Hätte "Schumi" in Melbourne gewinnen können?

Michael Schumacher gibt zu, dass er die falsche Reifenwahl getroffen hat, glaubt aber nach wie vor an das Potenzial seines Ferrari 248 F1

(Motorsport-Total.com) - Nicht ganz 33 Runden lang dauerte der heutige Grand Prix von Australien für Michael Schumacher, ehe der siebenfache Weltmeister nach einer Reihe von kleineren Fahrfehlern seinen Ferrari in der Zielkurve endgültig gegen die Wand schmiss. Doch der selbst verschuldete Crash war im Albert Park keineswegs sein Hauptproblem...

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Niki Lauda

Michael Schumacher bei der Analyse des heutigen Rennens mit Niki Lauda

Bereits vor dem Start hatte Nico Rosberg seinem um 17 Jahre älteren Landsmann kühn prophezeit, dass sich Ferraris Reifenwahl als Schuss in den Ofen herausstellen könnte, und genauso kam es dann auch: Während für Williams schon am Freitag klar war, dass nur die weicheren Bridgestones in Frage kommen, pokerte Schumacher mit der härteren der beiden zur Auswahl stehenden Mischungen. Dabei hätte auch er die gleichen Pneus wie Rosberg und dessen Teamkollege Mark Webber wählen können.#w1#

Schumacher gibt zu, sich falsch entschieden zu haben

"Wir haben ganz klar die falsche Wahl getroffen", gab der Ferrari-Pilot im Nachhinein gegenüber 'RTL' zu. "Wir haben uns zu sehr auf das Rennen konzentriert, weil wir der Meinung waren, dass wir das im Qualifying schon irgendwie hinbekommen würden, weil man da mittlerweile ja auch mehr als nur eine Runde fahren darf. Das hat aber nicht funktioniert. Dann kamen auch noch ein paar Umstände zusammen, die uns überhaupt nicht in die Hände gespielt haben."

Die "paar Umstände" liegen auf der Hand: Durch das kühle Wetter - das Thermometer im Albert Park kletterte heute nie über die 20-Grad-Marke, weil die Sonne von einigen potenziellen Regenwolken verdeckt wurde - war es von vornherein schwierig, die Reifen auf Temperatur zu bekommen, und durch die ständigen Safety-Car-Phasen entwich die Hitze aus dem Gummi zusätzlich, so dass sich Schumacher phasenweise "wie auf Glatteis" fühlte.

Daher ist klar: Hätte Ferrari dieselben Reifen wie Williams verwendet, wäre Schumacher schon in der Startaufstellung weiter vorne gestanden - und dann wäre viel möglich gewesen, schließlich drehte er auch so nach Sieger Fernando Alonso und Kimi Räikkönen die drittschnellste Rennrunde. Freilich beinhaltet diese Theorie einige Konjunktive, weshalb es müßig ist, sich im Nachhinein darüber den Kopf zu zerbrechen. Unterm Strich bleibt eine glatte Null stehen...

Was wäre mit Webbers Reifen möglich gewesen?

Bridgestone-Regenreifen

Bei Ferrari dreht sich auch 2006 wieder alles um die Reifen von Bridgestone... Zoom

Schumacher: "Webber war auf Reifen unterwegs, die wir hätten fahren können, und er war recht flott. Wie schnell wir gewesen wären, weiß ich nicht, aber ich denke schon, dass wir behaupten können, ein bisschen konkurrenzfähiger als Williams zu sein. Das können wir jetzt aber nicht beweisen. Wenn man die Zeiten analysiert, war Webber fast so schnell wie Alonso, denn er hatte mehr Benzin an Bord, weil Alonso früher zum Tanken kommen musste. Also wären wir konkurrenzfähig gewesen", so der Deutsche.

Ferraris Hauptproblem sei derzeit, "dass das Temperaturfenster der Reifen relativ schmal ist", erklärte Schumacher. Man hätte dies zwar mit einer besseren Vorauswahl der beiden Reifentypen für Melbourne etwas kompensieren können, doch das schlechte Wetter bei den Testfahrten in Europa habe seiner Truppe diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher ist klar: "Drei Wochen Pause können nur gut für uns sein", seufzte Schumacher achselzuckend.

Selbstkritischer Schumacher gibt die Hoffnung nicht auf

"Wir sind nicht an dem Ziel angelangt, das wir uns gesetzt haben", meinte er selbstkritisch. "Das haben wir verfehlt. Dennoch ist die Situation nicht hoffnungslos, denn rein von der Performance her sind wir gut dabei. Wir haben leider diese Probleme mit den Reifen, die wir auf den Punkt genau treffen müssen. Hoffentlich können wir das umsetzen. Wir haben auch Verbesserungen am Auto, im Motorenbereich, um ganz genau zu sein."

Zum Heimrennen nach Imola kommt der Ferrari-Pilot mit 17 Punkten Rückstand auf WM-Leader Alonso, was schon nach nur drei von 15 Grand-Prix-Wochenenden einem Sieg, einem dritten und einem achten Platz entspricht. Nur: Gerade in Imola könnte der italienische Traditionsrennstall sein wahres Potenzial aufzeigen, denn der Stop-and-Go-Kurs in der malerischen Emilia Romagna war 2005 Schauplatz der einzigen Ferrari-Galavorstellung, als Schumacher hinter Alonso Zweiter wurde.