FOTA verteidigt Standard-KERS - BMW bewirbt sich

Erst Millionen verpulvern, dann standardisieren: Warum BMW zum einzigen Sieger der bizarren KERS-Story werden könnte

(Motorsport-Total.com) - Jahrelang haben fast alle Formel-1-Beteiligten, allen voran natürlich FIA-Präsident Max Mosley, dagegen gepoltert, neue Systeme erst für teures Geld zu entwickeln, bis alle auf dem gleichen Stand sind und am Ende niemand längerfristig etwas davon hatte. Doch genau das passiert jetzt mit der Hybridtechnologie KERS.

Titel-Bild zur News: Hochspannung

Bizarre KERS-Story: Ein Jahr freier Wettbewerb, dann doch Standardisierung

Bizarrerweise sind es die Hersteller selbst, die ansonsten stets darum bemüht sind, die Formel 1 als "technologisches Schaufenster" zu bewahren, die sich eine Standardisierung von KERS wünschen. Am Anfang waren noch alle für die revolutionäre Technologie, die auf die Serienproduktion überschwappen soll, doch dann merkten die ersten Teams, dass das Thema komplexer ist als angenommen - und teurer. Heute will keiner mehr ein KERS-Wettrennen.#w1#

Wo bleibt das Wettbewerbsargument?

Was eine Frage aufwirft: KERS wurde in der Formel 1 eingeführt, um unter dem härtesten Wettbewerbsumfeld im Motorsport die Serienentwicklung zu beweihräuchern. Mit dem Standard-KERS von einem Hersteller für alle Teams, wie es sich nun auch die FOTA vorstellen kann, ist dieses Argument ad absurdum geführt. Die FIA wird den FOTA-Wünschen voraussichtlich entsprechen, schließlich geht es auch der Sporthoheit in erster Linie um die Kosten.

Mario Theissen springt nun als Ehrenretter ein: "Das Geld für die Entwicklung unseres aktuellen Systems war nicht zum Fenster rausgeworfen. Auf der Komponentenseite haben wir bereits einen direkten Nutzen für die Serie dargestellt", wird er von der Fachpublikation 'auto motor und sport' zitiert. BMW könnte sowieso zum einzigen Sieger der KERS-Saga werden, schließlich haben sich die Münchner angeblich schon um den Standard-KERS-Auftrag beworben.

Plötzlich ist KERS "nicht so wichtig"

FOTA-Chef Luca di Montezemolo, ein KERS-Gegner der ersten Stunde, findet, dass KERS "nicht so wichtig wie der Motor, das Getriebe oder die Aerodynamik" ist. "Daher macht ein Standard-KERS Sinn. Bleiben wir auf dem Teppich: Es ist eine Elektronikbox, keine sexy Box", sagt der Italiener süffisant. "Wir haben uns für die Ausschreibung entschieden, um Kosten zu sparen. Wenn wir überall Kosten sparen wollen, müssen wir Linie halten. KERS ist schon jetzt am teuersten."

Was bleibt, ist ein leicht bitterer Nachgeschmack: Während das millionenschwere KERS-Entwicklungsrennen gerade noch weiterläuft - nur BMW und Mercedes werden in Australien sicher damit fahren -, während viel Geld investiert wird, um die Systeme sicherer und ein paar Hundertstelsekunden schneller zu machen, laufen schon die Vorbereitungen auf die Standardisierung. Das hilft weder der Umwelt, noch dem Geldbeutel...