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Franz Tost: Habe nie verstanden, warum "Rolex-Ralf" so ein Image hatte
Franz Tost räumt auf mit dem Image von "Rolex-Ralf" Schumacher und ist überzeugt davon, dass der talentiert genug war, um in der Formel 1 Weltmeister zu werden
(Motorsport-Total.com) - Franz Tost ist überzeugt davon, dass Ralf Schumacher das Zeug dazu gehabt hätte, Formel-1-Weltmeister zu werden: "Vom Talent her auf alle Fälle", unterstreicht der heutige Teamchef von AlphaTauri in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Aber: "Er war dann leider immer zum falschen Zeitpunkt im falschen Team."
© Motorsport Images
Franz Tost arbeitete auch bei Williams-BMW mit Ralf Schumacher zusammen Zoom
Tost macht zudem zwei Schlüsselerlebnisse dafür aus, die die Karriere des Deutschen in dessen letzten Jahren in der Formel 1 negativ beeinflusst haben könnten: "Ich glaube, dieser schwere Unfall mit dem Williams in Monza (2003), und dann auch in Indianapolis (2004; Anm. d. Red.), das hat natürlich dann schon Spuren hinterlassen."
Tost weiß, wovon er spricht. Kaum einer kennt den Rennfahrer Ralf Schumacher so gut wie er. Während Michael Schumacher, sechseinhalb Jahre älter als Ralf, 1994 gerade zum ersten WM-Titel in der Formel 1 unterwegs war, gewann Ralf im Team von Willi Weber sein erstes Rennen in der Formel 3. Die Deutsche Meisterschaft beendete er hinter Jörg Müller und Alexander Wurz an dritter Stelle.
1995 wurde Schumacher dann Vizemeister, diesmal hinter Norberto Fontana. Danach wäre eigentlich die Formel 3000 der nächste logische Schritt gewesen. Stattdessen schickte ihn Weber nach Japan, um dort im besten Fall die Formel Nippon zu gewinnen - und stellte ihm einen Manager und Berater als persönlichen Begleiter für den Japan-Ausflug zur Seite: Franz Tost.
"Rolex-Ralf": Ein Image, das nicht gestimmt hat?
Schumacher war damals wahlweise entweder "Schumi 2" oder "Rolex-Ralf", und seitens der Presse wurde er oftmals als überheblicher kleiner Bruder des großen Formel-1-Stars denunziert. Tost, der ihn gut kannte, hat "dieses negative Image nie verstanden", sagt er heute. Und: "Ralf war für mich immer ein sehr umgänglicher Fahrer."
Der damals 21-Jährige habe "auf alle Ratschläge sofort reagiert", und Tost glaubt heute, dass das, was ihm von manchen als Überheblichkeit ausgelegt wurde, in Wahrheit "eher Schüchternheit von seiner Seite" war. Schumacher sei "nicht von Natur aus arrogant" gewesen, "sondern er war einfach zurückhaltend".
"Und dann hat er natürlich Michael als Bruder gehabt. Dadurch wurde er auch anders fokussiert, und das merkt man dann auch als Fahrer", sagt Tost. "Aber ich hatte mit Ralf in all den Jahren, in denen ich mit ihm zusammengearbeitet habe, wirklich nie Probleme, und deshalb hat mich dieser Ruf immer wieder verwundert."
Japan 1996: Tost und Schumacher wohnen in einem Haus
1996 dann also Japan. Schumacher und Tost bezogen gemeinsam ein Haus in Yamanakako, am Fuße des Fudschijama, das dem Sohn des Bridgestone-Gründers gehörte. Schumacher fuhr sowohl die Formel-Nippon- als auch die Super-GT-Serie, und dazwischen immer wieder Reifentests für Bridgestone. "Eine arbeitsintensive Zeit, auch für Ralf", erinnert sich Tost.
Und eine, die nicht immer einfach war. "Ralf hat Japan gehasst", lacht der Österreicher, "und wollte gleich nach dem ersten Test wieder zurück." Als an seinem Auto ein Gasseil riss und der zuständige Ingenieur wegen mangelnder Englischkenntnisse kein Wort von dem verstand, was Schumacher ihm sagen wollte, war der junge Rennfahrer mit seinen Nerven am Ende.
So krass tickt der härteste Teamchef der Formel 1!
Zum Rücktritt von Franz Tost: Warum er Mick holen wollte, wie schockiert er am ersten Tag bei Minardi war, wo er Mateschitz informiert hat. Weitere Formel-1-Videos
"Das hat ihn so aufgeregt, dass er gesagt hat: Ich will da abhauen!' Und dann habe ich gesagt: 'Du, Ralf, das ist total einfach. Wenn du die Meisterschaft gewinnst, fahren wir wieder zurück. Wenn du sie nicht gewinnst, müssen wir noch ein Jahr bleiben.' Und da hat er die Meisterschaft gewonnen. Und das war eine starke Meisterschaft!"
Auch bei Williams-BMW zusammengearbeitet
Schumacher sei fahrerisch "sensationell" gewesen, "auch später in der Formel 1", lobt Tost - und erinnert sich zum Beispiel an legendäre "Duelle mit Montoya". Bei denen Tost übrigens erneut ganz nah dran war, denn ab 2000 war er Track-Operations-Manager bei BMW, dem damaligen Motorenpartner von Ralf Schumachers Williams-Team.
Ralf Schumacher, inzwischen 47 Jahre alt und Formel-1-Experte unter anderem bei Sky, hat in seiner Karriere 180 Grands Prix bestritten und sechs davon gewonnen. In der ewigen Siegerliste der Formel 1 ist er damit Stand Juni 2023 der vierterfolgreichste Deutsche - und hat, nur zum Vergleich, immer noch um einen Sieg mehr auf dem Konto als Ferrari-Star Charles Leclerc.
Franz Tost: Das ganze Interview zu seinem Rücktritt
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