• 31.10.2003 12:26

  • von Marcus Kollmann

Formel-1-Teams erschließen sich den chinesischen Markt

Abseits der Rennstrecke hat der Kampf um Sponsoren begonnen, denn China besitzt aus Sicht der Teamchefs großes Potenzial

(Motorsport-Total.com) - Im kommenden Jahr wird die Formel 1 zum ersten Mal in China einen Grand Prix austragen. Wie groß das Interesse schlussendlich sein wird, wird sich zeigen müssen, doch schon jetzt ist klar, dass das viertgrößte Land der Welt für die in der Königsklasse involvierten Teams, Hersteller und deren Partner eine Goldgrube sein könnte.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan lässt sich die Strecke in Shanghai von SIC-Präsident Mao Xiao und Lily JI zeigen

Jordan schloss als erster F1-Teamchef Verträge mit China ab

Nachdem Minardi im letzten Jahr mit den Doppelsitzern in der Hauptstadt Peking fuhr und das Interesse der Chinesen an der Formel 1 testete, stand für Teamchef Paul Stoddart außer frage, dass man diesen Markt nicht ignorieren kann. Um die 60 Millionen Chinesen hatten die Autos des kleinsten Teams damals im Fernsehen, wo dieser PR-Termin schnell zur Story des Tages wurde, gesehen.

In der Formel 1 treten die Teams aber nicht nur auf den Rennstrecken gegeneinander an. Abseits davon tobt ein Kampf um die Sponsoren und im "Fall China" geht es darum wer sich den ungeahnte Möglichkeiten bietenden und lukrativen Markt als Erster erschließen wird. Wie wichtig China angesichts des sich abzeichnenden Verlusts der Tabakindustrie als Hauptgeldgeber vieler Rennställe ist, zeigen die intensiven Bemühungen aller Rennställe.

Kleine Teams hoffen auf Sponsoren

Als Vorreiter haben sich hier die kleineren Teams erwiesen, die eine Chance sehen ihre im Vergleich zur Hersteller-unterstützten Konkurrenz nicht einmal halb so großen Budgets aufzustocken. BAR-Honda schloss dieses Jahr zum Beispiel eine langfristige Partnerschaft mit dem chinesischen Interportal SINA ab. "Vermutlich die bedeutendste Vereinbarung seit das Team gegründet wurde", erklärte David Richards damals bei der Vertragsunterzeichnung.

Jordan erkannte das Potenzial, welches China bietet, als Erster und schloss ein Abkommen mit dem chinesischen TV-Sender CCTV und der Rennstrecke in Shanghai. Beide Teams betreiben für die Motorsportfans des über 1,2 Milliarden Einwohner zählenden Landes bereits chinesische Internetseiten. Insgesamt sind diese Partnerschaften aber nur die Spitze des Eisbergs.

Dennis: China ist ein aufstrebender Markt

"China wird nicht gerade eine sprudelnde Geldquelle werden, aber es ist ein aufstrebender Markt, der sehr, sehr wichtig für einige europäische Unternehmen ist", unterstreicht Ron Dennis die Bedeutung die er China beimisst. Während sich die kleineren Teams darum bemühen wenigstens ein Stück vom Kuchen abzubekommen, verfolgen die Top-Teams andere Pläne. Sie wollen einen chinesischen Piloten, mit dem man bei den zahlreichen chinesischen Formel-1-Fans auf einen Schlag einen "Stein im Brett" haben würde, in die Königsklasse bringen.

Top-Teams fördern bereits chinesische Rennfahrer

McLaren-Teamchef Dennis hat sich deshalb schon einmal das chinesische Talent Cheng Congfu unter den Nagel gerissen. In der kommenden Saison will man den 19-Jährigen bei seinem Auftritt in der Britischen Formel-Renault-Meisterschaft fördern. BMW-WilliamsF1 ist bereits einen Schritt weiter. Als Belohnung für seinen Erfolg in der Nachwuchsserie Formel BMW Asien, darf Ho-Pin Tung in diesem Winter einen Boliden der Weiß-Blauen testen. Der 21-Jährige wird damit der erste Chinese sein, der in den Genuss einer Formel-1-Fahrt kommt.

Diese Vorstöße zeigen, welchen Stellenwert das als Wachstumsmarkt Nummer 1 angesehene Land bei den Formel-1-Teams besitzt. Bis zum Großen Preis von China, der als drittletztes Rennen der Saison 2004 ausgetragen werden wird, wird es vermutlich noch weitere Partnerschaften zwischen dem einen oder anderen Rennstall und chinesischen Unternehmen geben. Der Kampf um neue Partner ist jedenfalls schon in vollem Gang.