Hamilton: Das Auto hätte schon lange verschrottet gehört
Hamilton versteht nicht, warum sein Team Entwicklungsarbeit in das aktuelle Auto gesteckt hat, statt sich schon früher auf die Saison 2010 zu konzentrieren
(Motorsport-Total.com) - Der Rückstand des McLaren-Mercedes-Teams war bei den Testfahrten im Winter auf die Konkurrenz gigantisch groß, einen Teil konnte man in der Zwischenzeit wieder wettmachen. Doch nach wie vor ist der Silberpfeil nicht schnell genug, um Rennen gewinnen zu können. Nach sieben Rennen liegt man mit 13 WM-Punkten auf Position fünf der Konstrukteurswertung.

© xpb.cc
Lewis Hamilton weiß, dass er den WM-Titel abschreiben kann
Weltmeister Lewis Hamilton hat seine Chancen auf die Titelverteidigung längst abgeschrieben: "Wir sollten jetzt nichts überstürzen, wir werden keine 60 Punkte gutmachen", so der Brite im Interview mit der BBC, der sich im Qualifying in Istanbul auf einem enttäuschenden 16. Platz qualifizierte, erst zum zweiten Mal in seiner Karriere bereits an der ersten Hürde scheiterte.#w1#
In der WM-Wertung hat der 24-Jährige nach sieben Rennen bereits 42 Punkte Rückstand auf Jenson Button, das McLaren-Mercedes-Teams in der Konstrukteurswertung gar 73 Zähler. "Es ist das Auto, es wird während des Wochenendes langsamer und langsamer, wenn die Strecke heißer wird. Es gibt mehr und mehr Haftung und die anderen werden schneller, wir werden langsamer."
Wie erwartet waren die Hochgeschwindigkeitskurven in Istanbul das größte Problem, denn dem Auto fehlt es nach wie vor an Abtrieb. Hamilton glaubt nicht, dass ein großes Updates des Autos einen großen Unterschied ausmachen wird, vielmehr sollte man sich die Zeit nehmen, um den Problemen auf die Spur zu kommen und das Konzept des Autos zu überdenken.
Alternativ könnte man wie in der enttäuschenden Saison 2004 an einer B-Spezifikation des Autos arbeiten: "Für uns wird dies ohne Zweifel ein herausforderndes Jahr, aber ich habe keine Zweifel daran, dass wir kommendes Jahr zurückschlagen werden", so Hamilton weiter.
Ex-McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard hofft, dass das Team das Auto bis zum Heimrennen von Hamilton in Großbritannien am 21. Juni noch verbessern kann: "Er wird seine Meisterschaft nicht verteidigen, das Auto ist einfach nicht gut genug. Wir wissen, dass er ein weltklasse Fahrer ist, aber wenn man nicht das richtige Werkzeug hat, kann man keine Leistung zeigen."
"Ich bin überrascht, dass er sagt, dass sie nicht hastig reagieren sollten. Meiner Meinung nach sollten die Teams die Dinge so schnell erledigen wie sie nur können. Wenn sie also etwas für Silverstone erzielen können, sehe ich keinen Grund, warum sie es bis Deutschland zurückhalten sollten."
Noch deutlicher wurde Hamilton gegenüber dem Boulevard-Blatt News of the World: "Willkommen in meiner Welt. Wir hätten dieses Auto wohl schon vor langer Zeit verschrotten sollen. Nun ist es zu spät. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage könnte es fünf oder sechs Monate dauern, das Auto neu aufzubauen. Und wer sagt, dass wir es dann richtig hinbekommen?"
Der ehemalige Teamchef Eddie Jordan, der an diesem Wochenende in Istanbul vor Ort ist, kritisierte die Entwicklung des einst so erfolgreichen Teams: "Das Auto ist einfach hoffnungslos. Es ist womöglich der schlechteste McLaren, der jemals designed wurde."
Für Hamilton war es überraschend, wie schlecht es in der Qualifikation lief, schließlich war man am Freitag noch unter den schnellsten Autos dabei: "Für mich war der heutige Tag eine Überraschung. Als ich in das Wochenende ging, dachte ich, dass es ein wenig wie Barcelona sein würde, aber der gestrige Tag war ein ziemlich beeindruckender Tag."
"Wir lagen zumindest in den Top 10, vielleicht waren wir nicht die Schnellsten, aber wir sahen ganz gut aus. Aber als die Strecke schneller wurde, als die Haftung für alle besser wurde, wurde es für uns schlechter. Gestern habe ich eine bestimmte Route eingeschlagen, und es lief für mich ganz gut. Das habe ich heute Morgen ausprobiert. Ich war mit dem Auto glücklich, aber wir gerieten in eine verwundbare Position."
"Am Ende des dritten Trainings zockten wir ein wenig, als wir auf das Setup zurück rüsteten, das wir im ersten Training fuhren. Wir wussten nicht, ob dies auf dieser Strecke funktionieren würde, und es war ein Desaster. Das Auto blockierte, es hüpfte."
"Wir haben gestern eine Menge Arbeit erledigt, um die Probleme zu reduzieren die wir hatten, aber aufgrund bestimmter Umstände machten wir einen Schritt zurück, während sich alle anderen verbesserten. Diese Probleme behinderten uns, und ich war nicht der Lage, eine großartige Runde zu fahren."
Trotz der harten Arbeit des Teams rechnet der amtierende Champion nicht damit, dass er bald wieder um Siege fahren kann: "Wir geben uns keinen Illusionen hin. Wir sitzen nicht hier und sagen, dass wir die kommenden zehn Rennen gewinnen werden, dass unser nächstes Auto das Beste sein wird und wir die Brawns schlagen. Wir sind nicht dumm. Wir wissen, wir haben ein Paket und arbeiten so hart wie möglich, um es verbessern zu können. Und wir müssen realistisch sein."
"Während wir uns immer noch auf dieses Jahr fokussieren und versuchen, uns zu verbessern, müssen wir sicherstellen, dass wir kommendes Jahr nicht dieselben Fehler machen, und wir mit einem besseren Paket ankommen, um wieder um die Meisterschaft mitfahren zu können."
"Wir fokussieren uns darauf zu versuchen, dieses Auto zu verbessern und es zu verstehen, wir lernen immer noch. Man kann aus Fehlern lernen, und wir müssen das Auto verstehen, wissen, was falsch läuft, was im Design falsch ist, um sicherzustellen, das wird dies beim nächstjährigen Auto nicht wieder implementieren. Es ist für uns in diesem Jahr immer noch eine wichtige Lernkurve. Wir werden weiterhin lernen und wir hoffen, das wir an einem gewissen Punkt besser sind. Aber wir können nichts versprechen."

