Gascoyne sieht Red Bull auf dem absteigenden Ast

Ex-Technikchef Mike Gascoyne wundert sich über die heftige Red-Bull-Kritik an Renault, die Ausstiegsdrohungen und glaubt nicht an eine Rückkehr zum Erfolg

(Motorsport-Total.com) - Was läuft bei Red Bull? Vor zwei Jahren schien es noch so gut wie ausgeschlossen, dass das Top-Team auseinander bricht, heute ist man ein Schatten seiner selbst. In Milton Keynes schiebt man dafür Renault den Schwarzen Peter zu. Der Antriebspartner des Rennstalls scheitert seit der Reglement-Wende Anfang 2014 daran, eine konkurrenzfähige Antriebseinheit zu liefern.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Carlos Sainz, Kimi Räikkönen

Red Bull geriet in Melbourne sogar durch das B-Team Toro Rosso unter Druck Zoom

Doch ist das das einzige Problem des einstigen Weltmeister-Teams? Ex-Pilot und Red-Bull-Insider David Coulthard vergleicht die Situation mit 1995, als Michael Schumacher Benetton verließ und das Team daraufhin auch nicht mehr um Siege kämpfte. "Danach war das Team nicht mehr dasselbe", sagt er gegenüber 'Sport Bild'.

Hat die Technikabteilung gelitten?

Auch im Schatten Vettels verließen einige Architekten des Erfolges die Bühne oder zogen sich aus dem Tagesgeschäft zurück: Stardesigner Adrian Newey ist nur noch als Konsulent tätig, auch wenn er noch für den RB11 verantwortlich zeichnete. Das gilt allerdings nicht mehr für Neweys ehemalige rechte Hand, den Aerodynamiker Peter Prodromou. Der Brite mit griechischen Wurzeln wechselte bereits vergangene Saison zu McLaren.

"In den vergangenen ein, zwei Jahren gab es viele Berichte über Personalabgänge bei Red Bull", sagt der ehemalige Toyota- und Caterham-Technikchef Mike Gascoyne gegenüber 'Sky Sports F1'. "Wir wissen es nicht genau, aber auch dafür gibt es Gründe. Und wenn das passiert, dann ist es schwierig, das Team wieder aufzubauen und wieder an die Spitze zu kommen."

Verwunderung über Ausstiegsdrohungen

Gewissermaßen befindet man sich in einem Teufelskreis, denn auch wenn Red Bull nach wie vor die besten Leute in seinen Reihen hat, dann können die ihre Klasse wegen der Antriebsprobleme nicht ausspielen. Das wirkt sich früher oder später negativ auf die Motivation aus und könnte Wechselgelüste wecken. Bestes Beispiel ist Newey, der sich bereits zurückgezogen hat.

Auch die von Red Bulls Motorsportkonsulenten Helmut Marko ausgesprochenen Drohungen, Red Bull könnte sich aus der Formel 1 zurückziehen, wenn das Reglement nicht geändert wird, sorgen bei Gascoyne für Verwunderung: "Da werden jetzt einige Leute aufhorchen und sagen: 'Ihr habt euch aber nicht beschwert, als ihr vier Weltmeisterschaften in Serie gewonnen habt. Da hat euch die Dominanz nicht gestört'."

Helmut Marko, Christian Horner, Cyril Abiteboul

So kann es nicht weitergehen: Marko und Horner nehmen Abiteboul in die Zange Zoom

Gascoyne ergänzt: "Sie argumentieren ja, dass man sie mit den Regeländerungen einbremsen wollte. Aber wir haben erst ein Rennen hinter uns. Im Vorjahr gewannen sie drei Mal, sie haben vier der vergangenen fünf Weltmeisterschaften gewonnen. Da muten Ausstiegsdrohungen doch ziemlich seltsam an."

Red Bull und Renault: Gascoyne rechnet mit Bruch

Und auch mit der unverblümten Kritik Red Bulls an Renault, die sich negativ auf das Image des französischen Autoherstellers auswirkt, hat Gascoyne so seine Schwierigkeiten. "Red Bull kritisiert Renault so offen, obwohl man von ihnen gratis Motoren bekommt, dass man davon ausgehen muss, dass etwas passieren wird", spielt er auf eine mögliche Trennung an.

Er untermauert dies mit einem weiteren Beispiel: "Man muss sich doch nur McLaren und Honda ansehen. Sie haben, was die Aussagen gegenüber der Presse angeht, Zusammenhalt gezeigt." Und das, obwohl Jenson Button beim Saisonauftakt in Melbourne als Letzter auf der Geraden über 20 km/h verlor, damit man irgendwie über die Distanz kommt. Daniel Ricciardo fuhr dagegen 2014 bei der Premiere des neuen Renault-Triebwerks trotz der Testprobleme im Spitzenfeld.

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