• 21.07.2002 12:05

Frentzen vor Blitztransfer zu Toyota

Schon in Hockenheim könnte der Mönchengladbacher an Stelle von Allan McNish im Toyota sitzen

(Motorsport-Total.com/sid) - Heinz-Harald Frentzen wird zum Wanderpokal der Formel 1. Nach der verpassten Qualifikation für Arrows beim Großen Preis von Frankreich und dem gescheiterten Blitztransfer zu seinem früheren Arbeitgeber Jordan soll der Mönchengladbacher am 28. Juli in Hockenheim für Toyota fahren.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Wie geht es mit Heinz-Harald Frentzens Karriere weiter?

Die Japaner, deren Formel-1-Projekt von Köln aus gesteuert wird, bieten Frentzen 5 Millionen Euro Gehalt und wollen den derzeitigen Piloten Allan McNish (Schottland) feuern. Das berichtet die 'Bild am Sonntag'. Toyota müsste Frentzen allerdings aus dem Arrows-Vertrag
rauskaufen. Angesichts eines Schuldenberges von knapp 100 Millionen Euro könnte das englische Team das Geld gut gebrauchen. Bei Arrows wurde Frentzens Gehalt auf 500.000 Dollar gekürzt. Ein Wechsel zu Toyota wäre vermutlich die letzte Chance für den 35-Jährigen, in der Formel 1 nochmal richtig Fuß zu fassen.

Schließt sich der Kreis für Frentzen auf dem Hockenheimring?

Für Frentzen würde sich auf dem Hockenheimring auch ein Kreis schließen, denn vor einem Jahr wurde er dort unter dubiosen Umständen von Teamchef Eddie Jordan entlassen. Der Deutsche erhielt kurz darauf bei dem viermaligen Weltmeister Alain Prost ein neues Cockpit, doch der französische Rennstall musste in der Winterpause Insolvenz anmelden. Mangels Alternativen nahm Frentzen dann das Angebot von Arrows-Boss Tom Walkinshaw an, der seit geraumer Zeit ums sportliche Überleben kämpft.

In Magny-Cours hatte Frentzen längst die Heimreise angetreten, als er noch zum Spielball der Formel-1-Bosse wurde. Eddie Jordan, dessen etatmäßiger Fahrer Giancarlo Fisichella nach einem schweren Unfall im freien Training auf den Start am Sonntag verzichten musste, hatte plötzlich eine Idee. Der Ire fragte am Samstagabend beim Automobil-Weltverband FIA an, ob nicht Frentzen für den Italiener einspringen könne.

Frentzen schaut Frankreich-GP daheim in Monte Carlo an

Der spektakuläre Tausch platzte, weil Frentzen nach Mitteilung des Jordan-Teams das Angebot aus rechtlichen Gründen ablehnte. "Er
wollte es, und Jordan wollte es", erklärte Jordan-Sprecherin Helen
Temple: "Aber sein Management ist eingeschritten und hat die
Teilnahme wegen möglicher rechtlicher Formalitäten nicht erlaubt."
Der Mönchengladbacher liegt mit Jordan in einem Rechtsstreit und soll angeblich noch rund 7,5 Millionen Euro wegen der fristlosen Kündigung vor einem Jahr bekommen.

Den Frankreich-Grand-Prix wollte sich Frentzen daheim in Monte Carlo am Fernseher anschauen. Er war im Zeittraining ebenso wie sein Arrows-Kollege Enrique Bernoldi (Brasilien) offenbar auf Teamanweisung "freiwillig" zu langsam gefahren und hatte so die
Qualifikation verpasst. Arrows verhandelt zurzeit mit drei
Investoren um eine Übernahme des Rennstalls.

Stuck: Heinz-Harald ist ein armes Schwein...

"Wir haben versucht, uns zu qualifizieren, mehr war nicht drin. Ich glaube, wir haben unsere Mission erfüllt", meinte Frentzen mit Galgenhumor. Der Mönchengladbacher erklärte, er wäre gern ein ganz normales Rennen gefahren, und dass es anders kam, sei eine Management-Entscheidung gewesen. Wie es weitergehen soll, weiß Frentzen noch nicht: "Ich fahre jetzt erstmal nach Hause und
überlege dort, was ich machen soll."

Seinen Arbeitgeber nahm der 35-jährige Frentzen in Schutz: "Das Team hat seine Gründe. Ich akzeptiere diese Entscheidung, die von oben kommt." Der ehemalige Formel-1-Pilot und Premiere-Kommentator Hans-Joachim Stuck redete nach dem "Spiel ohne Frentzen" Klartext: "Heinz-Harald ist ein ganz armes Schwein, das sich wie eine Marionette rumschieben lassen muss."