• 12.10.2001 13:31

Häkkinen: Sieg als Dankeschön - dann Leben ohne Hektik

Langsam aber sicher rückt für Mika Häkkinen die Stunde des Abschieds und die ungewisse Zukunft näher

(Motorsport-Total.com/sid) - Mika Häkkinens Augen funkeln, das Gesicht strahlt, und die Arbeit scheint das reinste Vergnügen. Locker und gelöst wie schon lange nicht mehr präsentiert sich der Finne an seiner letzten Ausfahrt Suzuka. Ein Rennen noch, dann ist alles vorbei, danach ist der zweimalige Formel-1-Weltmeister ausschließlich für Ehefrau Erja und Söhnchen Hugo da. Er legt ein Jahr "Babypause" ein, so lautet jedenfalls die offizielle Sprachregelung bei McLaren-Mercedes. Ob Häkkinen wiederkommt, ist allerdings mehr als fraglich.

Titel-Bild zur News: Erja, Mika und Hugo Häkkinen

Für Mika Häkkinen steht die Familie ab Montag absolut im Vordergrund

Aus diesem Grund möchte Mika Häkkinen seine letzten Stunden als Rennfahrer genießen. "Ich werde bis zum letzten Augenblick kämpfen. Dieses Rennen zu gewinnen, das ist meine Art, mich bei den Fans zu bedanken", sagt der 33-Jährige vor dem Großen Preis von Japan am Sonntag (7.30 Uhr/MESZ live in Premiere World und RTL). Doch die Entscheidung bereut er nicht: "Ich will erleben, wie es ist, wenn das Leben plötzlich nicht mehr von Hektik und Terminen bestimmt wird."

Sein erstes Abschiedsgeschenk hatte sich Häkkinen mit dem Sieg in Indianapolis bereits selbst gemacht. Doch gerade in Suzuka, wo er 1998 und 1999 seine beiden WM-Titel gewann und im vorigen Jahr nach einem spannenden Duell mit Michael Schumacher als fairster Verlierer in die Formel-1-Geschichte einging, würde er gerne noch einmal ganz oben auf dem Podest stehen, zum 21. Mal in seiner Karriere.

"Natürlich ist an diesem Wochenende ein bisschen Wehmut dabei. Wir haben sieben Jahre zusammengearbeitet, sind durch dick und dünn gegangen. Ich habe Mika 1995 nach seinem schweren Unfall in Adelaide sehr intensiv kennen gelernt, als wir tagelang bei ihm im Krankenhaus waren. Ich habe danach seinen Aufstieg bis zu den beiden WM-Titeln miterlebt", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid): "Was einem fehlt, weiß man immer erst, wenn es nicht mehr da ist."

Mercedes wird sich am Samstag mit einer ganzseitigen Anzeige in vielen deutschen Zeitungen von seinem Imageträger verabschieden: "In Suzuka heulen nicht nur die Motoren. Auf Wiedersehen, Mika." Vom Team bekommt der Finne eine Golfausrüstung, nach dem Motto: "Jetzt hat er ja Zeit dafür." Die offizielle Verabschiedung wird am 3. November bei der traditionellen Mercedes-Feier "Stars and Cars" in Stuttgart stattfinden. "Dort werden 50.000 Leute erwartet, viele davon sind Mitarbeiter", meint Haug: "Ich bin sicher, die werden Mika einen tollen Abschied bereiten."

Ab Montag ist Häkkinen nur noch Privatmann. "Natürlich fällt es schwer etwas zu verlassen, was man so liebt wie ich das Rennfahren. Aber für mich beginnt etwas Neues", sagt der Finne. Was er mit der Zeit anfangen wird, weiß er selbst noch nicht so genau. "Ich kann mir jetzt den Luxus erlauben, drei Wochen zum Skilaufen zu gehen, wann immer ich es will. Die nächste Zeit wird nichts mit Rennfahren zu tun haben, auch nicht für Keke Rosberg in der DTM." Er werde aber dennoch genügend Gründe finden, morgens den Wecker zu stellen: "Und sicher nicht nur, um mit meinem Sohn Hugo zu spielen. Ich will ihn aber jetzt aufwachsen sehen, dabei sein, wenn er anfängt zu laufen und zu sprechen."

Über eine mögliche Rückkehr ins Rennauto - McLaren-Mercedes hält ihm diese Option offen - macht er sich momentan keine Gedanken. "Ich weiß heute nicht, wie es in fünf Monaten sein wird. Wenn ich das Rennen in Melbourne anschaue und mich aufrege über das, was passiert, komme ich vielleicht zu dem Schluss, dass ich lieber wieder Rennfahrer bin", sagt Häkkinen.