Frank Williams: "Unser Auto ist nicht schnell genug"

Das BMW WilliamsF1 Team muss beim Saisonauftakt auf Ausfälle der Konkurrenz hoffen - Heidfeld zu 'F1Total.com': "Brauchen mehr Abtrieb"

(Motorsport-Total.com) - Renault und McLaren-Mercedes haben den Wintertestfahrten bisher am beeindruckendsten ihren Stempel aufgedrückt, während Ferrari noch zu bluffen scheint. Doch was ist mit dem BMW WilliamsF1 Team los? Wie es derzeit aussieht, wird die anglo-deutsche Partnerschaft beim Saisonauftakt am 6. März in Australien nicht um den Sieg mitfahren.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Heidfeld weiß, dass der FW27 zumindest im Moment noch kein Siegerauto ist

"Es ist kein Desaster, aber wir sind nicht happy", musste BMW WilliamsF1 Teamchef Frank Williams gegenüber 'Autosport' zugeben. "Es ist ziemlich offensichtlich, dass unser Auto nicht schnell genug ist. Wir wissen zu 95 Prozent, wo das Problem liegt, aber wir können es bis zum ersten Rennen nicht aussortieren." Prinzipiell fehlt es dem Williams BMW FW27 an aerodynamischem Abtrieb und an Stabilität der Hinterachse.#w1#

Waren Probleme mit dem neuen Windkanal ausschlaggebend?

Patrick Head, Anteilseigner von WilliamsF1, führt diese Schwierigkeiten zumindest zum Teil auf den Wechsel in einen neuen Windkanal zurück, der offenbar nicht ganz reibungslos über die Bühne gegangen ist: "Wir haben uns nicht komplett verwirren, aber doch ein bisschen in eine falsche Richtung leiten lassen", erklärte der 58-Jährige. Gleichzeitig betonte er aber, dass man deswegen nicht noch mehr auf die Aerodynamiker des Teams eintreten dürfe.

Expertenmeinungen zufolge fehlen dem BMW WilliamsF1 Team im Moment etwa fünf Zehntelsekunden auf die absolute Spitze, was auch Nick Heidfeld gestern bei einem Medientermin in München zugeben musste: "Ich hoffe, dass wir noch einige aerodynamische Verbesserungen bekommen. Das ist die Sache, die in der Formel 1 in den letzten Jahren immer entscheidend gewesen ist. In diesem Bereich kann man am leichtesten Zeit gewinnen oder verlieren", erklärte er gegenüber 'F1Total.com'.

Dafür spekuliert der Deutsche damit, von Ausfällen der Konkurrenz zu profitieren, denn während Renault und McLaren-Mercedes noch Schwierigkeiten mit der Zuverlässigkeit haben, scheint das BMW WilliamsF1 Team diesbezüglich gut sortiert zu sein: "Ich wünsche mir, dass wir so standfest bleiben wie bei den Testfahrten, denn das ist gerade bei den ersten Rennen immer ein entscheidender Faktor", sagte er.

Joker Zuverlässigkeit in der Hitze von Malaysia

Gute Chancen auf ein Top-Resultat rechnet sich der 27-Jährige hingegen beim zweiten Saisonrennen in Malaysia aus, bei dem wieder mit Temperaturen jenseits von Gut und Böse zu rechnen ist. Aufgrund des neuen Motorenreglements - die V10-Triebwerke müssen nun zwei komplette Rennwochenenden und nicht nur eines überstehen - könnte der Grand Prix auf dem 'Sepang International Circuit' zu einer wahren Ausfallsorgie werden.

"Ich denke, dass das ganz spannend wird und dass wir einige Motorenschäden sehen werden", so "Quick Nick". "Ich hoffe klarerweise, dass unsere BMW Motoren halten. Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, hatte BMW nur sehr, sehr selten Motorenplatzer. Daher hoffe ich, dass das eher ein Vorteil für uns ist, aber die Situation ist ganz schwer vorherzusagen. Hundertprozentig auf der sicheren Seite ist wahrscheinlich kein einziger Motorenhersteller."

Theissen dementiert Gerüchte um fehlende Motorleistung

Vermutungen, wonach es dem BMW WilliamsF1 Team auch an PS-Leistung mangelt, wies BMW Motorsport Direktor Mario Theissen gegenüber 'F1Total.com' ebenfalls von sich: Man habe trotz der Regeländerungen wieder "eine Neun vorne", was die PS angeht, und die Drehzahl des P84/5 liegt neuerlich jenseits der 19.000-Touren-Marke. Darüber hinaus hat man offiziellen Angaben nach nur unwesentlich an Gewicht zugelegt.

Die anglo-deutsche Partnerschaft ist also nicht komplett weg vom Fenster, aber in einer schwierigen Situation: "Wir waren in den vergangenen Jahren konkurrenzfähig, konnten es aber nicht in WM-Titel umsetzen", fasste Patrick Head zusammen. "Der Abstand zu Ferrari ist so groß, dass wir uns alle zweitklassig fühlen. Das ärgert uns, aber es hat keinen Sinn, deswegen mit den Füßen zu stampfen. Wir werden ihnen dieses Jahr sicher zusetzen, aber wahrscheinlich noch nicht in Melbourne."