• 16.01.2008 12:38

  • von Dieter Rencken

Glock: Formel-1-Cockpit statt Chefsessel

Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' schildert Timo Glock seine Höhen und Tiefen der letzten Jahre und vergleicht die Formel 1 von 2004 mit der von heute

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Timo, ab wann bist du mit Toyota in Kontakt gestanden?"
Timo Glock: "Das erste Mal, wir Kontakt hatten, war Mitte des Jahres. Von da an wuchs und wuchs und wuchs es und am Schluss haben wir ein Paket gefunden und haben einen Vertrag gemacht."

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock hatte die Hoffnung auf ein Formel-1-Comeback schon aufgegeben

Frage: "Allerdings musste das Contract-Recognition-Board noch sein Okay geben. Hattest du irgendwann die Sorge, dass es gegen den Vertrag stimmt?"
Glock: "Es war ein komisches Gefühl, aber wenn ich mir die Ups und Downs in meiner Karriere anschaue, dann hat das nur die letzten paar Jahre widergespiegelt. Es sieht so aus, als ob es für mich nie auf Anhieb klappen kann, es muss immer an etwas haken. Es war ein komisches Gefühl, aber ich war mir sicher, dass es klappen würde."#w1#

Frage: "Hat dir der Sieg in der GP2 endgültig die Tür in die Formel 1 geöffnet?"
Glock: "Ja, von da an hat es Toyota richtig forciert und sagte 'Wir wollen dich als Rennfahrer'. Der Haken kam dann, als das Recognition-Board angerufen wurde, aber am Ende lief es positiv für uns und alles war okay."

Das Posthorn ist immer dabei

Frage: "Du hast das Logo von der 'Deutschen Post' auf deinem Overall. Es ist recht ungewöhnlich, dass ein Fahrer ein separates Logo auf dem Anzug hat. Was steckt dahinter?"
Glock: "Die 'Deutsche Post' hat mich seit dem Beginn meiner Karriere unterstützt, schon in der Formel BMW und dann durch meine gesamte Karriere hindurch. Wir haben nun schließlich eine Lösung gefunden, wie wir sie auf dem Overall platzieren können. Das hat nichts mit ihrem sonstigen Sponsoring zu tun, es ist ein eigenes Sponsoring und es ist auch positiv für mich."

Frage: "Machst du auch PR-Aktivitäten für die 'Deutsche Post'?"
Glock: "Ja, wir haben viele Events von der 'Deutschen Post', mein Management arbeitet sehr eng mit der 'Deutschen Post' zusammen. Sie haben viele Veranstaltungen und vielleicht wird es auch welche an der Rennstrecke geben."

Die Formel 1 war schon abgehakt

Frage: "Nachdem du nach deinen Formel-1-Auftritten bei Jordan 'absteigen' musstest in die ChampCar - hast da damals daran geglaubt, dass du wieder zurückkommen kannst?"
Glock: "Viele Leute haben gesagt, dass es unmöglich wäre, zurückzukommen - wenn du einmal draußen bist, hast du keine Chance auf ein Comeback. Und irgendwann habe ich auch gedacht, dass es so laufen wird. Ich hatte ein eigentlich gutes Jahr in der ChampCar, aber es war auch gleichzeitig recht schwierig, weil ich nicht um einen Sieg kämpfen konnte. In Montreal war ich knapp davor, zu gewinnen, aber ich musste Oriol Servia vorbeiziehen lassen."

"Da habe ich gedacht: 'Okay, das war's, die Karriere ist vorbei'. Ich habe gedacht, dass ich zurückgehen müsste in die Firma meines Vaters." Timo Glock

"Auch die GP2 war am Anfang nicht einfach, als ich bei BCN war. In Monaco stand ich als 17. auf der Startaufstellung, mit einer guten Strategie sind wir dann vorgekommen bis auf Platz vier und dann mussten wir wegen eines Getriebeproblems wieder aufgeben. Und da habe ich gedacht: 'Okay, das war's, die Karriere ist vorbei'. Ich habe gedacht, dass ich zurückgehen müsste in die Firma meines Vaters. Aber von dem Moment hat sich plötzlich alles geändert. Auch in meinem Privatleben gab es ein paar Veränderungen, das alles ist rund um Monaco und Silverstone passiert. Alles hat sich zum Guten gewendet. Ich bin sehr glücklich, dass ich das Blatt wieder wenden konnte. Auch mein Management hat einen tollen Job gemacht, sie haben nie aufgegeben und haben hart dafür gekämpft, dass wir es zurückschaffen in die Formel 1."

Frage: "Was hat dein Vater für ein Unternehmen?"
Glock: "Ein Gerüstbau-Unternehmen. Wir arbeiten viel für große Firmen, in Deutschland machen wir zum Beispiel viel für Pirelli. Wir sind keine große Firma, aber wir arbeiten schon lang mit den Leuten gut zusammen. Und vor vier oder fünf Jahren war es mein Ziel, die Firma von meinem Vater zu übernehmen - tja, und nun..."

Viel ändern wird sich nicht

"Ich wohne immer noch bei meinen Eltern, wenn ich daheim bin." Timo Glock

Frage: "Welchen Einfluss wird die Formel 1 auf dein Privatleben haben? Wirst du etwas ändern?"
Glock: "Für mich sollte sich nicht allzu viel ändern, ich werde jetzt nicht mein Privatleben oder meine Persönlichkeit ändern, weil ich in der Formel 1 fahre. Es wird sehr stressig werden mit den vielen Tests und den Rennen, der Zeitplan wird in diesem Jahr also recht voll sein. Aber das wird nicht viel ändern. Ich werde weiter in Deutschland bleiben, ich wohne immer noch bei meinen Eltern, wenn ich daheim bin, aber das ist ja nicht so oft (lacht; Anm. d. Red.). Ich werde mir eine Wohnung in Köln in der Nähe der Firma suchen. Das ist die einzige Veränderung."

Frage: "Was für ein Auto fährst du derzeit?"
Glock: "Im Moment fahre ich einen Lexus LS, den großen. Das ist ein schönes Auto, aber für mich eher nicht geeignet. Timo Glock kann nicht mit einem so großen Auto rumfahren. Das ist manchmal etwas seltsam, wenn ich bei meinen Eltern bin und dort in die Stadt fahre, wenn mich die Leute dann anschauen mit einem Blick der sagt 'warum hast du so ein großes Auto'. Es ist wirklich gut zu fahren, aber es ist zu groß. Deshalb werde ich Ende des Monats auf den neuen Lexus IS F umsteigen."

Frage: "Wirst du bei der Präsentation des Autos dabei sein?"
Glock: "Die ist Sevilla, ich glaube schon, dass ich dort hinfahren werde, weil sie nach dem Test in Valencia ist und wir haben dann noch zwei Tage lang einen Filmdreh in Valencia und dann geht es direkt dorthin."

Vergleiche zwischen 2004 und 2008

Timo Glock

Timo Glock vor vier Jahren als junger Pilot in Diensten von Jordan Zoom

Frage: "Als du bei Jordan gefahren bist, gab es die Traktionskontrolle bereits. Jetzt fällt sie weg. Wird das für dich beim Fahren einen großen Unterschied ausmachen?"
Glock: "Nein, ich bin daran schon aus der GP2 gewöhnt, das sollte für mich kein Problem werden. Okay, es ist in der Formel 1 schon etwas anders, denn die Aerodynamik ist aggressiver und damit ist das Auto in sehr schnellen Kurven manchmal nur sehr schwer zu kontrollieren. Aber das ist für alle das Gleiche."

Frage: "Bei Jordan bist du noch mit einem V10-Dreiliter-Motor gefahren, jetzt bist du mit einem V8-2,4-Liter-Motor unterwegs. Merkt man da einen Unterschied?"
Glock: "Ja, das ist schon ein Unterschied. Aber sie haben die Motoren recht schnell entwickelt und man merkt zwar den Unterschied, aber ich hätte nicht erwartet, dass der Motor so stark ist."

Frage: "Was ist der größte Unterschied zwischen dem Jordan und dem Toyota?"
Glock: "Bei Jordan war das Auto nicht so schlecht, aber das Problem war, dass man keine Möglichkeit hatte, es weiterzuentwickeln. Und als ich letztes Jahr das erste Mal mit dem Toyota gefahren bin, war das ein sehr großer Unterschied, was die Stabilität angeht, was den Kurvenspeed angeht und die Bremsstabilität. Das Auto war einfach in allen Bereichen besser."

Frage: "Was sind deine Ziele für dieses Jahr?"
Glock: "Für mich ist nur wichtig, in die Punkte zu fahren, in der Qualifikation nah an Jarno dran zu sein, denn er ist in der Qualifikation einer der Besten. Es wird für mich ein bisschen schwer werden, mich an den anderen Quali-Modus zu gewöhnen. Jarno hat da schon Erfahrung, das kann mich vielleicht ein oder zwei Rennen kosten. Mein Ziel ist es, in die Punkte zu kommen und so gut wie möglich für das Team zu fahren."