• 28.06.2004 20:06

  • von Fabian Hust

Formel-1-Teams sollen ihre Autos einbremsen

FIA-Präsident Max Mosley fordert die Teams auf, binnen zweier Monate Vorschläge zur Geschwindigkeitsreduzierung einzubringen

(Motorsport-Total.com) - Die öffentlichen Drohungen von FIA-Präsident Max Mosley haben ganz offensichtlich Wirkung gezeigt. Wie zu hören ist, haben sich die Teamchefs am Freitag, also drei Tage vor der Sitzung der Formel-1-Kommission am Montag in London, getroffen, um Vorschläge zu diskutieren, wie man die Formel 1 einbremsen kann. Die Vorstellungen von Mosley, wie zum Beispiel die Einführung von V8-Motoren mit einem Hubraum von 2,4 Litern, haben bisher nicht die Zustimmung aller beteiligten Hersteller erhalten.

Titel-Bild zur News:

Der Brite hatte daraufhin öffentlich damit gedroht, notfalls die wichtigsten Änderungen am Reglement mit der Begründung der Sicherheit zwangsweise durchzuboxen. Für Mosley steht mittlerweile jedenfalls fest, dass die Formel 1 eingebremst werden muss, am besten schon für die Saison 2006. innerhalb zweier Monate, so erklärte Mosley heute, sollen die Teams Vorschläge ausarbeiten, wie man die "Königklasse des Motorsports" sicherer, kostengünstiger und im Idealfall in einem Atemzug auch spannender gestalten kann.#w1#

Gerüchten zufolge sollen die Teams bereits die eine oder andere Idee gesammelt haben. Dass man auch an den Reifen ansetzen muss, ist logisch, denn nur anhand der rapiden Entwicklung auf dem Reifen-Sektor ist zu erklären, dass die Formel-1-Autos über den Winter um mehrere Sekunden pro Runde schneller werden können. So sollen die Teams angeblich bereits mit den Reifenherstellern Diskussionen geführt haben, dabei einigte man sich offenbar auf die Einführung einer fünften Rille in den Reifen.

Die ebenfalls Jahr für Jahr zunehmende Motorleistung ist nicht der Hauptgrund für die ansteigenden Geschwindigkeiten in Kurven, hierfür ist vor allem die Aerodynamik verantwortlich. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist dabei in den Augen der Teams der Diffusor, den man ohne Probleme kastrierten könnte, wodurch sich der Abtrieb des Autos stark reduzieren lassen würde. Der Diffusor nutzt die unter dem Unterboden des Autos entlangströmende Luft, um am Heck des Autos Abtrieb zu erzeugen.

Nun müssen die Ingenieure nachweisen, dass der Geschwindigkeitsverlust der Boliden ausreichend groß wäre. Mosley dürfte ein ausreichend großes Polster fordern, damit nicht schon nach wenigen Jahren eine erneute Änderung am Reglement notwendig sein wird. Dies dürfte auch im Interesse der Teams sein, für die jede Reglementänderung mit enormen Kosten verbunden ist. Die Veränderungen am technischen Reglement dürften also so umfangreich ausfallen, dass die Autos um mehrere Sekunden pro Runde eingebremst werden.

Ein Streitpunkt ist und bleibt jedoch ein mögliches neues Motoren-Reglement. Der bayerische Automobilhersteller BMW ist weiterhin strikt gegen die Beschneidung der Zylinderanzahl von Zehn- auf Achtzylinder-Motoren und drohte zuletzt offen mit einem Rückzug aus der Formel 1. Ursprünglich waren die Motorenhersteller von Mosley gebeten worden, bis Ende Juni Vorschläge an ihn heranzutragen, bisher ohne Erfolg.

"Ich denke, dass wir wohl auf V8-Motoren hinuntergehen werden", meinte Mosley am Montagabend gegenüber 'Reuters'. "Schlussendlich ist es eine Frage, ob sie (BMW) in der Formel 1 sein möchten oder nicht." Damit machte der Brite deutlich, dass man in der Frage des neuen Reglements nicht Rücksicht auf einen einzelnen Hersteller nehmen wird.

Bis die Formel 1 ihr neues Reglement gefunden hat, können noch einige Monate ins Land streichen. Ob man sich schon für die Saison 2006 einig wird, darf angesichts der unterschiedlichen Vorstellungen und der notwendigen Stimmenmehrheit bezweifelt werden. Gut möglich, dass die umfangreicheren Änderungen am Reglement den Teams erst im Zuge des neuen Concorde-Agreements für die Saison 2008 mehr oder weniger aufgezwungen werden.