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Formel-1-Boss: "Wenn jemand einen deutschen Grand Prix pusht, dann ich!"

Stefano Domenicali hätte gerne ein Formel-1-Rennen in Deutschland und wundert sich, warum es kein Interesse der Veranstalter gibt: "Mein Tür ist offen"

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 würde liebend gerne wieder ein Rennen in Deutschland austragen, doch dass es seit 2020 keinen regulären Grand Prix mehr im Kalender gibt - der Eifel-GP am Nürburgring 2020 als Ausnahme - sei nicht die Schuld der Königsklasse, sagt Formel-1-Boss Stefano Domenicali.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Stefano Domenicali würde die Formel 1 gerne wieder nach Deutschland bringen Zoom

"Wenn jemand einen deutschen Grand Prix pusht, dann bin ich das", behauptet der Italiener im Interview mit dem 'Spiegel'. Stattdessen schiebt er die Schuld zu den Veranstaltern, weil zu einer Hochzeit immer zwei gehören würden, wie er sagt. "Ich sehe in Deutschland keinen Repräsentanten, der sich mit uns an einen Tisch setzt und einen konstruktiven Vorschlag macht."

Laut Domenicali fehlt es in Deutschland vor allem am Willen, einen Grand Prix auszutragen. Andere Länder würden ihm hingegen in seinem Büro in London die Türen einrennen. Die Formel 1 hat den Kalender für 2023 so vollgestopft wie nie und mit 24 Rennen einen neuen Rekord aufgestellt.

Doch warum ist Deutschland keines der Länder, die dabei sind? Das hat vor allem finanzielle Gründe. Vor allem Länder im arabischen Raum zahlen eine Menge, damit die Formel 1 bei ihnen fährt, zudem hat man jetzt auch den US-Markt für sich erkannt und wird gleich drei Rennen in den Staaten austragen.

Formel 1 wie Picasso?

Vom Kernland Europa verabschiedet man sich hingegen so langsam. Frankreich ist als einziges Rennen für 2023 aus dem Kalender geflogen und hat ebenfalls keinen Grand Prix mehr, und dass Belgien noch einmal im Kalender steht, hat man wohl nur dem Aus von Südafrika zu verdanken. Selbst der Klassiker in Monaco stand lange Zeit auf der Kippe.

"Wir wissen, dass der Wert eines Rennen in Europa ein anderer ist als in anderen Teilen der Welt", sagt Domenicali, ohne Zahlen über die Höhe von Antrittsgeldern kommentieren zu wollen. Er sieht, dass das Produkt Formel 1 "respektiert und geschätzt" wird und auf dem Markt einen hohen Wert hat.


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"Wenn sie einen Picasso haben wollen, müssen sie auch viel Geld ausgeben", so sein Argument.

Domenicali sicher: Geschäftsmodell möglich

Doch das wollte man in Deutschland zuletzt eben nicht mehr. Die Rennstrecken hatten Probleme, keine rote Zahlen zu schreiben, zumal die Kartenpreise durch das hohe Interesse und die Antrittsgelder immer weiter in die Höhe geschossen sind. Leere Tribünenplätze waren - anders als in Spa, Zandvoort oder Spielberg - keine Seltenheit, auch vor den aktuellen Spitzenpreisen.

Das abnehmende Interesse in Deutschland merkt man auch an den TV-Zahlen: An die Werte aus den FreeTV-Zeiten kommt man seit dem kompletten Wechsel zu reinem PayTV nicht mehr heran. Und selbst die vereinzelten Rennen, die RTL übertragen darf, haben nicht mehr die Einschaltquoten von früher.


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Trotzdem sagt Domenicali: "Ich bin sicher, dass man aus einem Grand Prix mit einer so großen Fanbasis wie in Deutschland ein Geschäftsmodell machen könnte." Umso schwerer ist es für ihn zu verstehen, dass kein konkretes Interesse aus Deutschland besteht. Er sagt aber auch: "Meine Tür ist weit offen für jedes Gespräch."

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