Krisensitzung bei Ecclestone: Nur zwölf Autos in Melbourne?

Die kleinen Teams der Formel 1 haben im Winter erhebliche Sorgen mit dem Cashflow: Sauber, Lotus und Force India in Problemen - Krisensitzung in London

(Motorsport-Total.com) - Mit zehn Teams und insgesamt 20 Fahrzeugen soll die Formel 1 in die Saison 2015 starten. So ist es der Nennliste des Automobil-Weltverbandes FIA zu entnehmen. Doch die Realität könnte zumindest beim Auftakt in Melbourne (Ticketshop) ganz anders aussehen. Brancheninsider gehen davon aus, dass beim ersten Rennen des Jahres in Australien 16 Autos fahren werden, Pessimisten malen sogar ein düsteres Szenario mit nur zwölf Fahrzeugen in der Startaufstellung im Albert Park.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone bietet den Teams vorgezogene Zahlungen als Hilfe an Zoom

Hintergrund ist, dass die Formel 1 ein saisonales Business ist. Während des Rennbetriebs fließen die Einnahmen von Sponsoren und aus dem Vermarktungstopf, in der Winterpause tendieren die positiven Buchungen auf den Konten der Teams gegen null. "Die Monate November, Dezember und Januar sind die schlimmsten für ein Formel-1-Team. In der Zeit gibst du für Design und Produktion der neuen Autos 43 Prozent deines Budgets aus. Aber es kommt von außen kein Geld rein", wird Lotus-Boss Gerard Lopez von 'auto, motor und sport' zitiert.

Auf Grundlage dieses Problems im Cashflow könnte die Situation entstehen, dass die Privatteams Sauber, Force India, Lotus und Manor-Marussia die Reise nach Australien nicht bezahlen können - vier von zehn Teams würden somit in Europa hängen bleiben. Vor dem Hintergrund dieses drohenden Szenarios gab es kürzlich eine Krisensitzung in den Büros von Bernie Ecclestone in London. Vertreter von Lotus, Sauber und Force India brachte ihre Sorgen vor, der britische Formel-1-Boss wurde um Hilfe gebeten.

FOM-Zahlungen sollen vorgezogen werden

Ecclestone hat seine Geldbörse aber offenbar nicht vorzeitig aufgemacht, sondern lässt die Teams weiter leiden. Sein Kompromissangebot sieht so aus: Im März sollte eigentlich die zehnte und letzte Rate aus dem FOM-Einnahmentopf des Jahres 2013 ausbezahlt werden. Diese wird auf Februar vorgezogen. Außerdem soll die erste Rate aus dem 2014er-Topf nicht wie geplant im April, sondern schon im März überwiesen werden.

Diesem Plan müssen allerdings auch alle anderen Teams zustimmen. Hintergrund ist die Arrows-Pleite vor einigen Jahren: Ecclestone hatte damals zur Rettung Preisgelder vorzeitig ausbezahlt - und trotzdem ging das Team pleite. Das Arrows-Geld war damit weg, anstatt es unter allen anderen aufteilen zu können - und die Konkurrenz dementsprechend sauer. Seither muss Ecclestone bei vorgezogenen Zahlungen erst das Okay der Teams einholen.

Im vergangenen Herbst - vor allem im Rahmen des Grand Prix der USA in Austin - hatte der allmächtige Promoter noch in Aussicht gestellt, dass er den kleinen Teams durch eine veränderte Verteilung der Formel-1-Einnahmen helfen wolle. Geschehen ist aber nichts. Warum? Die Topteams stimmen einem veränderten Verteilungsschlüssel bislang nicht zu.


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Kommen mittelfristig doch die zusätzlichen Autos?

Nun lässt Ecclestone die kleinen Teams zappeln. Der Brite setzt Sauber, Lotus und Force India somit unter Druck. Für den Briten gibt es zwei denkbare Wege aus der Krise: Entweder setzen die Topmannschaften im Fall der Fälle ein zusätzliches Auto ein (wofür sie mindestens 60 Tage im Voraus informiert werden müssten) oder die kleinen Privatteams lassen sich darauf ein, künftig in einer zweiten Liga zu fahren. Dafür wurde bereits ein Plan entworfen. Auf Grundlage des Red Bull RB9 von 2011 soll ein Einheitsfahrzeug als Basis entworfen werden, bei Mecachrome würden V8-Motoren vorbereitet.

Die Kosten für eine Teilnahme an solch einer zweiten Klasse in der Königsklasse würden überschaubar werden. Ecclestone und dessen Mitstreiter rechnen mit einem Aufwand von 25 Millionen Euro pro Jahr und Team. Dies wäre ein Bruchteil dessen, was Lotus, Sauber und Co. derzeit für die Teilnahme an der Formel 1 aufwenden. Die Privatteams pochen auf den Status als Konstrukteure, sie wollen nicht in die zweite Klasse abrutschen.


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Die große Frage ist nun, ob es Ecclestone in Melbourne darauf ankommen lassen wird. Die Verträge unter anderem mit den Rennveranstaltern verlangen mehr als zwölf Autos im Rennen, aber in Australien ist Ecclestones enger Freund Rob Walker in der Verantwortung. Ob der Australier das Machtspiel des Formel-1-Chefs mitspielt, ist ungewiss - aber nicht ganz unwahrscheinlich.