• 02.08.2008 19:00

  • von Dieter Rencken / Fabian Hust

Glock: "Mache deswegen keine Freuden-Sprünge"

Der Toyota-Pilot im Medien-Gespräch über sein starkes Qualifying, die fehlende Konstanz seines Autos und das komische Gefühl auf dem weichen Reifen

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock zeigte auf dem Hungaroring ein starkes Qualifying, beendete es mit 0,427 Sekunden Rückstand auf den fünften Rang. Das Team hat erneut neue Teile am Auto, unter anderem wie einige Konkurrenten nun auch eine Haifischflosse.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock zeigte im Qualifying eine tolle Vorstellung

"Ich glaube schon, dass es über die Distanz hinweg etwas konstanter ist, was den Abtrieb auf der Hinterachse betrifft", meint Glock dazu. "Wir haben das am Freitag probiert, aber da waren die Windverhältnisse schon wieder anders, da war es schwierig zu deuten. Ich habe mich damit wohl gefühlt, deswegen haben wir ist draufgelassen."#w1#

Allerdings haben die Japaner nicht viele neue Teile am Auto, wie der Deutsche verrät: "In Hockenheim hatten wir ein kleines Update gehabt, das ganz positiv war. In Jerez haben wir nicht wirklich neue Teile ausprobiert, nur diese Motoren-Abdeckung. Aber das war es dann auch."

Nach wie vor leidet Toyota an der Tatsache, dass das Auto einmal funktioniert, das andere Mal plötzlich wiederum nicht: "Man muss sagen, dass es für hier gepasst hat, ob es auch für Valencia passt, ist die Frage."

"Hier hat alles zusammen gepasst, deshalb stehen wir relativ weit vorne." Timo Glock

"Ich bin damit über das Jahr hinweg nicht so zufrieden, dass unsere Qualifyings sehr inkonstant waren, manchmal hat es uns in die Top 10 gereicht, manchmal nicht. Hier hat alles zusammen gepasst, deshalb stehen wir relativ weit vorne. Wir müssen einfach diesbezüglich eine Konstanz hinein bringen. Dahinter steht für mich noch ein Fragezeichen. Wir haben im Qualifying einfach zu viele Höhen und Tiefen."

Es sei "natürlich schön, vor Kimi Räikkönen zu stehen": "Aber wir müssen einmal abwarten, welche Taktik Ferrari morgen fährt. Ich schätze, dass er etwas schwerer unterwegs ist, vielleicht sogar wie der Rest. Es ist natürlich schön, vor ihm zu stehen, aber es ist nichts, weswegen ich Freuden-Sprünge mache."

"Ich würde mich mehr freuen, wenn wir jetzt nun auch einmal die Konstanz für den Rest des Jahres hinein bringen würden." Timo Glock

"Ich freue mich natürlich über den fünften Rang, das war mal ein Schritt, aber ich würde mich mehr freuen, wenn wir jetzt nun auch einmal die Konstanz für den Rest des Jahres hinein bringen würden. Da würde ich mich mehr darüber freuen als über ein einzelnes Resultat."

Hat das Team plötzlich ein Setup gefunden, das funktioniert? "Nein, das ist ja das Komische", antwortet der Deutsche. "Auf manchen Strecken, speziell wenn es sehr warm ist, bekomme ich den Reifen so zum Arbeiten, wie ich mir das vorstelle."

"Vielleicht hat es damit etwas zu tun. Wir hatten schon viele Wochenenden, wie in Malaysia oder in Australien, wo wir im Qualifying gut waren. In der Türkei waren wir sehr gut aufgestellt, hatten das Auto genauso, wie ich es jetzt hier hatte."

"Wenn man sich die Video-Aufnahmen anschaut, dann kann man genau sehen, dass ich das Auto dorthin lenken kann, wo ich es haben möchte. Wenn das passt, dann kann ich ein gutes Qualifying fahren und auch mal alles aus dem Auto, jede Hundertstelsekunde, herausholen. Das kann ich nicht machen, wenn ich nicht 100-prozentig weiß, was das Auto macht. Momentan ist das Auto immer gleich, das ist ein Vorteil."

"Wenn es kälter wird, dann sieht es vielleicht schon wieder ganz anders aus." Timo Glock

"Ich bin gespannt, wie wir morgen am Start wegkommen und wie sich speziell der Reifen verhält", blickt der 26-Jährige auf das Rennen. "Dahinter habe ich noch ein Fragezeichen stehen, welcher Reifen wirklich funktionieren wird. Weil wenn es kälter wird, dann sieht es vielleicht schon wieder ganz anders aus. Ich hoffe, dass das Auto gut über die Distanz ist."

Auch Glock fühlt sich auf dem weicheren Reifen nicht besonders wohl, warum? "Ich kann das gar nicht richtig erklären. Ich habe vorhin mal gesagt, dass er sich anfühlt wie Kaugummi. Er bewegt sich in sich relativ viel. Manchmal spürt man die zusätzliche Haftung des weicheren Reifens, aber erst in der Mitte der Kurve."

"Ich weiß manchmal wirklich nicht, wie ich einen Reifen anfahren soll." Timo Glock

"Es fühlt sich danach an, als brauche er extrem lang, bis er sich gesetzt hat und stabil ist. Es ist ziemlich schwierig, ein Gefühl dafür zu bekommen. Wenn man auf der Runde aus der Box hinaus zu schnell ist, dann kann es sein, dass man auf der fliegenden Runde Graining hat. Ich weiß manchmal wirklich nicht, wie ich einen Reifen anfahren soll. Mit dem härteren Reifen hatte ich ein ganz anderes Gefühl."

Kann es also zum Problem werden, den weicheren Reifen im Rennen einsetzen zu müssen? "Die Frage ist, wie schnell er sich stabilisiert. Ich kann mir schon vorstellen, dass er sich nach vier oder fünf Runden zu stabilisieren beginnt, du aber immer das schwammige Gefühl im Auto hast, da er vom Aufbau her weicher ist. Das könnte über die Distanz ein Problem sein."

Ist der fünfte Rang vielleicht nur der Tatsache zuzuschreiben, dass Glock mit weniger Benzin an Bord fuhr als die Konkurrenz? "Ich würde sagen, dass im zweiten Qualifying-Teil alle mit relativ wenig Sprit an Bord unterwegs waren. Da war ich auf Platz zwei, so weit waren wir also nicht weg."

"Im dritten Qualifying-Teil wäre mehr drin gewesen, wenn ich meinen Reifen auf der Runde aus der Box heraus besser hätte aufwärmen können. Das habe ich aber nicht machen können, da der Robert Kubica eine etwas langsamere Runde gefahren ist. Da habe ich ein bisschen Zeit verloren. Wir müssen schauen, was die anderen morgen machen, ich denke jedoch, dass wir von der Strategie her in jenem Fenster sind, was die anderen machen."

Abschließende Frage an den Deutschen: Mag er den Hungaroring? "Es ist eine Mickey-Maus-Kurs, man hat beim Fahren etwas viel zu tun, aber soweit finde ich ihn eigentlich ganz gut. Aber wenn das Auto mal passt, dann gefällt mir glaube ich jede Strecke..."