Glock: "Singapur hat einfach etwas Besonderes"
Virgin-Fahrer Timo Glock über die Atmosphäre beim Nachtrennen in Singapur, seine Erfahrungen auf diesem Kurs und die Gefahren dieser Rennstrecke
(Motorsport-Total.com/Sky) - Timo Glock und Singapur - das scheint einfach zu passen. Im vergangenen Jahr kam der Deutsche ausnehmend gut mit dem Marina Bay Circuit zurecht und platzierte seinen Toyota auf dem starken zweiten Rang, ehe er 2010 mit dem Virgin VR-01 vor allem im ersten Freien Training zu begeistern wusste. Dabei hielt Glock unter schwierigen Bedingungen lange Zeit den Bestwert, als die Fahrer noch mit der Nässe zu kämpfen hatten. Im Interview spricht der 28-Jährige über seine Eindrücke.

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Timo Glock hat viel Freude am Fahren auf dem Marina Bay Circuit von Singapur
Frage: "Timo, beim Großen Preis von Singapur bleiben die Fahrer und ihre Teams im europäischen Rhythmus. Kannst du uns das etwas erläutern?"
Timo Glock: "Ich lag heute bis drei Uhr Nachmittags im Bett. Ich hatte am Morgen versucht, mein Zimmer so dunkel wie möglich zu machen. Ich muss sagen: Ich habe recht gut geschlafen und bin jetzt sehr gut in diesem Rhythmus drin."#w1#
Frage: "Kommen wir auf das Renngeschehen zu sprechen: Die TV-Bilder aus Singapur sind einfach beeindruckend und faszinierend. Was ist für dich das Besondere an diesem Nachtevent?"
Glock: "Selten war die Vorfreude so groß wie hier in Singapur. Ich kam schon am Mittwoch hier an und dachte am Donnerstag: 'Mann, noch ein Tag, bis wir endlich ins Auto können!' Singapur hat einfach etwas Besonderes und die Strecke macht viel Spaß."
"Ich hatte hier in den vergangenen beiden Jahren auch gute Erfolge. Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass ich im ersten Freien Training die Zeitenliste sogar lange anführen konnte. Nasse Bedingungen sind wohl genau die Verhältnisse, in denen ich mit diesem Auto noch ein bisschen mehr herausholen kann."
"Ich denke, dabei konnte ich deutlich aufzeigen, was ich hier in Singapur imstande bin zu leisten. Es ist hier einfach immer ein spezielles Gefühl. Ich weiß nicht, ob es mit dem Rhythmus zu tun hat oder ob es am Drumherum liegt. Es ist ein entspannter Event und macht viel Spaß."
Frage: "Am Freitag gab es Stimmen aus dem Fahrerlager, wonach dieser Grand Prix die Atmosphäre einer Afterwork-Party habe. Siehst du das ähnlich?"
Glock: "Da ist was dran. Ich habe heute noch gedacht: Vor dem dritten Freien Training habe ich normalerweise nicht so viel Zeit, um zu Frühstücken und zur Strecke zu gehen. Es kommt einem so vor, als hätte man etwas mehr Zeit."
Beste Erinnerungen an das Siegertreppchen
Frage: "Du hast es eben schon angesprochen: Im vergangenen Jahr bist du hier auf Toyota als Zweiter ins Ziel gekommen. Wie war das damals für dich?"
Glock: "Das war natürlich ein großes Highlight. Wir hatten ein gutes Auto, aber es war nicht gut genug für die Top 3."
"In der Qualifikation kam ich 2009 auf Rang fünf. Im Rennen kam ich fehlerfrei durch und holte das Maximum aus dem Toyota heraus. Andere begingen Fehler, mir unterliefen keine - und dafür wurde ich mit Platz zwei belohnt."
Frage: "Adrian Sutil hatte am Freitag einen Unfall, als er in der Schikane ausgehebelt wurde und durch die Luft flog. Wie gefährlich ist diese Stelle?"
Glock: "Gefährlich ist es, wenn man aus dieser Höhe mit dem Auto auf den Boden aufschlägt. Wir sitzen mit unserem Hinterteil gewissermaßen auf dem Asphalt auf."
"Die Aufhängung bricht bei so einem Schlag natürlich. Ich habe gehört, es seien 19 g beim Aufprall gewesen. Das geht natürlich direkt in die Wirbelsäule hinein und das ist nicht unbedingt gesund. Man sollte die Strecke an dieser Stelle etwas entschärfen. Ansonsten wäre das eine sehr schnelle Linkskurve."
"Wenn wir uns zurückerinnern, hatte Mark Webber hier im vergangenen Jahr einen Bremsdefekt. Sollte das jemandem an dieser Stelle widerfahren, dann würde dieser Fahrer mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit über diesen Curb abheben und dann vermutlich im nächsten Gebäude dahinter landen."
"Diese Medaille hat halt zwei Seiten: Macht man die Kurve schnell, ist sie gefährlich. Lässt man sie so und es hat jemand einen Bremsdefekt, dann ist diese Ecke eben auch gefährlich. Aus diesem Grund ist es da wohl schwierig, den richtigen Kompromiss zu finden."

