• 31.10.2008 13:49

Ganz Brasilien drückt Massa die Daumen

Auch wenn er rechnerisch kaum Chancen hat, gibt man sich in Massas Heimat zuversichtlich, dass der Champion endlich wieder aus Brasilien kommen wird

(Motorsport-Total.com/sid) - Massa hier, Massa da - ganz Brasilien ist im Formel-1-Fieber und drückt Felipe Massa die Daumen. Knapp 100.000 Fans an der Rennstrecke in Sao Paulo und viele Millionen vor den Fernsehschirmen wollen ihren Landsmann am Sonntag zum WM-Titel tragen.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Fans und Flagge

Die Ferrari-Fans in Sao Paulo hoffen auf einen Triumph von Felipe Massa

Seit dem tödlichen Unfall des legendären Ayrton Senna 1994 in Imola wartet Brasilien auf einen neuen Formel-1-Helden. Massa wäre erst der vierte brasilianische Formel-1-Weltmeister nach Emerson Fittipaldi (1972 und 1974), Nelson Piquet (1981, 1983, 1987) und Senna (1988, 1990, 1991).#w1#

Bislang hat es in dem Formel-1-verrückten Land in Südamerika kein Fahrer geschafft, aus Sennas langem Schatten zu treten. Rubens Barrichello war stets nur Mittelmaß, und Massa musste als Nummer zwei bei Ferrari bis zu dieser Saison den Wasserträger spielen, zunächst für seinen Lehrmeister Michael Schumacher, dann für den Finnen Kimi Räikkönen.

Seit Wochen aber dreht sich in Brasiliens Sport fast alles um Massa, der 27-Jährige verdrängt sogar König Fußball ab und zu von den Titelseiten der großen Zeitungen. Massa kommt an, mit seiner spaßigen und niemals arroganten Art hat er die Herzen seiner Landsleute erobert. "Ich bin halt der gute Junge", sagt der Formel-1-Star über sich selbst.

Verlieren kann eigentlich nur Hamilton...

Das allein wird ihm am Sonntag im Kampf um die Fahrer-Krone sicher nicht reichen. Bei sieben Punkten Rückstand braucht Massa schon ein kleines Formel-1-Wunder, so wie Teamkollege Räikkönen 2007. Massa muss gewinnen und dann hoffen, dass WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes bestenfalls Sechster wird.

"Lewis hat viel mehr zu verlieren, nach all dem, was er hier im letzten Jahr durchgemacht hat", meint Massa. Damals verspielte der Brite im WM-Finale sieben Punkte Vorsprung. Wird Hamilton Fünfter, kann Massa machen, was er will, dann ist sein Traum vom WM-Titel geplatzt. "Dann versuche ich es nächstes Jahr erneut", sagt der Brasilianer.

Massa in Sao Paulo besser als sonstwo?

Die Rennstrecke in Sao Paulos Stadtteil Interlagos kennt Massa besser als jeder andere Fahrer. "Ich liebe diesen Kurs, ich bin hier aufgewachsen, ich kenne all seine kleinen Tricks und Geheimnisse", sagt der Ferrari-Pilot. Zum ersten Mal hat er als Achtjähriger auf der Kartbahn in der Mitte des Streckenkomplexes ein paar Runden gedreht. Massa: "Auf der großen Strecke bin ich 1998 bei einem Formel-Opel-Rennen das erste Mal gefahren."

Massa liebt es, auf der berüchtigten Buckelpiste in Sao Paulo zu fahren: "Ich fahre hier besser als sonst wo." Dass er jetzt die Hoffnungen eines ganzes Landes trägt, macht ihn nicht nervös, meint der 27-Jährige: "Ich verspüre absolut keinen Druck, weil ich nichts zu verlieren habe." Massas Renningenieur Rob Smedley ist jedenfalls zuversichtlich: "Der Titelkampf ist offen, wir können es immer noch schaffen."

Dürfen die Eltern die Zielflagge schwenken?

Eine besondere Aktion planen die Organisatoren des Rennens in Sao Paulo. So sollen erstmals Familienangehörige des neuen Champions die Zielflagge schwenken. Nach 70 Runden und damit einen Umlauf vor Rennende bekommen entweder Felipe Massas Eltern Antonio und Ana Elena oder Lewis Hamiltons Vater Anthony und Bruder Nicolas die schwarz-weiß-karierte Flagge in die Hände.

"Wir haben uns gedacht, dass es eine ganz besondere Aktion sein könnte, wenn wir die Familien auf diesem Weg mit einbeziehen", sagte Interlagos-Rennchef Carlos Robert Montagner der 'Gazeta Esportiva'. Der Haken an der Sache: Die beiden Familien müssen zustimmen, noch aber wissen sie nichts von ihrem Glück.