• 25.04.2004 12:52

GPWC will andere Teams ins Boot holen

Nach Absage an F1-Boss Ecclestone will die GPWC die Konkurrenzserie weiter planen und die anderen Teams ins Boot holen

(Motorsport-Total.com/sid) - Im Streit um Geld und Macht droht dem Milliardengeschäft Formel 1 erneut die Spaltung. Die Herstellervereinigung GPWC kündigte wegen nicht eingehaltener Absprachen eine im Dezember erzielte Einigung mit dem Lager von Bernie Ecclestone über die Zukunft der Königsklasse auf und will ihre Planungen für eine Konkurrenzserie ab 2008 nun fortsetzen. Formel-1-Boss Ecclestone reagierte in Imola mit scharfen Vorwürfen gegen die in der GPWC zusammengeschlossenen fünf Autobauer BMW, DaimlerChrysler, Ferrari, Ford und Renault.

Titel-Bild zur News: Startphase in Malaysia 2004

Fahren die Automobilhersteller 2008 in ihrer eigenen Serie?

"Wenn sie ihre eigene WM organisieren wollen, dann sollen sie es tun. Die GPWC-Leute wollen die Regulatoren sein, aber das wird nie passieren. Die Vermarktungsrechte für die nächsten 100 Jahre haben wir, und der einzige Regulator ist der Automobil-Weltverband FIA", erklärte Ecclestone und teilte den Formel-1-Teamchefs in Imola bei einer Krisensitzung in seinem silbernen Bus seine Ansicht der Dinge mit. Er habe den Rennställen bis 2007 insgesamt 700 Millionen Dollar zusätzlich zu den im Concorde Agreement festgehaltenen Summen versprochen. Im Gegenzug sollte die Verfassung der Formel 1 bis 2014 verlängert werden. "Jetzt ist alles wieder hinfällig. Warum verschwenden diese Leute meine Zeit?", meinte Ecclestone.#w1#

Die GPWC ihrerseits sieht die Schuld für den Bruch bei dem Milliardär, der sich nicht an die Ende letzten Jahres in einem Memorandum festgehaltenen Abmachungen gehalten haben soll. Die Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC, an der seit der Kirch-Pleite die Banken drei Viertel und eine Firma der Familie Ecclestone ein Viertel halten, hatte den Rennställen eine Erhöhung der Einnahmen um 50 Prozent und der GPWC drei Vorstandssitze mit Vetorecht zugesagt. Bisher soll jedoch kein Geld an die Teams geflossen sein, außerdem verhindert Ecclestone weiter die geforderte Transparenz über die Einnahmesituation der Formel 1.

Niemand weiß genau, wie viele Milliarden wirklich in die Taschen des ehemaligen Gebrauchtwagenhändlers fließen. Die Teams erhalten nach dem Concorde Agreement bislang lediglich 47 Prozent der TV-Gelder, jedoch nichts aus anderen Einnahmequellen wie Merchandising oder dem Paddock Club für besonders betuchte Zuschauer. Die Hersteller, die jährlich Milliarden investieren und für die Show sorgen, fordern einen größeren Anteil vom Kuchen. Die GPWC will deshalb die fünf bislang nicht involvierten Teams Toyota, Sauber, Jordan, Minardi and BAR bei der Bildung einer Konkurrenzserie mit ins Boot holen.

"Wir werden ihnen sagen, dass sie mitmachen können und dann unsere Planungen für eine neue Serie fortsetzen", sagte ein GPWC-Sprecher. Im Vorjahr hatte man sich neben der Finanzverteilung bereits über mögliche Rennstrecken verständigt, zudem sollen die zu hohen Eintrittspreise sinken.

Die FIA hat bereits grundsätzlich erklärt, dass sie bei Einhaltung der Regeln auch zwei konkurrierende Rennserien genehmigen würde, allerdings wäre das nicht nur nach Meinung von Max Mosley "schlimm für den Motorsport". Nicht zufällig hatte der FIA-Präsident in Imola eine Liste mit revolutionären Regeländerungen wie der Einführung von Einheitsreifen, einem 2,4-Liter-Minimotor für zwei Rennen und einem weitgehenden Test- und Elektronikverbot vorgelegt, was ab 2008 eine große Kostenersparnis bringen sollen.

McLaren-Boss Ron Dennis: "Das neue Agreement über die Regeln muss Hand in Hand mit einer neuen kommerziellen Verteilung der Einnahmen gehen. Schließlich geht es überall ums Geld." Dass sich dabei der "gesunde Menschenverstand durchsetzt" (BAR-Chef David Richards) und es doch noch eine gemeinsame Zukunft der Formel 1 gibt, wird immer unwahrscheinlicher.