Ein ungleiches Paar: Gian Carlo Minardi und Paul Stoddart
Gian Carlo Minardi hat im Team, das er gegründet hat, nicht mehr das Sagen - die Beziehung zu Paul Stoddart ist nun aber entspannter
(Motorsport-Total.com) - Gian Carlo Minardi weiß, wovon er spricht, wenn es um die Führung eines eigenen Formel-1-Teams geht. Über sämtliche Jahre hinweg balancierte das Team am finanziellen Abgrund, doch Minardi schaffte es immer, den Kopf aus den zahlreichen Schlingen zu ziehen. Schon der Formel-1-Einstieg war mühsam: Da man sich mit Carlo Chiti verbündete, der kurz zuvor in der Motorenabteilung von Alfa Romeo vor die Tür gesetzt wurde, verlor man auch den sicher geglaubten Motorenvertrag mit den Italienern.

© Minardi
Alte und neue Führungsriege zusammen: Minardi (links) und Stoddart (rechts)
Chitis Eigenentwicklung, der Motori Moderni, wurde spät fertig und schaffte es nur an guten Tagen bis zur Ziellinie und auch dann meist nur mit gedrosselter Leistung. Ende der 80er Jahre, die Turbos waren mittlerweile verboten, erlebte das Team einen Aufstieg, zeigte einige Male außergewöhnliche Leistungen, doch letztlich blieb ihnen sogar ein Podestplatz verwehrt.#w1#
Die Finanzen waren jedoch immer das bestimmende Thema, Geld hatte das Team eigentlich selten bis nie. Ende 1993 schloss man sich mit der Scuderia Italia zusammen, was das Budget wieder etwas aufbesserte. Ab 1996 änderten sich die Besitzanteile des Teams ständig, 70 Pozent gingen an ein Konsortium bestehend aus Flavio Briatore, Gabriele Rumi (Chef des Felgenherstellers 'Fondmetal') und Alessandro Nannini.
Später übernahm Rumi die Anteile von Briatore. Der Felgenhersteller bemühte sich, das Team wieder auf eine gesunde Basis zu stellen, doch ein Verkauf an den südamerikanischen Fernsehsender 'PSN' scheiterte in letzter Minute. Kurz vor dem endgültigen Aus erklärte sich Paul Stoddart bereit, den Rennstall zu übernehmen. Rumi hatte damit sein Ziel erreicht, kurze Zeit später erlag er einem Krebsleiden. Zwar fahren die Minardi-Boliden heute nicht mehr auf 'Fondmetal'-Felgen, die Aufnäher befinden sich aber weiter auf der Teamkleidung.
Während Rumi und Minardi mit ähnlichen Zielen und Konzepten gut zusammenarbeiteten, prallten nun mit Paul Stoddart die Gegensätze aufeinander. Stoddart ist laut, medienwirksam und fordernd, Minardi eher leise, ein stiller Arbeiter. Doch der Italiener hatte nicht mehr das Sagen im Team, Stoddart ist der Chef des Rennstalls, der seinen Namen trägt.
"Einige haben vielleicht gedacht, dass diese Beziehung keine fünf Minuten überdauern würde", erklärte Stoddart der 'Motorsport News'. "Und wir hatten unsere Reibereien." Doch nach und nach fand sich Minardi mit der Rolle des Beraters, Sponsorensuchers und Talentscouts ab. "Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich glücklich bin", erklärte er. "Aber der neue Chef hat nun einmal die Kontrolle über alles. Wenn ich eines Tages feststelle, dass ich nicht länger gebraucht werde, dann trete ich sofort ab."

