• 30.10.2015 02:58

  • von Dominik Sharaf

Fotostrecke Mexiko-Stadt: Gestatten, das ist das neue Monza!

Die mit 4,304 Kilometern zweitkürzeste und mit 365 km/h Topspeed schnellste Bahn: Was das Autodromo Hermanos Rodriguez zum Motoren- und Konditionskiller macht

(Motorsport-Total.com) - Nach 23 Jahren kehrt die Formel 1 am Wochenende nach Mexiko-Stadt zurück. Die exakt 4,304 Kilometer lange Strecke vor den Toren der Metropole - einem pulsierenden 8,8-Millionen-Moloch, das so schnell wächst wie keine andere Megacity auf der Welt - ist nach Monaco die zweitkürzeste der Saison. Wahrzeichen des im Uhrzeigersinn befahrenen Autodromo Hermanos Rodriguez ist die Start- und Zielgerade mit 1,2 Kilometern Länge, auf der der Volllastanteil bei 14 Sekunden liegt.

Titel-Bild zur News: Mexiko-Stadt

Strecke in Mexiko-Stadt: Das "Stadion" soll ein Wahrzeichen der Bahn werden Zoom

Zum Vergleich: In Sao Paulo und Barcelona ist der Abschnitt rund einen Kilometer lang, in Monza 1,3 Kilometer. Es gibt sieben Links- und neun Rechtskurven. Pro Runde werden die Fahrer den Simulationen zufolge 52 Mal die Gänge wechseln. Die prognostizierte Höchstgeschwindigkeit vor der ersten Kurve liegt bei 365 km/h mit dem Qualifying-Mapping und einem geöffneten Drag-Reduction-System (DRS), womit der Kurs gemessen an diesem Wert der schnellste noch vor dem lombardischen Highspeed-Mekka wäre. Die erwartete Rundenzeit ist 1:19.500 Minuten.

Die Strecke wurde seit ihrer Erbauung im Jahr 1962 sowie dem jüngsten Rennen 1992 oft verändert, unter anderem fiel die legendäre Peraltada-Kurve weg. Der Kurs ist nach den Gebrüdern Rodriguez benannt, die beide bei Rennunfällen verstarben, Ricardo an eben dieser Stelle. Die Peraltada wurde nun durch eine Reihe langsamer Kurven durch ein Stadion im Schlussabschnitt ersetzt.

Der erste Sektor besteht aus der langen Start- und Zielgeraden und einer kürzeren Geraden sowie ein paar Zweite-Gang-Kurven. Auf beiden Geraden darf DRS eingesetzt werden, was die Chance für Überholmanöver eröffnet. Der zweite Sektor beginnt mit zwei Kurven, die den Kurven eins und zwei in Montreal sehr ähnlich sind. Es folgt eine langsame Rechtskurve mit zwei Scheitelpunkten und eine schnelle Passage mit Fünfter- und Sechster-Gang-Kurven. Dieser Bereich ist den Esses in Suzuka ähnlich. Der Stadionbereich wird eine weitere Schlüsselstelle für Überholmanöver sein.

Kurios: Die Strecke verlangt nach mehr Abtrieb als beispielsweise Monza. Demnach werden die Flügel steiler eingestellt sein. Durch die Höhenlage von 2.285 Metern über Normalnull verringert sich der Luftwiderstand des Autos. Brasilien wird als eine Strecke in "Höhenlage" angesehen, was Motorleistung kostet. Mit 785 Metern ist der Effekt in Interlagos jedoch viel geringer. Mexiko-Stadt liegt höher als die höchste Erhebung in 24 europäischen Ländern, darunter Großbritannien, Schweden und Island. Oder anders ausgedrückt: der halbe Weg zum Everest-Basislager.


Fotostrecke: Mexiko-Wahnsinn: Rekordtempo & Party pur

In der Hybrid-Ära fallen die Auswirkungen der Luftdichte nicht so stark aus wie bei normalen Saugmotoren. Der Verdichter wird jedoch härter arbeiten müssen, weil weniger Sauerstoff in der Luft ist. Somit sorgen die Erhaltung der Leistung und die Verringerung des Luftwiderstands für die höheren Geschwindigkeiten. Die Höhenlage kann sich negativ auf die Kühlung auswirken, da die "dünne" Luft die Effektivität mindert. Gut möglich, dass mehr Defekte zu beobachten ein werden.

Die Reifenauswahl von Pirelli fällt mit der weichen und mittleren Mischung absichtlich konservativ aus. So sollen alle Eventualitäten abgedeckt werden, da es bislang keine Daten über den Asphalt, Streckenoberfläche, Profil der Randsteine oder andere Faktoren gibt. Diese Herangehensweise bedeutet normalerweise, dass die Reifen haltbarer sind als nötig. Somit könnte die Strategie im Rennen nur einen Stopp vorsehen - so wie bei den jüngsten Grand-Prix-Premieren in Austin und Sotschi. Der Asphalt ist komplett neu und wurde erst kürzlich verlegt. Die Streckenoberfläche dürfte infolge der Bauarbeiten noch schmutzig sein.