• 16.01.2008 12:35

  • von Dieter Rencken

Horner: "Rechnen mit großem Fortschritt"

Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner im Interview über die Ziele für 2008, das Kernthema Zuverlässigkeit und die Budgetobergrenze

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Christian, was ist euer Ziel für diese Saison?"
Christian Horner: "Das Ziel ist, auf den Schwung aufzubauen, den wir in den letzten drei Rennen gesehen haben. Wir waren in den letzten drei Rennen des Vorjahres konkurrenzfähig und wollen mit dem neuen Auto genauso stark starten."

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Christian Horner erwartet von seinem Team eine signifikante Steigerung

"Ferrari und McLaren werden offensichtlich wieder sehr konkurrenzfähig sein und die Maßstäbe setzen, aber dahinter erwarte ich eine sehr enge Gruppe bestehend aus uns selbst, BMW, Renault, vielleicht Williams und vielleicht Toyota und Honda - bei denen weiß man nie. Es ist sehr schwierig, zu diesem Zeitpunkt Vorhersagen zu treffen. Wie gut wir sind? Das werden wir in Melbourne sehen. Aber wir sind mit den Fortschritten, die wir über den Winter erzielt haben, sehr zufrieden."#w1#

Spitze der Verfolgergruppe als Ziel

Frage: "Mit welcher Position wärst du am Jahresende zufrieden?"
Horner: "Wir liegen mitten in einer engen Gruppe. Wir konzentrieren uns darauf, die Performance des Vorjahres zu verbessern. Wo wir dann stehen, werden wir in Melbourne sehen. Wir rechnen mit einem großen Fortschritt gegenüber dem Vorjahresresultat."

Frage: "Ist das BMW Sauber F1 Team euer Hauptkonkurrent?"
Horner: "BMW ist natürlich ein Ziel, aber auch Renault mit dem Comeback von Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) ist eine Messlatte. Die haben über den Winter bestimmt nicht geschlafen und sind mit dem gleichen Motor eine ideale Referenz für uns. Alle Teams sind unsere Hauptgegner, um genau zu sein. Wir liegen inmitten dieses engen Pakets. Ich bin mir sicher, dass das Pendel im Verlauf der Saison hin- und herschwenken wird."

"Renault ist mit dem gleichen Motor eine ideale Referenz für uns." Christian Horner

Frage: "Glaubst du, dass die Resultate abhängig vom Streckenlayout wechseln werden?"
Horner: "Vielleicht ja, wie wir im Vorjahr zwischen McLaren und Ferrari gesehen haben. Vielleicht wird das wieder eintreten. Bei manchen Rennen war Williams zum Beispiel erheblich schneller als wir. Aber ich denke, dass wir nun allgemein gesehen von der Performance her eine viel bessere Basis haben."

Frage: "Ihr habt jetzt bei Red Bull ein sehr starkes Team. Die Außenstehenden erwarten eine Verbesserung von euch..."
Horner: "Wir werden uns auch verbessern, denn unsere Mannschaft arbeitet nun viel enger zusammen und hat den Vorteil der Kontinuität auf Personal- und Motorenseite. Das war der reibungsloseste Winter, den ich je bei Red Bull erlebt habe, und so langsam kann man die Stärke dieser Mannschaft erahnen. Es hängt nicht alles an zwei oder drei Leuten. Bei Red Bull Racing arbeiten 570 Leute, womit wir ein durchschnittliches Formel-1-Team sind. Man verlässt sich darauf, dass alle Abteilungen ihren Beitrag zur Performance des Autos leisten. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir dieses Jahr einen Schritt nach vorne sehen werden."

Frage: "Du erwartest ein schnelleres und zuverlässigeres Auto als im Vorjahr, also können die Fahrer den Schritt nach vorne machen, um die Resultate zu holen?"
Horner: "Deswegen beschäftigen wir sie zumindest! Im Vorjahr hat uns die Zuverlässigkeit ungefähr 25 Punkte gekostet. Das ist also ein wichtiger Faktor, der mit dem neuen Auto besser werden muss."

"Es gibt mit dem Getriebe für vier Rennen und der Standardelektronik neue Herausforderungen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir denen gerecht werden. Nach den Problemen des Vorjahres sollten wir dieses Jahr einen zuverlässigeren und konkurrenzfähigeren RB4 sehen. Schlechte Zuverlässigkeit kostet Streckenzeit, was wiederum Performance kostet. Daher haben wir über den Winter viel Zeit in die Zuverlässigkeit investiert."

Aufgabenteilung zwischen Newey und Willis

Frage: "Würdest du sogar sagen, dass ihr euch auf die Zuverlässigkeit konzentriert habt?"
Horner: "Adrian (Newey; Anm. d. Red.) hat sich auf die Performance konzentriert und Geoff (Willis; Anm. d. Red.) auf die Zuverlässigkeit. Da haben wir also ein sehr gutes Gleichgewicht."

Frage: "Musstet ihr Performance für Zuverlässigkeit opfern?"
Horner: "Ich glaube nicht. Das Wichtigste war, die Probleme zu verstehen, die wir mit der vorjährigen Kraftübertragung hatten. Die hatten ihren Ursprung in dem späten Motorenherstellerwechsel Ende 2006. Im Vorjahr konnten wir die Lösung verbessern und aufpolieren, aber jetzt haben wir es definitiv im Griff, denn die Kraftübertragung hat auf den Prüfständen in Milton Keynes schon tausende Kilometer überstanden. Also erwarten wir in puncto Zuverlässigkeit einen Fortschritt."

"Das Wichtigste war, die Probleme zu verstehen, die wir mit der vorjährigen Kraftübertragung hatten." Christian Horner

Frage: "Was hältst du von der Idee einer Budgetobergrenze für alle Teams?"
Horner: "Ich halte das für einen vernünftigen Vorschlag. Solange das sorgfältig geprüft und überwacht wird, ist das eine viel bessere Art und Weise, Kostensparungen zu erreichen, anstatt einem Team zu sagen, dass es den Windkanal nur stark beschränkt verwenden darf oder gar die Chassisentwicklung einfrieren muss. Der Teufel steckt bei diesen Dingen im Detail, klar, aber ich denke, das Konzept stimmt. Jetzt liegt es an den Teams, mit der FIA eine Lösung auszuarbeiten, die funktioniert, denn die Kosten explodieren von Jahr zu Jahr. Wir müssen uns einen Plan einfallen lassen."

Frage: "Ist die Standardelektronik für alle Teams außer McLaren-Mercedes ein Nachteil?"
Horner: "So sollte es nicht sein. Die FIA überwacht die Situation ganz genau, damit niemand einen Vorteil hat. Natürlich wird McLaren anfangs einen Vorteil haben, weil es ein System ist, mit dem sie groß geworden sind, aber unser Motorenpartner Renault bekommt die Probleme sehr schnell in den Griff. Sie haben über Weihnachten gute Fortschritte gemacht. Bis Melbourne sollte das kein Thema mehr sein."

Frage: "Wie plant ihr eure Zukunft mit Renault?"
Horner: "Wir sind sehr zufrieden mit der Motorenpartnerschaft mit Renault. Ich sehe da in absehbarer Zukunft keine Änderung."

Frage: "Werdet ihr einen Testfahrer unter Vertrag nehmen?"
Horner: "Wir werden später am heutigen Tag Sébastien Buemi als unseren Test- und Ersatzfahrer bestätigen."

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