Formel-1-Motorenbilanz 2023: Deutlich weniger Strafen als im Vorjahr

Die Formel-1-Teams haben 2023 deutlich weniger Motorenstrafen kassiert: Das lag nicht nur an besserer Zuverlässigkeit, sondern auch einer Änderung im Reglement

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Teams mussten 2023 deutlich weniger Motorenstrafen hinnehmen als in der Saison davor. Lediglich elf Mal war ein Fahrer in der abgelaufenen Saison von einer Strafversetzung betroffen - 2022 war es noch stolze 36 Mal (zur Übersicht der Motorenstrafen 2023).

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg (Haas) im Formel-1-Rennen von Spielberg 2023

Nico Hülkenberg erlebte in Spielberg einen kapitalen Motorschaden Zoom

20 Mal hatten Fahrer 2022 Strafen erhalten, die sie ans Ende der Startaufstellung oder in die Boxengasse versetzt hatten, doch das war in diesem Jahr nur sieben Mal der Fall - wobei in sechs Fällen davon entschieden wurde, die Teile erst nach dem Qualifying zu tauschen, was eben einen Start aus der Boxengasse zur Folge hat.

Somit musste einzig Yuki Tsunoda in Mexiko planmäßig von ganz hinten starten, nachdem es im Vorjahr noch 16 Fälle gegeben hatte, in denen so viele Teile gewechselt wurden, dass automatisch ein Start vom Ende des Feldes ausgesprochen wurde.

Die vermeintlich gestiegene Zuverlässigkeit hat dabei vor allem zwei Gründe: Zum einen konnten die Teams auch unter der Einfrierung der Motoren weiter an der Haltbarkeit ihrer Aggregate arbeiten, zum anderen standen allen Fahrern in dieser Saison mehr Motorenteile zur Verfügung.

Motor, Turbolader, MGU-H und MGU-K waren nämlich 2023 auf vier Elemente beschränkt, 2022 waren es noch jeweils drei. Mit drei geplanten Elementen war man auch in die Saison gegangen, doch Ende April beschloss die Formel-1-Kommission plötzlich noch nachträglich eine Anhebung der Komponenten.

Weil mit Imola noch ein zusätzliches Rennen wegfiel, hatten die Teams bei gleichbleibender Rennanzahl mehr Teile zur Verfügung.

Frühe Strafen für Perez und Leclerc

Dabei sah es zunächst danach aus, als könnten Motorenstrafen ein deutlich größeres Thema werden: Charles Leclerc musste nämlich schon beim zweiten Saisonrennen in Saudi-Arabien eine Strafversetzung um zehn Plätze hinnehmen, weil Ferrari bereits die dritte Kontrollelektronik (bei zwei erlaubten) in sein Auto baute.

Ein Rennen später musste Sergio Perez aus der Boxengasse starten, weil Red Bull die dritte Kontrollelektronik und den dritten Energiespeicher (auch zwei erlaubte) einsetzte.

Weil der Mexikaner aber nach dem Qualifying ohnehin als Letzter ins Rennen von Melbourne gestartet wäre und Red Bull die Teile nach der Qualifikation tauschte, gab es keine Zurückversetzung, sondern ein Start aus der Box.

Perez und Leclerc sind auch die beiden einzigen Piloten, die mehr als eine Motorenstrafe hinnehmen mussten: Leclerc bekam in Spanien 15 Plätze aufgebrummt, Perez in Katar einen erneuten Boxengassenstart.

Mit Max Verstappen (Red Bull), Carlos Sainz (Ferrari), Guanyu Zhou (Alfa Romeo), Kevin Magnussen (Haas), Nico Hülkenberg (Haas), Nyck de Vries (AlphaTauri) und Yuki Tsunoda (AlphaTauri) waren sieben weitere Fahrer einmal von einer Strafe betroffen.

Das heißt auch: Mit Mercedes, Alpine, McLaren, Aston Martin und Williams kamen gleich fünf Teams ohne einzige Strafe durch die komplette Saison.

Kontrollelektronik sorgte für meiste Strafen

Die größte "Problemzone" unter den Motorenteilen war in der abgelaufenen Saison die Kontrollelektronik, die bei sieben Fahrern mehr als ausgereizt wurde und als einziges Element sogar bei zwei Fahrern (Perez und Leclerc) über eine einzige Übertretung hinausging. Allerdings sind von ihr eben auch nur zwei Elemente erlaubt.


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Das gilt auch für den Energiespeicher, der zu sechs Strafversetzungen führte. Der Motor, 2022 noch mit den meisten Übertretungen, sowie Turbolader und MGU-H wurden vier Mal überschritten, bei der MGU-K gab es drei zusätzliche Einheiten.

Alles im Rahmen blieb beim Auspuff, von dem acht Elemente verwendet werden durften. Nur Nico Hülkenberg und die beiden Alpine-Piloten nutzten überhaupt diesen Spielraum aus.

Rolle rückwärts für 2024

Auch das Getriebe unterlag 2023 wieder einem Kontingent, das in innere und äußere Getriebeelemente unterteilt war. Meistens wurde aber alles als ein Paket gewechselt, sodass die beiden Haas-Piloten sowie Tsunoda bei beiden einmal über das Limit kamen.

Weltmeister Max Verstappen hatte in Belgien als einziger nur die inneren Elemente überzogen und wurde dafür mit fünf Startplätzen bestraft.


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Für 2024 wird die 2023 eingeführte Erhöhung der Motorenelemente wieder zurückgesetzt, sodass Motor, Turbolader, MGU-H und MGU-K wieder nur je drei Mal zur Verfügung stehen, obwohl der Kalender zwei Rennen mehr umfassen wird.

Die Zahl von 24 Rennen sorgt allerdings dafür, dass von jeder Getriebekomponente nun fünf statt vier pro Saison verwendet werden dürfen.

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