• 09.10.2010 11:24

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Es war furchtbar"

McLaren-Star Lewis Hamilton wagte sich am Vormittag auf die nasse Suzuka-Strecke - Absage des Qualifyings war richtig: "Aquaplaning überall"

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat Glück und Pech zugleich gehabt. Der Regen von Suzuka gab der McLaren-Mannschaft die Chance, das Auto des Ex-Champions nach dessen Crash am Freitag weiter zu checken. Andererseits muss der Brite nach der Absage des Qualifyings und den schlimmen Bedingungen am Vormittag nun mit erheblichem Erfahrungsrückstand in die Zeitenjagd und ins Rennen gehen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton versuchte es am Vormittag im heftigen Suzuka-Regen

Frage: "Lewis, ging heute wirklich nichts?"
Lewis Hamilton: "Absolut nicht. Das waren die schlimmsten Bedingungen, die wir in der Formel 1 erleben können. Da waren jede Menge regelrechte Bäche, die quer über die Strecke flossen. Da hättest du nur noch Aquaplaning gehabt. Es war verrückt."

Frage: "Für dich ist die Verschiebung gut, weil die Mechaniker länger am Wagen arbeiten können..."
Hamilton: "Stimmt. Ich habe das Auto am Freitag mächtig demoliert. Wir haben den ganzen Tag daran gearbeitet. Das Auto war nicht einmal zum Start ins dritte Freie Training wieder komplett in Ordnung. So gesehen ist es gut, dass sie jetzt Zeit haben, alles nochmal zu checken."

"Ein solcher Zwischenfall ist immer schade, nicht nur für mich. Das Team gibt alles, die Jungs in Woking arbeiten rund um die Uhr, um alle Komponenten rechtzeitig fertig zu bekommen. Und dann kommt einer wie ich und zerlegt das Teil. Natürlich mache ich das nicht mit Absicht, aber es tut mir trotzdem für die Jungs sehr leid. Das Ersatzteil kam heute Morgen per Hubschrauber gerade zum Start des Trainings hier an. Das Team macht wirklich alles. Diese Entschlossenheit gibt mir viel Motivation."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Japan


Frage: "Wie ist denn dein Ablauf morgen?"
Hamilton: "Ich habe mir den neuen Zeitplan noch nicht angeschaut, aber ich werde wohl deutlich früher zur Strecke kommen müssen. Normalerweise komme ich gegen zehn Uhr ins Fahrerlager. Morgen werde ich wohl gegen 7:30 Uhr anwesend sein müssen. Wichtig ist, dass es morgen im Qualifying keine Schäden gibt. Ich hoffe sehr, dass das Wetter besser sein wird."

Frage: "Wenn es morgen früh auch so stark regnet, dann gibt es vielleicht gar kein Qualifying. Wie würde dir das gefallen?"
Hamilton: "Ich würde lieber das Qualifying fahren, hätte aber auch sonst kein Problem damit. Im schlimmsten Fall wären Jenson und ich im Vorteil, weil er die Nummer eins hat und ich die Zwei. Ich wünsche mir aber eine normale Zeitenjagd. Wenn es nass oder feucht ist, dann wird es bestmmt aufregend."

Frage: "Aber es könnte ein anstrengender Tag werden?"
Hamilton: "Ja. Aber je mehr wir fahren dürfen, umso glücklicher sind wir Piloten. Ich bin dieses Wochenende bisher so gut wie gar nicht gefahren. Deswegen freue ich mich sehr auf morgen."

Frage: "Was erwartest du nach dem Crash vom Freitag nun für das Qualifying und das Rennen?"
Hamilton: "Ich habe keine besonderen Erwartungen. Ich will morgen sicher und möglichst schnell im Qualifying agieren, auf Grundlage meiner bisher wenigen Runden auf dieser Strecke. Im Rennen geht es hoffentlich voran und ich hole möglichst viele Punkte."

Frage: "Du bist heute Vormittag ganz zum Schluss doch noch einmal herausgefahren, obwohl es so heftig regnete. Wie fühlte sich das mit einem Formel-1-Auto an?"
Hamilton: "Es war furchtbar. Normalerweise fahre ich gern im Nassen, aber du musst mit diesen Autos ein gewisses Tempo fahren, um die Reifen auf Betriebstemperatur zu halten, du musst außerdem stark bremsen, um auch dort alles im Lot zu halten. Aber heute Morgen konnte ich nie Vollgas geben, weil es überall und immer Aquaplaning gab."

"Kompliment an die Rennleitung, die genau richtig entschieden hat." Lewis Hamilton

"Diese Autos haben so viel Power und Drehmoment, es sind ja immerhin 750 bis 800 PS. Sogar im vierten Gang dreht alles nur noch durch. Wenn du dann auf eine tiefe Pfütze kommst, dann drehst du dich ganz schnell weg. Man konnte sich nur vorsichtig vorantasten. Ganz behutsam, aber trotzdem gab es Aquaplaning. Dann gehen die Reifentemperaturen runter und du bist schnell nur noch Passagier."

"Es ist unglaublich schwierig. Deswegen: Kompliment an die Rennleitung, die genau richtig entschieden hat. Mir tut es für die Fans leid, die sicherlich sehr gern eine schöne Qualifyingsession gesehen hätten, aber auch morgen kann es interessant werden."

Frage: "Wie hast du dir die Zeit vertrieben?"
Hamilton: "Ich bin immer nur kurz vor der nächsten Entscheidung der Stewarts aufgewacht, habe geschaut, was passiert, und dann bin ich wieder zurück in die Box gegangen. Ich war wirklich müde, habe wirklich etwas geschlafen."

Frage: "Qualifying und Rennen an einem Tag sind kein Problem?"
Hamilton: "Es wird anstrengend für Team und Piloten. Wir müssen möglichst gut den Punkt treffen. Wir müssen schnell sein, aber auch sicher durch die Session kommen, um für das Rennen bereit zu sein. Ich bin gut vorbereitet und sehr optimistisch. Viel zuversichtlicher jedenfalls als nach dem ersten Training am Freitag. Mal sehen, wie es morgen läuft."

Frage: "Welches Setup wählt ihr für den Renntag, an dem es erst regnen und später trocken sein soll?"
Hamilton: "Das machen alle gleich. Im Grunde macht man für nasse Verhältnisse ohnehin nicht mehr viel anders. Man könnte höchstens auf ein kompromissloses Regensetup gehen, aber das macht keiner."