• 31.03.2009 13:56

Hamilton: "Ich bin ein Kämpfer"

Lewis Hamilton hat sich mit der schwierigen Situation mit dem McLaren-Mercedes MP4-24 arrangiert: "Fortschritte kommen eher früher als später"

(Motorsport-Total.com) - Nach den Wintertests waren sich sogar die Verantwortlichen bei McLaren-Mercedes sicher, dass man mit dem MP4-24 beim Saisonauftakt keinen Blumentopf gewinnen könne, doch die Formel-1-Realität war wieder einmal eine andere. Weltmeister Lewis Hamilton kämpfte sich von Startplatz 18 auf den sechsten Rang nach vorne und profitierte schließlich noch vom Ausfall von Robert Kubica und Sebastian Vettel sowie der Zeitstrafe für Jarno Trulli. Statt Blumentopf gab es sogar einen Pokal. Im Teaminterview blickt Hamilton auf den harten Kampf zurück.

Titel-Bild zur News: Lewis HamiltonMelbourne, Albert Park Melbourne

Überraschender Erfolg: Lewis Hamilton erbte in Melbourne einen Podestrang

Frage: "Lewis, bei allem, was man über den Speed deines Autos nun gesagt hat: Mit welchen Erwartungen bist du an das Rennen am vergangenen Sonntag gegangen?"
Lewis Hamilton: "Ich stand in der Startaufstellung und dachte: 'Soll ich es in der ersten Kurve wohl langsam angehen lassen, weil es ein langes Rennen wird? Soll ich geduldig bleiben, oder angreifen und so viele Autos wie möglich auf dem Weg zur ersten Kurve überholen?' Ich habe mich letztlich für den vorsichtigen Weg entschieden. Ich wusste, dass es wahrscheinlich in der ersten Ecke Ärger geben würde und ich wollte nicht Teil dieser Szene sein. Danach habe ich dann Vollgas gegeben und es bis zum Ende des Rennens durchgezogen."#w1#

Immer knapp am Kiesbett vorbei

Frage: "Man konnte deine Entschlossenheit beim Blick auf die Onboard-Aufnahmen sehen. Es gab dabei auch haarige Momente, vor allem in Kurve neun..."
Hamilton: "Ja, gerade die neunte Kurve war eine meiner besten. Genau dort lag der Wagen richtig gut und ich konnte dort immer früh aufs Gas gehen und dabei das Heck noch schön kontrollieren. An anderen Stellen war es nicht ganz so einfach. Ich hatte vier oder fünf Mal das Gefühl, dass mir das Auto plötzlich weggeht."

"Ich habe richtig heftig Druck gemacht. Man weiß in solchen Sitatuionen immer schon, dass der Wagen ausbrechen könnte, man ist in Sorge und man muss sich bereithalten, um es irgendwie wieder einzufangen. Eigentlich ist mir das im gesamten Rennen in jeder Kurve so gegangen. Es war verdammt anstrengend."

Frage: "War das eine deiner besten Leistungen in der Formel 1?"
Hamilton: "Das war zunächst einmal das überraschendste Resultat meiner Formel-1-Karriere und: Ja, es war auch eine meiner besten Leistungen. Ich bin ein Kämpfer, habe in meiner gesamten Karriere niemals aufgegeben - sowohl auf als auch abseits der Strecke. Am vergangenen Wochenende war das auch so. Ich habe in jeder Runde gepusht wie verrückt. Ich habe stets die Abstände beobachtet, mit meinem Team kommuniziert, um den Wagen irgendwie schneller zu machen."

"Am Ende stand für mich ein fantastisches Resultat, auch ein großartiger Teamerfolg. Unsere Strategie war perfekt, die Hinweise von der Box waren super und alle passte irgendwie perfekt zusammen. Auf dem Papier mag dieses Ergebnis nicht so toll erscheinen wie unsere Siege. Aber von Startplatz 18 auf Platz drei vorzufahren, mit einem Auto, welches noch lange nicht so gut ist, wie es sein sollte, ist ein Megaerfolg."

¿pbvin|512|1413|Pitstop|0pb¿Frage: "Was hast du in diesem Rennen gelernt?"
Hamilton: "Ich habe gelernt, wirklich niemals aufzugeben. Wir haben schon im vergangenen Jahr in Brasilien bewiesen, dass wir immer bis zum Schluss kämpfen. Genau das haben wir auch in Melbourne gezeigt. Wenn ich im Cockpit sitze, gebe ich niemals auf. Ich will hart kämpfen und ich freue mich schon darauf, bald wieder ganz vorne mitmischen zu können. Melbourne hat uns außerdem gezeigt, welche Teams wirklich den besten Job gemacht haben. Ich möchte noch einmal meinen Respekt und meine Anerkennung für Ross Brawn und alle seine Mitarbeiter im Brawn-Team zum Ausdruck bringen."

Brawn bleibt die Messlatte

"Die haben über den Winter einen unglaublich guten Job gemacht. Sie haben unter schwierigen Bedingungen so hart gearbeitet. Der Doppelsieg von Jenson und Rubens muss für sie ein Traum sein. Er hatte wirklich harte Jahre hinter sich und verdient diesen Erfolg wirklich. Es muss für ihn ein tolles Gefühl gewesen sein, am Sonntag auf dem Podest zu stehen und seiner Mannschaft zu winken. Ich habe ein Foto vom Podium gesehen, wo er so richtig glücklich aussah. Sie haben uns allen gezeigt, was wir für einen unglaublichen Sport betreiben und wie unvorhersehbar sogar die Formel 1 sein kann. Ich hoffe, dass ich am kommenden Sonntag auf dem Podest an seinen Feierlichkeiten teilhaben kann."

Frage: "Warum bist do so zuversichtlich, dass McLaren-Mercedes zurückschlagen kann?"
Hamilton: "Weil wir nicht vergessen haben wie man gewinnt. Wir sind ein Weltklasseteam. Wir sind vielleicht jetzt gerade nicht vorne, aber wir haben im Werk alle Möglichkeiten, die uns auf dem Weg zurück helfen können. Die Strategen, die Leute im Bereich Herstellung, das Management, die Mechaniker - alle bringen das mit, was man für Grand-Prix-Siege und Titel braucht. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir schnell wieder nach vorn kommen werden. McLaren-Mercedes ist das stärkste Team in der Formel 1. Ich weiß, dass sich alle auf die Verbesserung des MP4-24 besinnen. Daher schöpfe ich meine Zuversicht."

Frage: "Wird es bereits beim Rennen in Malaysia sichtbare Fortschritte geben?"
Hamilton: "Der Grand Prix in Malaysia ist das zweite Rennen in diesem Doppelpack der Überseeauftritte. Für das Team ist schwierig, innerhalb kurzer Zeit große Veränderungen vorzunehmen, wenn man so weit von der Fabrik entfernt ist. Sepang ist als Gradmesser für ein Formel-1-Auto viel härter als Melbourne. Wir können also nicht mit einer Wiederholung des Erfolgs rechnen. Wir haben allerdings Updates und Verbesserungen bei jedem Rennen zum Ziel. Ich hoffe, das wirkt sich aus. Ich weiß, dass unsere Leute rund um die Uhr am Speed des Wagens arbeiten. Aber es wird noch nicht am kommenden Wochenende große Schritte bringen."

Lewis Hamilton, Melbourne, Albert Park

Der amtierende Weltmeister musste im Albert Park mit dem MP4-24 kämpfen Zoom

Frage: "Wann wird es denn passieren?"
Hamilton: "Die Aerodynamiker und Ingenieure arbeiten in Woking wirklich rund um die Uhr daran, uns konurrenzfähiger zu machen. Wir werden große Fortschritte machen und ich bin sicher, dass wir eher früher als später deutliche Anzeichen des Fortschritts sehen werden."