• 06.10.2006 16:23

  • von Fabian Hust

Häkkinen sieht Schumacher in ein Loch fallen

Schumachers früherer "Lieblingsgegner" glaubt, dass Schumacher nicht ohne Probleme von heute auf morgen komplett mit dem Rennfahren aufhören kann

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher hatte im Verlauf seiner Formel-1-Karriere viele verschiedene Gegner, mit denen er sich auf der Strecke beinharte Kämpfe lieferte - Damon Hill, Jacques Villeneuve, Fernando Alonso und so weiter. Aber der Deutsche hatte einen Lieblingsgegner: Mika Häkkinen. Gegen den Finnen zog er 1998 im Titelkampf den Kürzeren, 2000 konnte er gegen den heutigen DTM-Piloten das Duell für sich entscheiden.

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Mika Häkkinen ist heute in der DTM - der Finne konnte es einfach nicht lassen

Ein Jahr später machte der damalige McLaren-Mercedes-Pilot das, was Michael Schumacher in diesem Jahr tat: Er machte sich Gedanken über seine Zukunft in der Formel 1 und entschied sich für den Rücktritt, weil er spürte, "dass ich nicht mehr die gleiche Lust hatte wie früher", wie der Rennfahrer in einem Interview mit der 'ADACmotorwelt' erklärt.#w1#

Häkkinen war Formel-1-müde, aber die Sucht war größer...

Mika Häkkinen

2001 verabschiedete sich Mika Häkkinen aus der Formel 1 Zoom

Er sei zwar müde gewesen, ist dann aber bekanntlich nach einer dreijährigen Pause wieder in den Rennsport zurückkehrt: "Ich muss zugeben, dass ich unzufrieden bin, wenn ich keine Rennen fahren kann." Er habe eine neue Herausforderung gesucht und sei heute froh, dass er sie in der DTM gefunden hat.

Mit Interesse hat Häkkinen die Bekanntgabe Schumachers in Monza verfolgt: "Da wusste ich, dass es eine riesige Erleichterung für ihn gewesen sein muss. Man hat ja so lange über seinen Rücktritt gesprochen und spekuliert, der Druck wurde immer größer."

Häkkinen fragt sich: Was macht Schumacher danach?

Doch der einstige Rivale des erfolgreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten hat sich sofort gefragt, was der Ferrari-Pilot nun in Zukunft machen wird: "Für einen Fahrer, der auf so hohem Niveau Rennen fährt, ist das Aufhören immer sehr, sehr schwierig."

Er selbst habe damals nach dem letzten Rennen eine Erleichterung verspürt, dass jetzt Schluss ist. Es sei damals für ihn gut gewesen, von der Formel 1 wegzukommen. Den riesigen Druck, seine Arbeit erfolgreich zu erledigen, war Häkkinen gewachsen, denn er gewann die Rennen in Silverstone und Indianapolis, wo er zuvor noch nie gewinnen konnte.

Hat Schumacher eine schwierige Zeit vor sich?

Schumacher und Häkkinen

Häkkinen fragt sich: Was macht Michael Schumacher? Zoom

Ob Schumacher seinen achten Titel gewinnen kann oder nicht, sei hingegen "nicht wirklich wichtig", wie Häkkinen meint: "Der Moment des Rücktritts ist nur dann richtig gewählt, wenn man innerlich weiß, dass jetzt die Zeit gekommen ist."

Häkkinen ist der Meinung, zwischen den Zeilen verstanden zu haben, "dass er in Zukunft das Rennfahren vermissen wird. Er hat den Speed, an der Spitze mitzufahren. Deswegen wird die Trennung von der Formel 1 für ihn sehr schwer sein".

Der 20-fache Grand-Prix-Sieger habe gesehen, dass es "kein Rücktritt mit einem erleichterten Lächeln" gewesen ist. Er wisse nur allzu genau, was nun auf dem Rekord-Sieger zukommen wird. Nämlich Verabschiedungen von Menschen, mit denen er über viele Jahre hinweg gearbeitet hat. Diese Gefühle müsse er nun für die letzten Rennen so gut wie möglich ausschalten.

Häkkinen glaubt nicht an einen kompletten Rücktritt Schumachers

Silverstone 2000

Häkkinen ist sich sicher, dass Schumacher das Rennfahren vermissen wird Zoom

Der Familienvater kann sich vorstellen, das Schumacher tatsächlich in Zukunft als Testfahrer für Ferrari tätig ist, schließlich habe er das Fahren im Blut: "Und wenn er alles auf einmal aufgibt, dann ist das nicht leicht zu schlucken. Keiner weiß das besser als ich. Plötzlich ist ein Loch da, wo früher der Mittelpunkt seines Lebens war. Das ist so etwas wie ein freier Fall, den man so gar nicht richtig beschreiben kann."

Weil es schwierig sei, eine Ersatzbefriedigung ohne das Rennfahren zu finden, kann sich Häkkinen grundsätzlich vorstellen, dass Schumacher wie er eines Tages in der DTM mitmischt. Allzu viele Tipps würde er ihm am Telefon jedoch nicht geben, außer der Empfehlung, dass diese Serie für ihn das richtige sei, "denn schließlich waren wir immer Konkurrenten".

Erinnerungen an die gemeinsame Formel-1-Zeit

Mika Häkkinen

Michael Schumacher brachte Mika Häkkinen manchmal zum Grübeln Zoom

Er hätte sich damals in der Formel 1 manchmal gewünscht, dass es gegen Schumacher einfacher gewesen wäre: "Michael hatte zu meiner Zeit nie schlechte Tage. Er war immer da, war immer schnell." Selbst wenn sein Auto nicht schnell gewesen war, hätte er gewusst, dass er bald wieder bei der Musik sein würde. Man habe aus diesem Grund gegenseitig getestet, wer die besseren Nerven hat.

Aber Häkkinen und Schumacher lieferten sich im Gegensatz zu den Duellen des Deutschen gegen einige andere Fahrer immer nur faire Duelle: "Es wurde nie hässlich. Auch auf der Strecke nicht." Schumacher habe zwar nie aufgegeben und sei teilweise "richtig aggressiv" unterwegs gewesen, aber er habe ihn nie "gerammt".

Die Karriere der beiden war geprägt von gegenseitigem Respekt. So war es für den "fliegenden Finnen" selbstverständlich, dass er Schumacher den Arm auf die Schulter legte, als dieser in Monza 2000 nach seinem Sieg in Tränen ausbrach, nachdem er mit Sieg Nummer 41 Ayrton Sennas Rekord eingestellt hatte: "Der Druck war fürchterlich, auch vom Team, weil Ferrari so lange keine Titel gewonnen hat. In diesem Moment hatte ich einfach Respekt für den Job, den er mit diesem Sieg vollbrachte. Es war kein Glück."