Freud und Leid im Renault-Team

Alonso wurde sensationell Dritter, aber Trulli blieb mit Platz fünf nach der Kollision mit Schumacher klar unter seinen Möglichkeiten

(Motorsport-Total.com) - "Das ist der schönste Tag meines Lebens", strahlte Fernando Alonso nach seinem ersten Podestplatz in der Formel 1. Die Plätze drei und fünf für das Renault-Team ? und doch war bei den Franzosen nach dem Grand Prix von Malaysia nicht alles eitel Wonne...

Titel-Bild zur News: Start in Sepang 2003

Kurz nach dem Start kollidierten Jarno Trulli (links) und Michael Schumacher

Jarno Trulli, der nach gutem Start in der zweiten Kurve von Michael Schumacher unnötig abgeschossen wurde, trauerte einem ähnlichen Resultat wie sein Teamkollege nach: "Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir heute eine gute Möglichkeit verpasst haben. Alles ist glatt gelaufen, aber dann hat mich Michael weggeschoben. Er hat sich dafür bei mir entschuldigt, aber mein Rennen war damit schon verpatzt."

"Ich hatte dann auch noch andere Probleme", seufzte der Italiener. "Ein Boxenstopp hat viel zu lange gedauert und ich musste bis zum Ende meine Position verteidigen. Okay, der fünfte Platz bringt mir und dem Team weitere Punkte, aber heute bin ich trotzdem enttäuscht, weil ich spüre, dass viel mehr drin gewesen wäre." Angesichts seines Speeds hätte er es wohl sogar mit dem kranken Alonso aufnehmen können.

Wie gut er in Form war, demonstrierte Trulli in der Schlussphase: Zwar drehte er sich zunächst auf der Jagd nach Jenson Button, doch im daraus resultierenden Zweikampf mit dem heranstürmenden Michael Schumacher hatte er keinerlei Probleme ? er konnte sich im Gegenteil sogar problemlos vom Weltmeister absetzen. Weil Button dann noch viel an Boden verlor, "erbte" er quasi in allerletzter Sekunde noch den fünften Platz.

Weit besser lief es für Alonso, der einen weitgehend problemlosen Tag hatte und damit seit Malaysia nicht nur der jüngste Polesetter aller Zeiten ist, sondern auch der jüngste Formel-1-Fahrer mit einem Podestplatz. Mit seinen 21 Jahren, acht Monaten und 25 Tagen ist er um rund zwei Monate jünger als Ralf Schumacher, der beim Grand Prix von Argentinien in Buenos Aires 1997 auf Jordan ebenfalls Dritter wurde.

"Ein großartiges Gefühl, auf dem Podium zu stehen, speziell weil ich ab Halbzeit Probleme mit dem Getriebe hatte und manuell schalten musste", freute sich der Spanier. "Ich dachte schon, ich würde gar nicht ins Ziel kommen, aber stattdessen wurde es ein so großartiges Resultat. Ich habe Mitleid mit Jarno, denn er hätte auch auf das Podium fahren können, aber zumindest haben wir beide Punkte geholt, was sehr gut ist. Ein Dankeschön an alle im Team, denen ich dieses Resultat widmen möchte."

Den Strahlemann ließ nach einem seiner Meinung nach "exzellenten Wochenende" auch Teamchef Flavio Briatore heraushängen: "Wir haben bewiesen, dass unsere strategischen Entscheidungen richtig waren. Schade für Jarno, denn ohne seiner Kollision mit Michael Schumacher hätten wir eine Chance auf ein Doppel-Podium gehabt. Fernando ist ein Superrennen gefahren und ich bin erfreut, dass wir wieder gute Punkte sammeln konnten."

"Das ist ein wichtiger Tag für Renault", fuhr der charismatische Italiener fort, "denn das ist der erste Podestplatz seit unserem werksseitigen Comeback in der Formel 1." In der Tat liegt der letzte vergleichbare Renault-Erfolg schon eine Weile zurück: 1997 stand Jacques Villeneuve als Williams-Weltmeister beim Finale in Jerez auf dem Podest, 2001 schaffte Giancarlo Fisichella in einem Benetton-Renault selbiges beim Grand Prix von Belgien.

Freude daher auch bei Technikdirektor Mike Gascoyne: "Ein fantastisches Resultat für das Team. Jarnos erste Runde hat Michael Schumacher zerstört und dann hatte er auch noch Probleme beim Stopp. Ohne dem wäre er sicher Vierter geworden. Fernando ist großartig gefahren, wenn man bedenkt, dass er seit vor seinem zweiten Stopp ein elektronisches Problem hatte und manuell schalten musste. Das war ein starkes und konkurrenzfähiges Wochenende und ich hoffe, dass wir dieses Jahr noch einmal so ein gutes Resultat schaffen werden."

Denis Chevrier, Motoreningenieur bei den Franzosen, zog das Schlussfazit: "Beide Fahrer haben einen Superjob gemacht, obwohl sie im Rennen einige Probleme hatten. Die Performance der beiden Autos war exzellent und es ist ein überaus ermutigendes Zeichen, dass wir in den ersten beiden Saisonrennen so wertvolle Punkte sammeln konnten."