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Grosjeans Feuerunfall in Bahrain: Was wäre ohne Leitplanke passiert?

Romain Grosjean überstand seinen Unfall in Bahrain ohne größere Verletzungen - Wäre der Crash ohne Leitplanke glimpflicher oder sogar noch heftiger ausgegangen?

(Motorsport-Total.com) - "Das Entscheidende ist, dass die Leitplanke komplett versagt hat", war Sebastian Vettels erste Reaktion, als er in Bahrain nach dem Feuerunfall von Romain Grosjean auf mögliche Konsequenzen des Zwischenfalls angesprochen wurde. Der Haas hatte sich dabei durch die Leitplanke gebohrt und wurde in zwei Teile zerrissen.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjeans Haas durchschlug beim Unfall in Bahrain die Leitplanke Zoom

"Ich verstehe nicht, warum und wie sie so versagen konnte, wie sie es getan hat, sodass das Auto durchgeht und steckenbleibt und der hintere Teil des Autos vom vorderen abgerissen wird", kritisierte Vettel damals und stellte unmissverständlich klar: "Unter normalen Umständen darf das nicht passieren."

Dabei geht es Vettel nicht nur um Grosjeans eigene Sicherheit. "Da sind Leute hinter der Leitplanke", erinnert er und erklärt, für diese sei der Unfall ebenfalls eine "massive Gefahr" gewesen, weil das Auto durch die Leitplanke krachte. "Wenn die Leitplanke nicht stark genug ist, um das Auto zu stoppen, dann muss dort etwas stärkeres sein", fordert er.

Überlebenschancen bei Betonwand geringer

"An solchen Stellen sollten wir wahrscheinlich andere Schutzvorrichtungen neben der Strecke haben", so der damalige Ferrari-Pilot. Doch wie wäre der Grosjean-Crash tatsächlich ausgegangen, wenn dort keine Leitplanke gestanden hätte? Genau diese Frage bewegt viele Personen im Formel-1-Paddock.

Fakt ist, dass die zerstörte Leitplanke beim Neustart des Rennens zunächst durch Betonblöcke ersetzt wurde. Beim zweiten Rennen eine Woche später stand die Leitplanke wieder, wurde jedoch zusätzlich durch mehrere Reifenstapel davor abgesichert. Experten sind der Meinung, dass alle Varianten Vor- und Nachteile haben.


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"Auch wenn die Leitplanke katastrophal ausschaut, dass sie sich splittet, was nicht sein sollte, ist die Art und Weise, wie sie die Energie aufgenommen hat, vermutlich auch ein großer Faktor, dass er hier ohne [größere] Verletzungen, ohne Bewusstseinsverlust sich selbst befreien konnte", sagt Alexander Wurz im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Der GPDA-Vorsitzende erklärt: "Wenn da eine Betonwand ist und er so einschlägt, sind die g-Kräfte so hoch, dass wir nicht wissen, ob sein Herz und seine Organe dem standhalten könnten." Ähnlich sieht es auch Ex-Pilot Martin Brundle, der in seiner eigenen Karriere 1996 in Melbourne selbst einen spektakulären Unfall überstand.

Vor- und Nachteile bei Reifenstapeln und Co.

"Eine Mauer hätte sich ein bisschen bewegt, aber nicht geöffnet. Allerdings wären die Kräfte beim Aufprall signifikant höher gewesen", schreibt der heutige TV-Experte in seiner Kolumne für 'Sky'. Auch er sieht es wie Wurz und ist sich nicht sicher, ob Grosjean einen Einschlag in eine Betonmauer unter diesen Umständen überlebt hätte.

Bleiben also noch weichere Lösungen wie Reifenstapel oder Tecpro-Barrieren. Doch Brundle erklärt, dass sich die Autos in solchen Fällen in die entsprechenden Barrieren hineinbohren können. "Das haben wir zum Beispiel im vergangenen Jahr in Mexiko bei Bottas gesehen und 2015 bei Carlos Sainz in Sotschi", erinnert er.


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Zudem merkt er an: "All diese Lösungen werden eher in Kurven und harten Bremszonen eingesetzt. Grosjean ist aber auf einer Geraden gecrasht. Die weicheren Lösungen können ein Auto zunächst einsaugen, es dann aber zurück auf die Strecke schleudern." Das kann ebenfalls zu potenziell gefährlichen Situationen führen.

"Außerdem wäre es mit massiven Kosten verbunden, auf beiden Seiten der Strecke 6,6 Meilen des Materials zu verlegen", erinnert Brundle. Bereits unmittelbar nach dem Unfall kündigte die FIA eine ausführliche Untersuchung des Unfalls an. Ergebnisse wurden bislang jedoch noch nicht präsentiert.