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  • 08.08.2001 12:35

  • von Marcus Kollmann

Gascoyne: Software der Tankanlagen Schuld an Problemen

Als hätten sie mitunter nicht schon genug Probleme, so bereiten weiterhin die Tankanlagen den Teams große Sorgen

(Motorsport-Total.com) - Nach wie vor sorgen die seit dieser Saison neuen Tankanlagen beim Großteil der elf Formel-1-Teams für Probleme. Grund hierfür ist eine unausgereifte Software, über die sich die Menge des nachzutankenden Benzins festlegen lässt.

Titel-Bild zur News: Tankstutzen

Die neue Tankanlage von Intertechnique sorgte auch in Hockenheim für Ärger

Im Gegensatz zur letztes Jahr verwendeten Tankanlage ist das diesjährige von der Firma Intertechnique zur Verfügung gestellte Modell noch nicht ausgereift, haben mittlerweile einige Teams erklärt. Während in der Vergangenheit oftmals ein nicht richtig aufsitzendes Ventil das Übel allen Unheils war, so bereitet den Teams diese Saison die meist nicht korrekt arbeitende Software Kopfzerbrechen.

Mit dieser wird nämlich nicht nur die Benzinmenge, sondern auch die Geschwindigkeit, mit welcher der Sprit in die Tanks fließt, kontrolliert.

Auf dem Hockenheimring gab es zum Beispiel beim Boxenstopp von Juan-Pablo Montoya ein Problem beim Nachtanken, wodurch dieser alle Siegchancen einbüßte, bevor er wenig später auf Grund technischen Defekts ausschied. Auch Rubens Barrichellos zweiter Boxenstopp lief nicht nach Plan, denn seine Boxencrew musste kurzerhand von der Tankanlage des Brasilianers auf die seines deutschen Teamkollegen ausweichen, nachdem es Probleme gegeben hatte.

Bei den Grand Prix zuvor hatte Jenson Button in Magny-Cours zwei Mal an die Box kommen müssen. Auch das Jaguar-Team fluchte schon über das System. Formel-1-Routinier Jean Alesi stand in Brasilien 15 Sekunden länger an der Box, weil die Tankanlage fälschlicherweise die Ausgabe des Benzins verweigerte. In Malaysia verlor er einen möglichen sechsten Platz, weil die Tankanlage einmal mehr versagte. Und auch Heinz-Harald Frentzen und Jos Verstappen wurden auf Grund von Problemen mit den Tankanlagen von der Firma Intertechnique eingebremst.

Mike Gascoyne, Technischer Direktor von Benetton-Renault, lässt seine Boxencrew mittlerweile sogar jeden Sonntag im Warm Up einen Boxenstopp mit Problemen simulieren, sodass die Crew sich im Fall des Falles zu behelfen weiß.

Beim ersten Einsatz der neuen Tankanlage in Melbourne gab es jede Menge Probleme, wie Gascoyne gegenüber der englischen Presse verriet. Gab es in der letzten Zeit entweder das reibungslose Szenario eines korrekt auf das Tankventil aufgesetzten Tankstutzens oder eines offensichtlichen Problems, so kann man sich dieses Jahr nicht mehr so sicher sein, ob denn überhaupt Benzin durch den Schlauch fließe, wenngleich alles von außen normal aussieht.

"Das neue System hat seine Vor- und Nachteile. Wir haben jetzt zum Beispiel die Möglichkeit, unmittelbar vor dem Boxenstopp die Benzinmenge zu beeinflussen - das konnten wir vorher nicht in diesem Maße machen", lobt Gascoyne. "Aber wenn es ein Problem mit der Software gibt, dann ist es meist der Fall, dass das System uns anzeigt es wäre die korrekte Benzinmenge getankt worden, obwohl dem gar nicht so war", so der Engländer über das Hauptproblem.

Patrick Head, der Technische Direktor von Williams-BMW, und sein Team machten diese Saison auch schon ihre unliebsamen Erfahrungen mit der Tankanlage und stellten im Nachhinein fest, dass man bislang drei verschiedene Probleme hatte. Das Einschicken der Anlage zur Überprüfung brachte nach einem Problem beim Heimspiel in Silverstone jedenfalls keinen Erfolg, denn Intertechnique schickte das System mit dem Hinweis, dass nichts defekt sei, wieder an das Team aus Grove zurück.

Wie auch bei Benetton-Renault, so hat man sich bei Williams-BMW dazu entschlossen, die Stopps vor dem Rennen am Sonntag noch einmal zu üben und dabei einen Tankschlauchwechsel zu simulieren. "Wir sind jetzt so besorgt, dass wir die Tankanlage immer für den ersten Fahrer einstellen und sie dann wieder umprogrammieren, sodass wir sie für den anderen Fahrer im Notfall verwenden können", verrät Head, wie sein Team versucht den Schaden so gering wie möglich zu halten.