Patrick Head wirft Ferrari Heuchlerei vor

Daran, dass auch Barrichello für Ferrari gewinnen darf, hat Williams-Teilhaber Patrick Head öffentlich Zweifel geäußert

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Kanada wurde massive Kritik an Ferrari laut, weil Barrichello mit dem klar schnelleren Auto in einer Phase des Rennens nicht an seinem Teamkollegen Michael Schumacher vorbeigehen konnte und nur halbherzig attackierte. Viele kritisierten anschließend, dies könne kein freier Rennsport sein, sondern nur Manipulation vom Kommandostand aus.

Titel-Bild zur News: Patrick Head

Patrick Head sorgt mit seinen Aussagen wieder einmal für Wirbel

Nur sieben Tage später wiederholte sich dasselbe Szenario in Indianapolis, als Barrichello nach seinem Boxenstopp klar schneller war als Schumacher, aber trotz einer mutigen Attacke nicht am Deutschen vorbei in Führung gehen konnte. Das Duell in den USA sah zwar schon weit mehr nach offenem Schlagabtausch aus, trotzdem hat Williams-Teilhaber Patrick Head seine Zweifel, ob bei Ferrari dieses Jahr alles mit rechten Dingen zugeht.#w1#

Hat Ferrari Barrichello in Indianapolis eingebremst?

"Es ist natürlich nur eine Annahme", spekulierte der bullige Brite kritisch, "aber Rubens hatte in Indy das ganze Wochenende über einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber Michael, aber im Rennen war davon auf einmal nichts mehr zu sehen. Das macht mich zornig, aber ich verschwende dafür keine Energie mehr, denn die FIA scheint es zu akzeptieren und seitens Ferrari gibt es ein klares Bekenntnis, auf diese Weise vorgehen zu wollen."

Besonders sauer stößt Head auf, dass Ferrari derzeit die Formel 1 nach Belieben dominiert, es aber verpasst, wenigstens durch ein internes Stallduell Spannung in die Weltmeisterschaft zu bringen, wie es in den 80er-Jahren bei McLaren mit Ayrton Senna und Alain Prost praktiziert wurde oder auch 1996 zwischen Damon Hill und Jacques Villeneuve bei Williams selbst. Lediglich Ferrari ließe eine Konstellation mit einem internen WM-Fight nicht zu, so der Verdacht.

"Es klingt natürlich scheinheilig, aber ich finde, dass wir verpflichtet sind, offene Rennen zu fahren", so der Partner von Frank Williams, der selbst nur ganz selten zu einer Stallorder gegriffen hat. "Als Williams und McLaren in der Vergangenheit in einer dominanten Position gewesen sind, haben sie ihre Fahrer gegeneinander kämpfen lassen. Die haben sich oft nicht einmal einen Zentimeter geschenkt. Ferrari sagt, sie tun das auch, aber das wirkt auf mich total heuchlerisch."

Head sagt, er habe "keinen Respekt" für Ferrari

Darüber hinaus betonte Head, er habe "keinen Respekt für Ferrari, denn sie sind in einer dominanten Position, aber das einzige Interesse, das sie haben, ist Eigensinn, während ihnen die Interessen der Formel 1 egal zu sein scheinen." Damit könnte freilich auch das politische Geschehen abseits der Rennstrecke gemeint sein, in dem Ferrari schon oft seinen Machteinfluss geltend gemacht hat, um diverse Entscheidungen zu den eigenen Gunsten zu beeinflussen.

Die Head-Aussagen sind jedoch relativ zu betrachten, gilt der Williams-Teilhaber doch als besonders direkt - und als einer, der immer sagt, was ihm gerade durch den Kopf schießt, was ihn gelegentlich in Schwierigkeiten im Umgang mit der Presse bringt. Dass er mit der Vorgehensweise Ferraris nicht einverstanden ist, ist außerdem schon lange kein Geheimnis, zumal Head noch nie wirklich ein Freund des italienischen Traditionsrennstalls war.