• 09.04.2008 09:56

Glock: "Ich lerne wirklich sehr viel"

Timo Glock im Interview über die ersten Rennen im Toyota, seinen Teamkollegen und die Atmosphäre im Team

(Motorsport-Total.com) - Drei Grand Prix hat Timo Glock für Toyota bereits absolviert und dabei einen schweren Crash, einen Rennunfall und eine Zielankunft erlebt. Ein turbulenter Auftakt also für den jungen Deutschen, der möglichst bald einige WM-Zähler für seinen Arbeitgeber einfahre will. Im Interview spricht Glock über die Herausforderung Formel 1, seinen erfahrenen Teamkollegen Jarno Trulli und den Beginn der Europasaison.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Kam in Bahrain erstmals in dieser Saison ins Ziel: Timo Glock

Frage: "Timo, wie war das Bahrain-Wochenende für dich?"
Timo Glock: "Nachdem was in Australien und Malaysia geschehen ist, war es schon einmal sehr positiv, eine Renndistanz zu absolvieren. Ich wäre natürlich noch glücklicher, wenn ich in die Punkteränge gefahren wäre. Das Qualifying war nicht gerade leicht und auf meinem zweiten Run in Q2 war das Handling des Autos nicht mehr ganz so gut wie davor, vielleicht aufgrund des Windes."#w1#

Wintertest half beim Eingewöhnen in Bahrain

"Es war schon etwas enttäuschend, nicht in das dritte Qualifikationssegment zu gelangen, aber dafür war ich im Rennen stark unterwegs. Ich habe einige Positionen gutgemacht und unser Performance-Niveau ist richtig ermutigend. Jarno ist ein weiteres großartiges Rennen gefahren und es ist einfach fantastisch zu sehen, wie konkurrenzfähig das Team in dieser Saison ist."

"Ich hatte den Speed, um Nico Rosberg zu schnappen. " Timo Glock

Frage: "Wie nah dran warst du an deinem ersten WM-Punkt für Toyota?"
Glock: "Ich war sehr nahe dran. Ich hatte den Speed, um Nico Rosberg beim letzten Boxenstopp zu schnappen und Achter zu werden. Leider hatte ich ein Problem mit dem Getriebe und musste in den Reservemodus wechseln. Ohne diese Schwierigkeiten wäre ich wohl auf Platz acht angekommen."

Frage: "War es für dich von Vorteil, bereits im Februar einige Erfahrungen auf dieser Strecke zu machen?"
Glock: "In Sakhir bin ich schon GP2-Rennen gefahren und natürlich im Jahr 2004 auch das Freie Freitagstraining. Ich hatte also schon ein paar Erfahrungen auf dieser Strecke. Der Test im Februar war aber sehr positiv und es war natürlich auch nicht schlecht, mit einigen Erfahrungswerten über den TF108 auf diesem Kurs nach Bahrain zu kommen."

"Wir hatten eine Rennsimulation durchgeführt und konnten so auf einige Daten zurückgreifen, dennoch waren alle Teams schon am Freitag ohnehin recht schnell unterwegs. Dazu kam dann noch, dass wir jeden Tag anderen Bedingungen ausgesetzt waren. Der Wind hat sich ständig gedreht, wir mussten uns daran anpassen."

Formel 1 als besondere Herausforderung

Frage: "Seit du zurück bist, hattest du jetzt drei Grand Prix in der Formel 1. Wie hast du dich eingelebt?"
Glock: "Mir macht das sehr viel Spaß. Es unterscheidet sich nicht so sehr von anderen Rennsport-Serien aber was einem auffällt, ist, dass man im Vergleich zur GP2 oder den ChampCars einen sehr engen Zeitplan hat. Man muss viel umherreisen und sieht dementsprechend viele Flughäfen. Aber so ist das Leben für einen Formel-1-Fahrer. Mit Flugangst wäre das sicherlich nicht zu schaffen!"

Frage: "Ist der Testaufwand in der Formel 1 ein großer Unterschied im Vergleich zu anderen Serien?"
Glock: "Definitiv, ja. In der GP2 bist du limitiert, das gilt auch für die Formel 3 und die ChampCars. Im Vergleich zu diesen Meisterschaften steht einem schon viel Arbeit ins Haus. Man erhält eine Menge Informationen aus den Testfahrten und man muss verstehen, wie man das für die Setupentwicklung nutzen kann, damit man sich da in die richtige Richtung bewegt. Es ist sehr interessant, Jarno beim Testen zuzuschauen, weil er so viel Erfahrung hat. Er weiß einfach, was er zu tun hat und ist sehr professionell - ich lerne wirklich sehr viel."

Frage: "Denkst du also jetzt mehr über die Entwicklung des Autos nach?"
Glock: "Naja, das ist schon irgendwie seltsam, denn du denkst 24 Stunden am Tag darüber nach und alles was du tun kannst, ist, den Wagen zu verbessern. Fortschritte zu machen ist nicht so leicht, auch wenn die Entwicklung vorangeht. Wenn man sich nur einen kleinen Fehler erlaubt und in die falsche Richtung geht, verliert man Zeit. Die Formel 1 ist überaus komplex, das Team ist viel größer als in der GP2 und die Aerodynamik des Autos ist unglaublich umfangreich."

"Es ist sehr interessant, Jarno beim Testen zuzuschauen." Timo Glock

"Es macht zum Beispiel einen großen Unterschied, wenn der Wind plötzlich seine Richtung ändert. Dann sind da noch die Rillenreifen, die wiederum eine andere Herangehensweise verlangen, als Slicks. Es gibt also jede Menge Baustellen zu bearbeiten, aber ich entwickle mich ständig weiter und bin sehr glücklich damit, wie die Dinge bis jetzt gelaufen sind."

Neue Teile für den Test in Barcelona

Frage: "Freust du dich schon auf die Testtage in Barcelona, bevor die Europasaison beginnt?"
Glock: "Ja. Das wird eine sehr wichtige Woche. Die Wintertests in Barcelona waren für mich sehr schwierig, weil ich damit zu kämpfen hatte, die Reifen unter den damaligen Bedingungen zum Arbeiten zu bringen. Die Temperaturen waren damals recht niedrig und das wird nicht mehr der Fall sein, wenn wir dorthin zurückkehren."

"Jarno hingegen hatte ein besseres Gefühl mit dem Auto und konnte am letzten Tag der Vorsaisontests eine Bestzeit aufstellen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns bei diesen Testfahrten. Wir arbeiten mit einigen neuen Aeroteilen - dem ersten neuen Aeropaket der Saison - und das ganze Team ist fest dazu entschlossen, zu pushen und die Lücke zu den drei Topteams weiter zu schließen."

Frage: "Wie ist die Atmosphäre im Team?"
Glock: "Jeder hier war sehr froh über die Punkte in Malaysia und Jarno hat den Schwung nach Bahrain mitgenommen und ein weiteres gutes Resultat eingefahren. Ich hatte trotz des Getriebeproblems auch ein starkes Rennen. Man konnte schon im Melbourne erkennen, wie gut es für die Motivation war, dass wir beide Autos im Qualifying in die Top 10 gebracht haben."

"Momentan schaut es so aus, als wären wir Best of the Rest." Timo Glock

"In Malaysia und Bahrain haben wir dann gezeigt, dass unser Wagen sehr konkurrenzfähig ist, jeder gibt hier also sein Bestes. Das Feld hinter McLaren-Mercedes, Ferrari und dem BMW Sauber F1 Team ist sehr eng zusammen. Momentan schaut es aber so aus, als wären wir "Best of the Rest". Die drei Topteams sind nicht so weit weg und es ist wirklich sehr eng zwischen Red Bull, Williams und uns selbst. Das ganze Team arbeitet sehr hart und ist überaus optimistisch."