• 10.07.2011 19:10

Froilan Gonzalez: "Wir waren Amateure"

Fernando Alonso fuhr in Silverstone den ersten Ferrari-Siegerwagen von Froilan Gonzalez aus dem Jahr 1951 - Gonzalez vergleicht die Formel 1 von damals mit heute

(Motorsport-Total.com) - Vor 60 Jahren gewann Froilan Gonzalez in Silverstone das erste Formel-1-Rennen für Ferrari. Zahlreiche weitere Siege und Weltmeistertitel folgten. Fernando Alonso triumphierte genau beim Jubiläum auf der britischen Traditionsstrecke. Bevor der Spanier in seinen aktuellen 150° Italia kletterte, drehte er ein paar Runden mit dem Modell 375 des Jahres 1951, mit dem Gonzalez damals für die Sternstunde sorgte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso hatte am Steuer des alten Ferrari sichtlich Spaß

Alonso hatte großen Spaß an dem Oldtimer, driftete durch Becketts und genoss es sichtlich. Beinahe hätte der aktuelle Ferrari-Star die Fahrerparade verpasst. Gonzalez beobachtete das Geschehen in Silverstone. Der Argentinier ist auch heute noch stolz auf den historischen Triumph und verfolgt die Formel 1 auch nach 60 Jahren noch begeistert.

Frage: "Was ist dir von deinem ersten Sieg in Silverstone in Erinnerung geblieben?"
Froilan Gonzalez: "Vor dem Start war ich sehr nervös. Fangio hat mir gesagt, dass er glaubt, ich könne gewinnen. Ich wusste, dass ich eine Chance hatte. In der ersten Reihe standen vier Autos. Die beiden Alfas von Fangio und Farina, Ascaris Ferrari und mein 375. Beim Start hatten wir alle durchdrehende Räder und die zweite Reihe ist an uns vorbeigezogen. In der ersten Kurve war ich Vierter. Fangio und Ascari waren hinter mir."

"Dann habe ich Viloresi, Bonetto und Sanesi überholt und lag am Ende der zweiten Runde in Führung. Fangio war aber direkt hinter mir und hat mich überholt. Ich war aber nicht nervös, weil ich wusste, dass Fangio früher oder später nachtanken musste. Ich hätte vielleicht nicht stoppen müssen. Ich folgte ihm so für 30 Runden. Als Juan an die Bos fuhr, zog ich vorbei. In der Ferrari-Box gab es allerdings Sorgen, ob ich ohne Benzin liegen bleiben würde."


Fotos: Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


"Also haben sie mich hereingerufen und 20 Liter nachgefüllt. Trotzdem kehrte ich mit einem Vorsprung von 50 Sekunden auf Fangio zurück auf die Strecke. Am Ende musste ich nicht mehr so hart attackieren und habe das Rennen gewonnen."

Frage: "Was bedeutete es für dich, den ersten Sieg für Ferrari geholt zu haben? Du bist damit ein wichtiger Teil der Geschichte geworden."
Gonzalez: "Ich habe die Bedeutung erst am Mittwoch nach dem Rennen realisiert, als ich Don Enzo in Maranello getroffen habe. In seinem Büro hing direkt hinter seinem Schreibtisch ein großes Foto von meinem Sieg. Er wollte, dass ich es signiere und das Rennen bis ins kleinste Detail nacherzähle. Dann gab er mir eine goldene Uhr mit dem springenden Pferd auf dem Ziffernblatt. Erst drei Tage später habe ich verstanden, was für ein spezieller Sieg das war."

Frage: "Was bedeutet Ferrari für dich?"
Gonzalez: "Ferrari ist das Toplevel des Motorsports. Es hat mich immer mit Stolz erfüllt, den ersten Sieg eingefahren zu haben, speziell wenn man bedenkt, was die Marke in den vergangenen sechzig Jahren weltweit gemacht hat."

Frage: "Gefällt dir die aktuelle Formel 1?"
Gonzalez: "Ja, denn es gibt wirklich tolle Fahrer, obwohl alles im Vergleich zu meiner Zeit ganz anders ist. Ich schaue mir alle Grands Prix im Fernsehen an."

Frage: "Was würdest du an der aktuellen Formel 1 ändern?"
Gonzalez: "Das ist schwierig zu sagen, denn ich sehe alles nur als Außenstehender. Ich bin ein Teil des normalen Publikums und sehe nicht alle Details."

Frage: "Welchen Unterschied siehst du zwischen den aktuellen Fahrern und den Piloten deiner Tage?"
Gonzalez: "Wir waren Amateure! Wenn du zu Beginn deiner Karriere keinen Helm hattest, dann hast du irgendetwas aufgesetzt, damit deine Haare nicht durcheinander gebracht wurden. Aber das war überhaupt kein Schutz. Heute wird viel Arbeit in die körperliche Vorbereitung gesteckt. Alle trainieren in Simulatoren. Wir hatten absolut keine Ahnung von so etwas."

Frage: "Und wie würdest du die Autos vergleichen?"
Gonzalez: "Da gibt es sehr viele Unterschiede. Die Fortschritte in der Automobiltechnik sind unglaublich. Wir hatten ein Lenkrad, den Ganghebel und die Pedale. Sonst nichts. Am wichtigsten ist, dass die Autos heute viel sicherer sind."

Frage: "Welche Botschaft möchtest du den Ferrari-Fans weltweit mitgeben?"
Gonzalez: "Ferrari ist die Spitze. Ferrari wird immer in meinem Herzen sein. Es ist eine Leidenschaft, die man rund um den Globus spüren kann."