Franz Tost verrät: Toro Rosso setzt auf Mental-Tests

Neben den physischen Voraussetzungen wird bei Toro Rosso auch darauf geachtet, dass die Piloten psychisch auf die Formel 1 vorbereitet sind

(Motorsport-Total.com) - Mit dem erst 17-jährigen Max Verstappen und dem ebenfalls noch jungem Carlos Sainz jun. stellt Toro Rosso mit gleich zwei Rookies die jüngste Fahrerpaarung der Formel-1-Saison 2014. Damit das Debüt der Jungbullen auch erfolgreich verläuft, wird sich im Team dabei nicht nur um die Boliden gekümmert, die die beiden schnellstmöglich um die Rennstrecken dieser Welt bewegen sollen. Auch die immense psychische Belastung, die die Piloten in der Königsklasse erwartet, wird auf den Prüfstand gestellt.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Carlos Sainz jun.

Max Verstappen und Carlos Sainz sind auch im Kopf bereit für die Saison Zoom

So verrät Teamchef Franz Tost, dass man seine Schützlinge einem gewissen Mental-Test unterzieht, in denen das Verhalten in Drucksituationen und persönliche Eigenschaften herausgefunden werden sollen. "Damit wollen wir ein Bild von der Persönlichkeitsstruktur des Fahrers bekommen", so Tost gegenüber der 'NZZ'. "Dabei kristallisiert sich schon ein bisschen heraus, mit welcher Kategorie Pilot man es zu tun hat. Ich lege Wert auf solche Test. Sie sind wissenschaftlich untermauert."

Verstappen und Sainz scheinen bestanden zu haben. Tost erklärt weiter, warum mentale Stärke zum Anforderungsprofil eines modernen Rennfahrers gehört: "Heutzutage müssen sich Formel-1-Fahrer mit mehr Themen auseinandersetzen als früher. Neben dem Fahren und dem Verständnis der wesentlich komplexeren Technik beanspruchen die Piloten am Rennwochenende auch das Marketing und die Medien. Dafür muss man eine Flexibilität haben und lernen, so wenig Energie wie möglich bis zum Rennen zu verlieren. Das ist ganz wichtig. Wer das nicht schafft, ist zum Grand-Prix-Start am Sonntag um 14 Uhr nicht bereit."

Die Zeiten von Playboy-Fahrern und Party-Piloten sei daher vorbei, meint Tost: "Kein Pilot kann es sich am Samstagabend mehr leisten, ein paar Bier trinken zu gehen, an der Bar herumzulungern. Gegen 22 Uhr ist er im Hotel, wird massiert, bereitet sich vor auf den nächsten Tag. Sie dürfen sich keinen Fehltritt leisten. Aber ich glaube, diese Entwicklung ist bei allen Sportarten zu beobachten."

Wer im Kopf fit ist, der kann sich manchmal sogar kleine Psychospielchen leisten, die früher zum guten Ton eines Rennfahrers gehörten, heute aber nur selten zum Vorschein kommen. Dabei findet Tost gar nichts grundsätzlich Falsches daran: "Wenn unser Pilot nicht der Typ dazu wäre, wenn zu erwarten ist, dass er bei diesem Duell vor dem Rennen der Verlierer sein würde, dann würde ich sicher abraten. Aber diese Verhaltensweisen sind Teil des Spiels, bewusste, teils sehr kontrollierte Aktionen. Ich würde also nicht automatisch abraten."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Australien


"Im Grunde gefallen mir Fahrer, die im Rahmen dieser Auseinandersetzung ihre Fähigkeiten ausspielen", so der Toro-Rosso-Teamchef weiter. "Die Champions haben sich mehr oder weniger alle an diesem Mindgame beteiligt. Ich kann es zwar nicht beweisen, aber meine Theorie ist diese: Ein Fangio, ein Lauda, ein Piquet, wenn die heute in die Formel 1 kämen, dann hätten sie den gleichen Erfolg wie zu ihrer Zeit. Ein Champion hat grundsätzlich das Talent, die mentale Stärke und die politische Gabe, dort hinzukommen, wo er hin will."