• 20.03.2008 13:04

Hamilton: "Habe alles besser im Griff"

Lewis Hamilton erklärt, warum er 2008 noch stärker ist, warum er mit einem Comeback von Ferrari rechnet - und er schweigt zur GPDA-Kritik

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton kommt als Australien-Sieger zum Grand Prix von Malaysia am kommenden Wochenende. Dementsprechend selbstbewusst trat er heute zur traditionellen Donnerstags-Interviewrunde im Fahrerlager des Sepang International Circuit auf.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Mit dem großen Selbstbewusstsein des Auftaktsiegers: Lewis Hamilton

Frage: "Lewis, Malaysia könnte ein ganz anderes Rennwochenende als Australien werden. Mit welchen Erwartungen gehst du in dieses Wochenende?"
Lewis Hamilton: "Es wird wohl anders laufen. Im Vorjahr war es durch die hohen Temperaturen und die extreme Luftfeuchtigkeit sehr schwierig für uns Fahrer, aber auch für das Auto und die Reifen. Nach dem Hitzerennen am vergangenen Wochenende kommt mir das Wetter hier fast kühl vor, und der Wetterbericht sagt Regen voraus. Ich denke also, dass es ein schwieriges Wochenende wird, aber unterm Strich wollen wir alle gewinnen."#w1#

Regenrennen würde Hamilton nicht stören

Frage: "Bereitet es dir Kopfzerbrechen, dass es an diesem Wochenende regnen könnte?"
Hamilton: "Nein, es macht es sogar leichter, körperlich zumindest. Im Vorjahr war das hier eines der körperlich anspruchsvollsten Rennen, zumindest für mich. Ich glaube, in der Hitze hätten viele Athleten Schwierigkeiten bekommen! Aber selbst wenn es zur Hälfte trocken und zur Hälfte nass wird, wird es eine Herausforderung für uns alle. Aber unser Auto ist bei allen Bedingungen gut, also mache ich mir keine Sorgen."

Frage: "Wir alle sind schon gespannt auf das erste Regenrennen ohne Traktionskontrolle..."
Hamilton: "Das wird hart, das steht fest. Hier sind Regenrennen ein bisschen anders als am Nürburgring oder in Hockenheim, wo es kalt sein kann. Dort verliert man sofort die Temperatur in den Reifen und es ist schwierig, das wieder hinzubekommen. Hier wäre das besser, denn die Reifen bleiben warm."

"Hier sind Regenrennen ein bisschen anders als am Nürburgring oder in Hockenheim." Lewis Hamilton

Frage: "Wie viel hast du im Winter auf nasser Strecke getestet?"
Hamilton: "Keine Ahnung, das müsste man das Team fragen. Vielleicht ein, zwei, drei Tage, aber vielleicht täusche ich mich auch."

Frage: "Es kommt oft vor, dass ein Auto auf trockener Strecke schlechter funktioniert als im Regen. Glaubst du, dass es da bei eurem Auto Unterschiede gibt?"
Hamilton: "Ich kann nur sagen, dass beim ersten Regentest ohne Fahrhilfen in Jerez alle Probleme hatten. Das letzte Mal bin ich glaube ich in Barcelona im Regen gefahren. BMW schien dort ein gutes Auto zu haben - die waren da ein bisschen stärker als wir. Aber auch Red Bull Racing war sehr schnell, im Gegensatz zu Ferrari. Ich schätze nur, dass die das inzwischen geklärt haben."

Frage: "In Australien haben viele Fahrer beim Bremsen Fehler gemacht, aber einige konnten besser damit umgehen als andere. Ist dir selbst ein Unterschied aufgefallen?"
Hamilton: "Ja, aber das haben doch schon im Winter beim Testen alle gemerkt. Vor allem zu Beginn des Winters sind die Leute ständig abgeflogen und ausgerutscht. Es ist schwierig, wenn man mit vollem Tank ins Rennen startet, denn da sind die Bremspunkte anders. Das Auto reagiert ein bisschen anders, wenn du hinter jemandem herfährst, auf deine Reifen achten musst. Man muss sich da mehr konzentrieren als im Vorjahr, das ist klar."

Ferrari wird allgemein wieder stärker erwartet

Frage: "Hast du selbst mehr Fehler gemacht als im Vorjahr?"
Hamilton: "Nein. Es lief alles rund."

Frage: "Erwartest du Ferrari nach dem katastrophalen Wochenende in Australien diesmal stärker?"
Hamilton: "Ich rechne damit, dass sie genauso stark sein werden wie am vergangenen Wochenende, aber vielleicht ohne ihre Probleme und all den anderen Kram."

Frage: "Für Ferrari lief ja alles schief, was schief laufen konnte, aber für dich lief es perfekt, nicht wahr?"
Hamilton: "Es war ein perfekter Auftakt, absolut. Nun ja, ganz perfekt vielleicht nicht, denn ein Doppelsieg wäre uns lieber gewesen, aber mehr war halt unter den Umständen nicht drin. Es wäre großartig für mich und Heikki (Kovalainen; Anm. d. Red.) gewesen, auf den ersten zwei Plätzen zu landen. Ich habe mir eine Wiederholung angeschaut und er hat einige großartige Manöver gezeigt, ein tolles Rennen. Schade, dass es ihm durch die Regeln schwer gemacht wurde, aber es ist halt ein Gamble mit dem Safety-Car. That's Racing!"

"Ein Doppelsieg wäre uns lieber gewesen, aber mehr war halt unter den Umständen nicht drin." Lewis Hamilton

Frage: "In Australien hast du einen viel selbstbewussteren Eindruck gemacht als vor einem Jahr. Ist der Lewis Hamilton von Australien 2008 ein anderer als der von Brasilien 2007?"
Hamilton: "Nach einer langen Saison muss man erst einmal runterkommen und alles verarbeiten, was man gelernt hat. Ich habe in einer guten Saison - wenn auch mit einem schlechten Ende - sehr viel dazugelernt. Daher starte ich von einem viel höheren Ausgangspunkt in diese Saison. Mein Selbstvertrauen ist stärker, mein Training war besser - einfach deswegen, weil ich schon genau gewusst habe, worauf ich achten muss. Daher glaube ich, dass ich insgesamt besser in Form bin."

Frage: "Bist du als Rennfahrer lieber in Führung oder attackierst du lieber von hinten?"
Hamilton: "Als Jäger hat man es definitiv leichter, denke ich. Das fiel mir in meiner Karriere immer leichter. Es ist etwas anderes, Jäger zu sein und nicht der Gejagte, aber ich habe weder mit dem einen noch mit dem anderen ein Problem. Man muss als Fahrer immer an all diesen Bereichen arbeiten und sich verbessern. Ich führe genauso gerne wie ich aufhole. Aber es ist mir klarerweise lieber, in meiner jetzigen Position zu sein und keine Probleme zu haben."

Räikkönen bleibt der Gejagte

Frage: "Siehst du Kimi Räikkönen immer noch als denjenigen, den es zu jagen und schlagen gilt?"
Hamilton: "Er ist der Weltmeister. Er ist derjenige, den ich schlagen möchte."

Frage: "Was erwartest du von Ferrari?"
Hamilton: "Da bin ich mir nicht sicher. Hoffentlich haben sie ein besseres Wochenende, aber schlechter als zuletzt kann es für sie sowieso nicht mehr laufen. Ich bin mir sicher, dass sie sich davon erholen werden und dass sie diesmal besser abschneiden. Sie waren hier auch im Vorjahr stark, speziell im Rennen. Wir müssen uns in Acht nehmen."

Frage: "Du hast gesagt, dass du in Melbourne noch gar nicht alles geben musstest. Wie viel wäre noch drin gewesen?"
Hamilton: "Das muss ich nicht sagen, sondern ihr müsst es erraten! Das Auto fühlte sich gut an. Ich lag vorne und konnte die Pace managen, hatte alles im Griff. Ich werde nicht behaupten, dass ich eine halbe Sekunde schneller hätte fahren können, denn das weiß man nie."

"Ich werde nicht behaupten, dass ich eine halbe Sekunde schneller hätte fahren können." Lewis Hamilton

"Ich habe schon noch gepusht - es war nicht so, dass ich überall früher geschaltet hätte. Im Vorjahr war alles neu für mich, daher war ich überall am Limit - in der Boxengasse, beim Boxenausgang, in der ersten Runde und am Ende. Das kostet mehr mentale und körperliche Energie. Dieses Jahr habe ich alles besser unter Kontrolle, daher habe ich das Gefühl, dass ich das Rennen strategisch und auch körperlich besser im Griff hatte."

Frage: "Viele GPDA-Mitglieder wollen, dass du auch an Bord kommst, auch wenn sie deine Gründe, warum du es nicht tust, verstehen. Fühlst du dich unter Druck gesetzt, eine Entscheidung zu treffen?"
Hamilton: "Nein. Ich bin zufrieden so, wie es ist. Ich finde es toll, dass Pedro (de la Rosa, GPDA-Vorsitzender; Anm. d. Red.) diese Woche einen Kommentar gemacht hat. Ich denke nicht, dass ich in irgendetwas reingedrückt werde."

Frage: "Aber wir reden hier doch über das wichtige Thema Sicherheit..."
Hamilton: "Wie gesagt, Pedro hat sich dazu geäußert. Ich möchte es darauf beruhen lassen."