Frank Williams wird 60 – die Formel 1 verneigt sich
Rennsport als Lebenselixier: Der gelähmte BMW-Williams-Teamchef Sir Frank Williams wird am Dienstag 60 Jahre alt
(Motorsport-Total.com/sid) - Die Formel 1 ist sein Leben, und sein Geburtstag ist ihm ein Graus. "Es wird nicht gefeiert. Geburtstagspartys habe ich noch nie gemocht", sagt Sir Frank Williams und rollt die Rampe des BMW-Williams-Motorhomes hoch: "Mehr will ich dazu nicht sagen." Am Dienstag wird der Engländer 60 Jahre, und die gesamte PS-Szene verneigt sich vor dem gelähmten Mann mit dem eisernen Willen, den alle respektvoll den "General im Rollstuhl" nennen.

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Teamchef Sir Frank Williams wird am Dienstag 60 Jahre alt
"Er ist ein bemerkenswerter Mensch und sicher einer der wichtigsten Figuren in der Geschichte der Formel 1", meint Weltmeister Michael Schumacher bewundernd. Der Kerpener ist noch nie für den Rennstall von Frank Williams gefahren, der seit 33 Jahren die Formel 1 wie kein anderer prägt. Statt "Schumi I" versucht dessen Bruder Ralf gemeinsam mit "Draufgänger" Juan-Pablo Montoya den großen Traum des Formel-1-Urgesteins vom zehnten Konstrukteursweltmeistertitel zu verwirklichen.
Verdient hätte Frank Williams auch das achte Fahrer-Championat unter seiner Regie. "Alle haben unheimlichen Respekt vor ihm. Mit welcher Disziplin er sein Leben mit dem Handicap meistert, und wie er sein Team vorantreibt, ist nicht nur ein Bespiel für behinderte Menschen", erzählte BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger dem Sport-Informations-Dienst (sid). Sein Partner Williams habe die ihm nach dem Unfall prognostizierte Lebenserwartung bereits um acht Jahre übertroffen ? "und bei seiner physischen Konstitution wird er mindestens 100".
Für Frank Williams scheint nichts unmöglich. 1961 fuhr der stolze Brite mit einem winzigen Austin A35 sein erstes Autorennen, doch das Business hinter dem Motorsport reizte ihn noch mehr. 1969 betrat er erstmals die Bühne der Formel 1 und investierte die für damalige Verhältnisse stolze Summe von 55.000 Pfund. Ein Jahr später starb sein Fahrer Piers Courage ? doch aufgeben wollte Williams nicht. 1979 schenkte ihm Clay Regazzoni in Silverstone den ersten Sieg. Bis zu Ralf Schumachers diesjährigem Triumph in Malaysia folgten weitere 107 in insgesamt 449 Grand Prixs für den Rennstall.
Den langersehnten ersten Weltmeistertitel holte der Australier Alan Jones im Jahr 1980 ? als Zugabe gab es für Williams-Ford das Konstrukteurs-Championat. Es folgten erfolgreiche Jahre bis zum schicksalhaften 6. März 1986, an dem sich Frank Williams mit einem Leihwagen in Frankreich überschlug. Aufstecken wollte der danach gelähmte Mann auch diesmal nicht und bewahrte mit eisernem Willen sein Lebenswerk vor der Zerstörung. 1994 starb der große Ayrton Senna in Imola in einem Williams. Der Rennstallbesitzer und einige seiner Angestellten wurden der fahrlässigen Tötung angeklagt und später freigesprochen.
Die Begegnungen mit dem Tod trafen den von Königin Elizabeth II. als Sir geadelten Mann hart, aber sie konnten ihn nie brechen. Er braucht die ständige Hilfe eines Pflegers, ist aber ansonsten alles andere als hilflos. Noch heute regiert er seinen Rennstall, mit einem Etat von mehr als 250 Millionen Euro längst zu einem Wirtschaftsunternehmen aufgestiegen, mit eiserner Hand. In der letzten Bilanz wies der nicht nur in Vertragsverhandlungen mit seinen Fahrern knallharte Geschäftsmann einen Gewinn von zwölf Millionen Euro aus. Beinahe unbezahlbar sind dagegen Williams Verdienste für die Formel 1.

