: "Ich hoffe nicht! Ich hatte sehr viel Glück, ich hatte es die ganze Zeit über gut unter Kontrolle. Am Ende gab es eine Menge Aquaplaning, meine Reifen waren alt, da ich noch einen Stopp vollführte. Nach dem ersten Stopp war die Strecke etwas trockener, die Reifen zeigten aus diesem Grund etwas Graining, sie waren aus diesem Grund nicht mehr so gut wie jene derjenigen, die etwas später an die Box kamen als ich."

"Abgesehen davon gab es etwas Aquaplaning. Du hast das immer noch unter Kontrolle, weißt du, du kontrollierst das immer noch und fährst auf der Gerade fast im Rallye-Stil, was cool ist. Das macht viel Spaß."

Frage: "Mathematisch gibt es noch zwei andere Kerle, die dich im Kampf um den Titel herausfordern können, aber hast du wirklich schon angefangen, an die Meisterschaft zu denken, oder versuchst du, nicht daran zu denken und dich auf die kommenden Rennen zu konzentrieren?"
Hamilton: "Nun, ich denke, dass man im Kopf im Unterbewusstsein ein wenig daran denkt, aber ich glaube, dass es für mich wichtig ist, mich auf das kommende Rennen zu konzentrieren und einfach sicherzustellen, dass meine Vorbereitungen korrekt sind. Ich nehme es, wie es kommt."

"Ich hoffe, dass ich das kommende Rennen beende, die bestmögliche Arbeit leiste. Ich hoffe, dass wir erneut die Geschwindigkeit haben, um eine Siegchance zu haben. Das werden wir nach dem kommenden Rennen sehen."

"Ich denke, dass wir nach dem kommenden Rennen wirklich alle anfangen müssen, daran zu denken, aber ich denke nicht, dass dies etwas ist, worüber man jetzt nachdenken sollte, denn man kann sich darüber entweder Sorgen machen oder... Ich genieße es einfach."

"Ich hatte mir nicht erträumt, in meinem ersten Jahr vier Siege zu holen. Nach der ersten Pole und nach dem ersten Sieg war ich wie... Kommt schon, das ist einfach bei weitem mehr, als ich mir vorstellen konnte!"