Frentzen: Sogar beim "Hinterbänkler-Team" Spaß
Frentzen über seine Arbeit im Arrows-Team, was ihn optimsisch stimmt und warum er nicht an Rücktritt denkt
(Motorsport-Total.com/dpa) - Andere hätten sich vielleicht schon lange zur Ruhe gesetzt. Aber so einfach macht es sich Heinz-Harald Frentzen nicht. "Meine Arbeit macht mir Spaß. Ich bin immer noch so motiviert wie früher, auch wenn ich im Moment nicht um Siege oder Podestplätze fahren kann", sagte der Formel-1-Pilot aus Mönchengladbach über die Situation, die manch anderen Fahrer in den Frust getrieben hätte. Doch Frentzen hat die Rückstufung vom einstigen Siegfahrer zum Piloten bei einem chancenlosen "Hinterbänkler-Team" gut verkraftet. Der Mann macht einfach das Beste draus - und verdient sich mit solider Arbeit den Respekt der Formel 1.

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Der Arrows präsentiert sich in Barcelona stark verbessert
"Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch", beschrieb der Rheinländer seine Fähigkeit, nicht lange über Rückschläge nachzugrübeln. Das Angebot von Arrows sei eben eine Chance im letzten Augenblick gewesen. "So kann man das sehen. Denn ich wollte weiter Formel 1 fahren. Ich habe nie daran gedacht aufzuhören." Denkt er auch weiterhin nicht, obwohl er im Mai 35 Jahre alt wird. Er fühle sich nicht langsamer in seinen Reaktionen als jüngere Fahrer. "Und solange ich keinen Tennisarm oder Meniskusprobleme habe, mache ich weiter", kündigte er weitere Formel-1-Jahre an.
Vor dem Großen Preis von Spanien in Barcelona sorgte er mal wieder positiv für Aufsehen. Frentzen war im freien Training am Freitag Zweitschnellster, ganz knapp hinter dem dominierenden Michael Schumacher. "Bei uns sind es eben die kleinen Achtungserfolge, die uns bei der Motivation helfen", meinte er.
Vor der Saison hätten die Experten Frentzen nicht zugetraut, dass er mit dem chronisch finanzschwachen Arrows-Team irgendwie vorankommen könnte. Sogar für Testfahrten fehlt Geld, während die Konkurrenz sich mit endlosen Testkilometern weiter entwickelt. So muss Frentzen sich und dem Team anderweitig helfen. "Manchmal schadet es nicht, morgens mit dem Gedanken ans Sparen aufzustehen. Das heißt, dass man effektiver arbeitet", sagte der Routinier. "Ich versuche einfach, dem Team meine Erfahrung zur Verfügung zu stellen."
In der Vorwoche absolvierte endlich auch Arrows in Silverstone die von Frentzen lang ersehnten Testfahrten, mit Erfolg. "Ich denke, wir haben einen entscheidenden Schritt nach vorne gemacht", urteilte der Pilot, obwohl die Wunschliste für weitere dringend nötige Tests lang sei.
Seit dem letzten Sommer hat Frentzen heftige Rückschläge und kräftige Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. Vor dem Heim-Grand-Prix in Hockenheim wurde er plötzlich vom Jordan-Team entlassen, dann war er beim von Pannen und Finanzsorgen geplagten Prost-Rennstall bis Saisonende, schließlich wegen der Prost-Insolvenz arbeitslos. Bei Jordan soll er eine Jahresgage von fast sechs Millionen Dollar erhalten habe, bei Arrows ist von einer halben Million die Rede. "Ich kann mir immer noch leisten, meiner Frau Blumen nach Hause zu bringen", scherzte er.
Wo er im kommenden Jahr fahren wird, ist völlig offen. "Ich konzentriere mich auf meinen Job, mit dem Arrows-Team voran zu kommen." Das Auto habe Potenzial, daran glaubt nicht nur er. "Mittlerweile fühlen das alle im Team." Alles Andere lässt Frentzen auf sich zukommen: "Über das nächste oder das übernächste Jahr mache ich mir keine Gedanken."

