• 26.07.2010 11:34

  • von Stefan Ziegler

Fry: Stallregie ist schlecht für die Show

Team-Geschäftsführer Nick Fry hält Teamordern in der Formel 1 für nicht zeitgemäß und spricht sich für eine rigorose Gleichbehandlung der Fahrer aus

(Motorsport-Total.com) - Ferrari bringt die Formel 1 in Aufruhr, denn der Platztausch von Hockenheim ist noch immer Gegenstand vieler Diskussionen. Team-Geschäftsführer Nick Fry von Mercedes stört sich massiv an dem Konzept, wonach ein Team einen Fahrer bevorzugen könnte, und plädiert stattdessen für eine Rückbesinnung auf die Grundwerte der Formel 1. Man sei in erster Linie eine Show für die Fans.

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Nick Fry ist kein Fan von Teamordern und will lieber waschechte Zweikämpfe sehen

Dies erläutert der britische Teamfunktionär nach dem Deutschland-Rennen gegenüber 'Autosport': "Im Vordergrund sollte stehen, dass wir uns alle an die Regeln halten. Ob es dir gefällt oder nicht: Die Stewards und die FIA haben das letzte Wort. Abgesehen davon sind die Teams unmittelbar für die Show verantwortlich", meint Fry und betont: "Die Fans werden durch die Show angezogen."#w1#

Fry: Lasst es die Fahrer ausfechten

"Wegen der Fans kommen die Sponsoren und die Sponsoren stellen wiederum ein gewisses Budget, wodurch wir die Teams an den Start bringen können. Das sind die Kunden, für die wir eine gute Show auf die Beine stellen müssen", erklärt der Formel-1-Routinier, für den die Darbietung auf der Strecke "das Wichtigste" überhaupt ist. Entsprechend solle man den Fahrern die nötigen Freiräume lassen.

"Die Zeiten haben sich verändert." Nick Fry

"Ich hörte, wie David Coulthard über die Geschichte des Sports sprach und meinte, dass es schon immer Teamordern gab. Ich denke aber: Die Zeiten haben sich verändert", gibt Fry zu Protokoll und erläutert seinen Standpunkt: "Es ist ein Sport und die Fans wollen die Fahrer kämpfen sehen. Die Teams halten die Formel 1 eher für eine Meisterschaft der Rennställe", so der Teamfunktionär-


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Deutschland


"Die Fans - vielleicht mit der Ausnahme der Tifosi - unterstützen indes meist nur die Fahrer, die für ein Team an den Start gehen. Meiner Meinung nach sollten wir es diese Jungs ausfechten lassen und nur dann eingreifen, wenn es aus dem Ruder läuft und sie sich gegenseitig abräumen", sagt Fry nach dem Hockenheim-Rennen 2010. Bei Mercedes halte man sich diesbezüglich an feste Grundsätze.

Mercedes: Gleiches Material für beide Fahrer

"Seit ich bei diesem Team bin, sah die grundlegende Philosophie vor, dass wir beide Fahrer gleich behandeln. Als ich mit Jacques (Villeneuve) und Olivier (Panis; Anm. d. Red.) zum Team stieß, war das noch schwierig handzuhaben, weil wir einfach noch nicht gut genug organisiert waren. Manchmal mussten wir einem Piloten etwas geben, was wir dem anderen vorenthalten mussten."

"Wir haben nur eine Regel: Fahrt euch nicht gegenseitig in die Kisten." Nick Fry

"Darüber wussten aber beide Bescheid und wir haben versucht, eine faire Verteilung vorzunehmen. Diese Situation hat sich bereits vor geraumer Zeit verändert. Wir haben jetzt nur eine Regel: Fahrt euch nicht gegenseitig in die Kisten. Abgesehen davon hast du als Team die Verantwortung, deine Fahrer mit gleichem Material auszustatten", erklärt der Team-Geschäftsführer der Silberpfeile.

"Wir würden keinen Vertrag billigen, der diesem Grundsatz widerspricht", sagt Fry - nicht zuletzt im Hinblick auf die jüngsten Querelen bei Red Bull, wo es in Silverstone zum "Flügelstreit" gekommen war. Ganz abgesehen von diesen Nebenschauplätzen spricht Fry dem Zweiten von Hockenheim sein Mitgefühl aus: "Es tut mir leid für Felipe. Er hat eine tolle Leistung gezeigt und es erscheint nicht fair."