Gibt es in der Formel 1 bald A- und B-Teams?

Red Bull macht es mit Minardi vor, aber die Geister scheiden sich noch daran: Entsteht in der Formel 1 gerade eine Zweiklassengesellschaft?

(Motorsport-Total.com) - Dass es in der Formel 1 aufgrund der unterschiedlichen Budgets und Ressourcen der Teams praktisch eine Zweiklassengesellschaft gibt, ist nicht neu. Seit jedoch Red Bull mit dem Gedanken spielt, Minardi aufzukaufen und zu einem B-Team umzufunktionieren, ist die Befürchtung erlaubt, dass eine Spaltung der Königsklasse des Motorsports in eine erste und eine zweite Liga tatsächlich erfolgen könnte.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore und Norbert Haug

Sind sich in Sachen B-Teams noch nicht ganz einig: Briatore und Haug

Sollte Red Bull 2006 wirklich mit zwei Teams an den Start gehen, so würde die zweite Truppe der ersten Mannschaft mit Sicherheit keine Punkte wegnehmen. Sollten nach dem österreichischen Energydrink-Hersteller nun weitere Rennställe auf diesen Zug aufspringen und ein zweites Team kaufen, könnte dies verheerende Folgen haben - oder können Sie sich eine Formel 1 mit fünf ersten und fünf zweiten Teams vorstellen?#w1#

Das Dubai-Projekt wird es 2006 nicht geben

McLaren-Mercedes wollte 2006 ursprünglich ein Dubai-Team an den Start schicken, doch das Projekt ist nun endgültig geplatzt. Auch für 2007 ist laut Mercedes-Sportchef Norbert Haug zumindest nichts geplant: "Angeblich haben wir vor, gebrauchte McLarens einzusetzen, aber meines Wissens dürfen wir das gar nicht. Das ist von den Regeln her nicht erlaubt, wenn ich mich nicht irre, und jeder sollte wissen, dass wir strikt gegen die Idee gebrauchter Autos sind", erklärte der Deutsche heute in Belgien.

Haug spricht sich damit klar gegen die FIA-Idee aus, den Teams ab 2008 freizustellen, Vorjahresteile an die kleineren Teams zu verkaufen: "Ich denke nicht, dass es der Schlüssel für die Zukunft sein kann, McLarens, Renaults, Ferraris und so weiter zu verkaufen", hielt er fest. "Wir brauchen das nicht, und das sollte auch sorgfältig überlegt werden. Das Gerücht, dass wir mit gebrauchten McLarens ein B-Team machen wollen, ist frei erfunden. Ich weiß nicht, woher das kommt."

Im Gegensatz dazu findet Renault-Teamchef Flavio Briatore, dass man durchaus erlauben sollte, Einzelkomponenten wie das Chassis nach Saisonende an kleinere Rennställe zu verkaufen. Der Italiener ist spätestens dieser Meinung, seit er gesehen hat, wie spannend die GP2-Rennen mit einheitlichen Autos sind. Er selbst praktizierte einen solchen Teiletransfer ja in den 90ern, als ihm mit Benetton und Ligier gleich zwei Teams gehörten.

Briatore plädiert für Anleihen aus der GP2-Serie

"In der GP2 haben wir auch Technologie, aber es ist eine Frage, wie man die Technologie verpackt", teilte Briatore im Rahmen einer Pressekonferenz dazu mit. "Wir reden jedes Jahr über die Technologie, aber in der Zwischenzeit verlieren wir Zuschauer. Die Leute schalten den Fernseher nicht mehr ein und sitzen nicht mehr auf den Tribünen, aber die GP2 begeistert die Menschen. Ich verstehe nicht, wie die GP2 2,5 Millionen Dollar pro Team kosten kann, während wir 300 bis 500 Millionen ausgeben."

"In den letzten fünf oder sechs Jahren sind die Kosten explodiert." Flavio Briatore

Der 55-Jährige stößt sich außerdem daran, dass die GP2 auf manchen Strecken nur um ein paar Sekunden langsamer ist als die Formel 1, obwohl in der Königsklasse ein ganz anderer Aufwand betrieben wird: "Im Moment beschäftigen wir 800 bis 1.000 Leute. Das ist ein bisschen zu viel, denke ich. In den letzten fünf oder sechs Jahren sind die Kosten explodiert. 2008, vielleicht schon 2007, sollten wir aber an die Zuschauer denken und die Kosten senken", forderte er.

Die Praxis eines B-Teams werden 2006 gleich mehrere Hersteller verfolgen: Ferrari liefert neben dem Werksteam Motoren an Red Bull, Toyota hat das Werksteam und Midland als Kundenrennstall, während Red Bull neben dem A- mit Minardi auch ein klassisches B-Team mit amerikanischem Marketingeinfluss ins Rennen schicken könnte.