• 15.04.2005 12:19

Gascoyne: "Ralfs Zeit wird noch kommen"

Toyotas Technischer Direktor im Interview über Ralf Schumacher, die bisherigen Leistungen und den bevorstehenden Europaauftakt in Imola

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mike, glaubst du, dass Toyota auch in Imola konkurrenzfähig sein wird?"
Mike Gascoyne: "Nach den ersten drei Rennen der Saison ist der Zeitpunkt immer günstig, sich einmal im Vergleich mit der Konkurrenz einzuordnen. In den drei bisherigen Rennen schafften wir es in der Startaufstellung jedes Mal unter die besten Drei und wir landeten zweimal auf dem Podium. Aus verschiedenen Gründen hatten wir in Melbourne Schwierigkeiten, aber in Malaysia und Bahrain konnten wir unser wahres Potenzial entfalten."

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne traut Toyota auch in Imola eine starke Performance zu

"Ich sehe keinen Grund, weshalb wir dieses Maß an Konkurrenzfähigkeit nicht auch in Imola und danach halten sollten. Wir haben jetzt verstanden, wie das Auto mit den Michelin-Reifen funktioniert. Wir müssen nur sicherstellen, dass wir uns bei der Reifenwahl richtig entscheiden, was in Melbourne nicht der Fall gewesen ist. Dann werden wir jedes Mal stark sein. Imola macht mir keine besonderen Sorgen."#w1#

Toyota rechnet in Imola nicht mehr mit Schwierigkeiten

Frage: "Was sind die technischen Herausforderungen in Imola?"
Gascoyne: "In Imola werden wir mit etwas steiler eingestellten Flügeln als bei den bisherigen Rennen fahren. Die Strecke ist hart zu den Bremsen, aber das war Bahrain auch. Wir haben Vertrauen in unsere Bremsen. Die Temperaturen werden kühler sein, wodurch die Belastungen für das Auto generell geringer sind. Es gibt viele Schikanen und das Verwenden der Randsteine ist natürlich ein Thema, aber wir haben das Auto aerodynamisch und mechanisch sehr verbessert."

"In der Vergangenheit waren Strecken wie Imola, wo die Randsteine so hoch sind, für Toyota ein schwieriges Pflaster, aber ich erwarte dieses Jahr keine Schwierigkeiten mehr. Wenn ein Auto in Imola zu langsam ist, tendieren die Fahrer dazu, stärker über die Randsteine zu räubern, wodurch das Auto aus der Balance geworfen wird. Wenn das Auto konkurrenzfähig ist, erübrigt sich das von selbst."

Frage: "Was für ein Niveau an Leistungsfähigkeit erwartest du vom TF105 für Imola?"
Gascoyne: "Nach Australien, Malaysia und Bahrain haben wir fast jeden Kurventyp, den es in der Formel 1 gibt, einmal gemeistert - und es hat nirgendwo Probleme gegeben. Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Sorgen in Bezug auf das Fahrzeug gibt. Natürlich müssen wir noch schneller werden, aber die Bremsstabilität und die Traktion waren bisher sehr gut. Das sind in Imola entscheidende Leistungskriterien."

Gascoyne erwartet Ferrari schon ab Imola stärker

Frage: "Habt ihr irgendwelche Modifikationen für den TF105 in petto?"
Gascoyne: "Wir haben neue Teile für Imola, aber die anderen Teams auch. Vor Imola behaupten immer alle, dass sie ihre Probleme erkannt und beseitigt haben, aber in Wahrheit ist das Feld in Imola immer ähnlich sortiert wie bei den ersten drei Rennen. Das Einzige, was sich sicher ändern wird, ist, dass Bridgestone gewiss zulegen kann - und damit müssen wir uns darauf einstellen, dass Ferrari stärker wird. Die werden sicher nicht dort bleiben, wo sie jetzt stehen. Ferrari wird mit dem Auto und Bridgestone mit den Reifen Fortschritte machen. Dann ist mit denen wieder zu rechnen."

Frage: "Welche Teile am TF105 sind in Imola neu?"
Gascoyne: "Konkret haben wir einen neuen Diffusor, neue Seitenkästen, neue Wishbones (Teil der Radaufhängung; Anm. d. Red.) und einen neuen Frontflügel. All diese Modifikationen zielen darauf ab, die Aerodynamik effizienter zu machen. Insgesamt ist es ein brauchbarer Fortschritt. Den Diffusor und die Seitenkästen haben wir bei den Tests in Barcelona und Le Castellet zum ersten Mal ausprobiert. Der Frontflügel wird erst beim Rennen eingeführt, aber wir haben großes Vertrauen in die Arbeit, die im Windkanal geleistet wird, und haben daher keine Bedenken, ein neues Element erst beim Rennen erstmals zu verwenden."

Schumacher laut Gascoyne auf Trulli "nicht eifersüchtig"

Frage: "Stimmst du zu, dass Jarno Trulli bisher einen stärkeren Eindruck als Ralf Schumacher hinterlassen hat?"
Gascoyne: "Zu sagen, dass ein Fahrer besser ist als der andere, nur weil die Resultate in den ersten drei Rennen darauf hindeuten, wäre völlig falsch. Ralf hat im Qualifying ein paar Fehler gemacht, durch die er es im Rennen immer schwer hatte, aber andererseits war seine Fahrt zu Platz vier in Bahrain bemerkenswerter als Jarnos Leistung auf Platz zwei, weil er viel mehr dafür kämpfen musste."

"Wir können den beiden bei Toyota die richtige Umgebung bieten. Beide sind mit dem Auto und dem Team glücklich und wirken an den Rennwochenenden sehr relaxt. Ralf ist nicht eifersüchtig, dass Jarno zweimal auf das Podium gefahren ist, denn er erkennt das Potenzial und fühlt sich als Teil des Teams. Es ist ohnehin mehr ein Teamresultat als das Resultat eines einzelnen Fahrers. Ralf macht sich keine Sorgen. Er weiß, dass seine Zeit kommen wird."