Formel-1-Krise: Force India kritisiert Ferrari und Co.

Robert Fernleys Hoffnung, dass sich Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone und die Herstellerteams solidarisch zeigen würden, wurde nicht erfüllt

(Motorsport-Total.com) - Seit Force India, Lotus und Sauber Ende der vergangenen Saison damit gedroht haben, den Grand Prix der USA zu boykottieren, hat sich die wirtschaftliche Situationen für einige der kleineren Teams in der Formel 1 nicht entspannt. Zwar sieht es derzeit so aus, als würden alle drei genannten Rennställe beim Saisonauftakt 2015 in Melbourne am Start sein, doch an der Einnahmenverteilung hat sich nichts geändert. Und genau darauf hatten Force India, Lotus und Sauber gehofft.

Titel-Bild zur News: Robert Fernley

Robert Fernley ist enttäuscht, dass sich die großen Teams nicht solidarisch zeigen Zoom

Die Formel 1 generiert pro Jahr mehr als eineinhalb Milliarden US-Dollar an Einnahmen für den vielzitierten FOM-Topf. Von diesem Geld werden rund 60 Prozent an die Teams ausbezahlt. Allerdings hat etwa Ferrari für das Jahr 2013 166 Millionen ausgeschüttet bekommen, während Schlusslicht Marussia mit zwölf Millionen auskommen musste. Damit war gerade mal die Hälfte der Rechnung für die Ferrari-Antriebe gedeckt.

"Wir hatten gehofft, dass insbesondere die Herstellerteams und der Sport insgesamt erkennen würden, dass wir etwas Innovatives und Konstruktives unternehmen müssen", wird Force Indias Stellvertretender Teamchef Robert Fernley von 'Reuters' zitiert. "Es ist traurig, dass unsere Industrie nicht erkennt, dass es einige Probleme gibt, und den Kopf in den Sand steckt. Das könnte uns eines Tages zum Verhängnis werden."

"Ich fürchte, wir laufen ganz akut Gefahr, weitere Teams zu verlieren. Das haben wir schon vergangenes Jahr gesagt, aber seither hat sich nichts verändert", kritisiert Fernley, dass Bernie Ecclestone und die Topteams seiner Meinung nach die Hände in den Schoß legen und nichts von ihrem Kuchen abgeben wollen. Andererseits ist es auch mehr als verständlich, dass Ferrari und Co. nicht freiwillig auf Geld verzichten, das ihnen vertraglich zusteht.

Mercedes-Sportchef Toto Wolff verweist in diesem Zusammenhang auf das Williams-Team (an dem er selbst als Aktionär beteiligt ist), das ohne Herstellerunterstützung geführt wird, aber 2014 an die Spitze zurückgekehrt ist: "Das Team hat sich nie beschwert. Es hat ausgegeben, was es ausgeben musste, hat keine großen Schulden aufgenommen und einen Schritt nach dem anderen gemacht. Die Früchte davon kann man jetzt sehen."


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Aber Fernley unterstreicht, dass für Leistungen, die auch nur annähernd an das Williams-Niveau der Saison 2014 heranreichen, mindestens 140 bis 160 Millionen Dollar pro Jahr erforderlich sind: "Für weniger geht es nicht. Das ist zu viel. Denn die Differenz zwischen den Einnahmen und den Ausgaben ist zu groß." Daher müsse man das Geschäftsmodell der Formel 1 gründlich durchleuchten und sich Reformen überlegen.