Gascoyne: Evolution statt Revolution beim TF106

TF105, TF105B, TF106, TF106B - Toyota hat sich von der Philosophie, jedes Jahr ein neues Auto zu bauen, verabschiedet, und setzt nun auf laufende Evolution

(Motorsport-Total.com) - Als erstes Formel-1-Team zeigte Toyota heute in einer konzerneigenen Produktionsstätte in Frankreich sein neues Auto für die bevorstehende Saison. Das Modell mit der Typenbezeichnung TF106 wird zwar schon seit Wochen getestet, offiziell wurde das Fahrzeug aber erst heute im Rahmen einer Präsentation vorgestellt.

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne möchte nächstes Jahr auch den einen oder anderen Sieg feiern

Dass die ersten Tests diesmal vor die Präsentation gelegt wurden, ist kein Zufall: "Wir finden, dass das Konzept, am Beginn eines jeden Jahres einfach der Tradition wegen einen Launch abzuhalten, veraltet ist", erklärte Mike Gascoyne, Toyotas Technischer Direktor. Das heute gezeigte Auto hat demnach mit der TF106-Spezifikation für das Auftaktrennen in Bahrain, für das ein neues Bodywork entwickelt werden soll, herzlich wenig gemein.#w1#

TF105, TF105B und jetzt TF106: Evolution statt Revolution

"Das ist zwar ein schwieriger Prozess, aber so werden die Ressourcen in jenen Bereichen investiert, die das Auto schneller machen - nämlich dann, wenn es erforderlich ist, und nicht aus dem Grund, dass wir das Gefühl haben, aus einem bestimmten Anlass etwas neu entwickeln zu müssen. Daher haben wir auf einen kontinuierlichen Evolutionsprozess umgestellt, der sich in der Umstellung von TF105 auf TF105B und jetzt TF106 zeigt", so der Brite.

Jarno Trulli

Der neue TF106 lief Ende November in Barcelona erstmals auf der Strecke Zoom

Im Zuge diesem veränderten Arbeitskonzept wurde auch das so genannte 'TPS' ('Toyota Production System') in der Fabrik in Köln implementiert, welches vereinfacht gesagt eine japanische Art und Weise verkörpert, an bestimmte Aufgaben heranzugehen. Generell ist der TF106 das erste Auto, welches verstärkt auf der 'Kaisen'-Philosophie beruht, die sich bei Toyota wie ein roter Faden durch den Konzern zieht.

Rein technisch betrachtet zielte Toyota darauf ab, das mechanische Grundgerüst des TF106 möglichst früh fertig zu haben, um die Zuverlässigkeit rechtzeitig hinzubekommen, während die Aerodynamik in den nächsten Wochen noch generalüberholt wird. Außerdem müssen sich die Ingenieure noch eine Lösung für das Problem einfallen lassen, dass die Hinterreifen nach ihrer ersten Schwächephase nicht mehr genug Temperatur aufbauen, sondern nur auf eine Runde wirklich konkurrenzfähig sind.

Windkanal in Köln läuft derzeit auf Hochtouren

"Alle zögern die Einführung der Autos so weit wie möglich hinaus, um im Windkanal die Aerodynamik weiterentwickeln zu können", sagte Gascoyne. "Unsere Philosophie ist, das Beste aus beiden Welten zu erhalten, indem wir das Aerodynamikpaket für Bahrain so spät wie möglich einführen, während das Mechanikpaket schon auf Herz und Nieren getestet werden kann. Hätten wir das neue Auto zum Beispiel erst im Januar eingeführt, hätten wir von den Bridgestone-Tests im November nichts lernen können."

"So können wir mit dem TF106 auf alles reagieren, was wir beim Testen lernen." Mike Gascoyne

Übrigens nimmt man bei Toyota das Motto "Revolution statt Evolution" so ernst, dass sich schon jetzt eine B-Version des TF106 im Planungsstadium befindet, die beim siebenten Rennen der Saison 2006, also in Monaco, eingeführt werden soll. Welche Änderungen dieses überarbeitete Paket mit sich bringen wird, wollte das Team heute aber noch nicht bekannt geben.