Glück im Unglück für Schumacher und Ferrari

Ferrari kann sich über das mäßige Rennen am Nürburgring mit der vergrößerten WM-Führung trösten ? Barrichello am Podium

(Motorsport-Total.com) - Rund 120.000 Fans sorgten heute Nachmittag am Nürburgring für ein Meer an "Rotkäppchen", doch schlussendlich gewann der aus ihrer Sicht falsche Schumacher, nämlich Ralf. Ferrari-Star Michael nahm lange Kurs auf einen Podestplatz, fiel dann aber durch eine Kollision mit Montoya zurück.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello rettete heute die Ehre des Ferrari-Teams mit Platz drei

In einer ersten Stellungnahme unmittelbar nach dem Grand Prix wich der fünffache Weltmeister der Schuldfrage noch aus, nach dem Studium der Videobänder machte er aber reinen Tisch: "Meiner Meinung nach war es ein Rennunfall, wie er schon einmal passieren kann. Juan-Pablo war schneller als ich und er hat mir gerade genug Raum zum Überleben gegeben. Natürlich hätte ich mir etwas mehr Raum gewünscht, aber ich habe deswegen kein Problem mit ihm. Niemand ist schuldig."

Ansonsten lief es für Schumacher durchaus akzeptabel, obwohl er nie in einer Position war, um das Rennen zu gewinnen. Am Start hielt er noch gut mit seinem Bruder mit, musste aber den führenden Räikkönen ziehen lassen, doch in der zweiten Rennhälfte reichte der Ferrari-Speed nicht aus, um für BMW-Williams eine ernsthafte Bedrohung darzustellen. Unter anderem ist dafür ein Nachteil der Bridgestone-Pneus verantwortlich zu machen.

WM-Vorsprung trotz Kollision angewachsen

Aber: "Wenn man bedenkt, dass mein Vorsprung in der Weltmeisterschaft auf sieben Punkte angewachsen ist", spielte der 34-Jährige auf den Räikkönen-Ausfall an, "kann ich mich über den Ausgang dieses Rennens nicht beschweren. Speziell mit dem neuen Punktesystem dauert es länger als früher, einen Rückstand aufzuholen, es sei denn, ich scheide einmal aus. Für Ralf freue ich mich natürlich, so bleibt der Sieg beim Heimrennen in der Familie."

Teamkollege Barrichello fuhr ein unauffälliges Rennen nach einem unauffälligen Wochenende, erbte aber durch die Zwischenfälle an der Spitze zumindest einen Podestplatz, mit dem man aber "nie zufrieden sein kann", wie er protokollieren ließ: "Es ist trotzdem ein gutes Resultat, bedenkt man die Schwierigkeiten, die ich mit der Balance hatte. Mein Start war gut, ich ging an Juan-Pablo vorbei und konnte mit den Jungs vor mir mithalten, aber nicht aufholen, weil ich Sprit sparen wollte."

"Ich bin enttäuscht, dass mich Montoya beim zweiten Stopp überholen konnte", fuhr er fort. "Jeweils nach den Boxenstopps, mit viel Benzin, hat sich das Auto nicht gut angefühlt, aber es wurde besser, wenn der Sprit weniger wurde. Mit dem zweiten Reifensatz konnte ich recht rasch auf Michael aufholen, aber die Balance war nie optimal und so spielte ich mit den Reifendrücken und der Flügeleinstellung herum."

F2003-GA doch nicht die erwartete Wunderwaffe?

Für Magny-Cours erwartet der Brasilianer jetzt ein schwieriges Wochenende und auch bei Technikchef Ross Brawn machte sich ein wenig Ernüchterung breit: "Unsere Rivalen waren ganz klar konkurrenzfähiger als wir und dagegen konnten wir nichts unternehmen. Ich glaube nicht, dass es einen speziellen Bereich gibt, den man für dieses Abschneiden verantwortlich machen kann. Wir müssen am Gesamtpaket arbeiten, um die Performance wieder zu verbessern."

Für Jean Todt war das Eifelrennen genau jener "schwierige und umkämpfte Grand Prix, den wir erwartet haben", wie er nach Fallen der Zielflagge erklärte: "Die Plätze drei und fünf für Michael haben uns wertvolle Punkte für die Weltmeisterschaft gebracht. Die erste Analyse ergibt, dass unser Chassis/Motor/Reifen-Paket nicht konkurrenzfähig genug war, aber dank der Zuverlässigkeit sind wir trotzdem in die Punkte gekommen."

Der Ferrari-Boss ging nicht auf die Schuldfrage in Sachen Schumacher/Montoya-Kollision ein, "aber dank der Streckenposten, die Michael aus dem Kies geschoben haben, konnte er sein Rennen wenigstens fortsetzen." Die farblose Performance von Barrichello an diesem Wochenende empfand er als durchaus annehmbar: "Rubens war solide unterwegs und ist auf das Podium gefahren. Mehr war für ihn heute nicht drin."