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Force India: Muss ein Pilot im Rennen zusehen?
Nachdem man von Williams auf Platz sieben verdrängt wurde, die nächste Hiobsbotschaft: Durch Liuzzis Crash gehen dem Team die Chassis' aus
(Motorsport-Total.com) - Für Force India gab es beim vorletzten Saisonrennen in Brasilien eine bittere Ohrfeige. Das Team, das im Laufe des Jahres immer weiter zurückfiel, blieb in Interlagos punktelos und musste somit den sechsten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft um einen Punkt an Williams abgeben. Darunter könnte vor allem das Teambudget leiden, denn schlägt man in Abu Dhabi gegen das Traditionsteam nicht zurück, so entgeht dem finanzschwachen Rennstall des Inders Vijay Mallya ein nicht unbeträchtlicher Teil von Bernie Ecclestones TV-Geldern.

© xpb.cc
Force India am Haken: Liuzzis Crash könnte böse Folgen haben
Und dann ist da noch die Ungewissheit, ob das Team beim Saisonfinale überhaupt mit beiden Autos im Rennen antreten kann. Es sieht so aus, als wäre bei Tonio Liuzzis schwerem Unfall in der 48. Runde, der eine Safety-Car-Phase auslöste, das Chassis in Mitleidenschaft gezogen worden. Der italienische Force-India-Pilot lässt die Geschehnisse Revue passieren: "16 oder 17 Runden vor dem Ziel versagte die Aufhängung links vorne und ich fuhr geradeaus in die Absperrung. Es war ein heftiger Einschlag und es wurde viel beschädigt, also müssen wir noch schauen, ob das Chassis überlebt hat."
Liuzzi bei Interlagos-Crash mit Prellungen davongekommen
Liuzzi selbst hat den Unfall unbeschadet überstanden: "Durch den Einschlag erlitt ich ein paar Prellungen, aber ich fühle mich ganz gut und bin sicher, dass ich in Abu Dhabi hundertprozentig fit bin. Ich sehe auch kein großes Problem, dass wir das Auto wieder hinkriegen, außer dass die Mechaniker weniger Schlaf haben werden. Auch in der Vergangenheit, als wir mit dem Auto ein Problem hatten, hat das Team sehr schnell reagiert. Sie werden sich sicher anstrengen, denn es ist die letzte Aufgabe des Jahres."
Was Liuzzi zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht wusste: Dem Team steht derzeit nur noch ein Ersatz-Chassis zur Verfügung, da das andere nach seinem Startcrash mit Felipe Massa immer noch in Silverstone in der Fabrik auf die Reparatur wartet. Demnach darf in Abu Dhabi kein Chassis mehr zerstört werden, sonst muss ein Pilot zusehen. Teammanager Andy Stevenson bestätigt: "Wenn Tonio nach seinem Crash das Ersatz-Chassis braucht, dann haben wir ein Problem, denn das andere Chassis würden wir nicht mehr rechtzeitig hierher bekommen. Es sollte alles gut gehen, denn Abu Dhabi ist eine moderne Rennstrecke mit großen Auslaufzonen."
Sutil: Unbelohnte Aufholjagd
Bei Adrian Sutil hielt zwar das Auto. Dennoch vermochte er es nicht, in Brasilien in die Punkteränge zu fahren - am Ende blieb der unbelohnte zwölfte Rang. Der Deutsche hat den Grund schnell ausgemacht: die schlechte Startposition. "Es war hart, als 22. zu starten", sagt er. "Nach einem guten Start habe ich versucht, meine harten Reifen frisch zu halten und sie nicht zu sehr zu belasten. Das ist mir ganz gut gelangen und die Rundenzeiten sanken zusehends, bis ich Achter war und den Zug hinter mir aufhielt. Dennoch konnte ich gute Rundenzeiten fahren und alles sah gut aus."
Dann passierte der Unfall seines Teamkollegen. Sutil nützte die Gelegenheit für seinen einzigen Stopp: "Das Safety-Car kam auf die Strecke und ich wechselte auf die weichen Reifen. Nach dem Neustart war alles sehr turbulent, da waren viele überrundete Autos und schnelle Autos hinter mir. Es war nicht ganz klar, gegen wen man kämpft und gegen wen nicht." In den letzten Runden gelang Sutil ein gutes Manöver gegen Toro-Rosso-Pilot Sébastien Buemi: "Mein Auto war auf der Geraden sehr schnell, ich bremste sehr spät vor der ersten Kurve und überholte ihn auf der Außenbahn. Dann war ich Zwölfter und konnte die Autos vor mir nicht mehr schnappen. Ich war knapp dran, doch ich fand keinen Weg an ihnen vorbei."
Die Hoffnungen Sutils erfüllten sich schließlich nicht: Er blieb auf Platz zwölf. Dennoch merkt er an: "Ich habe zehn Plätze gutgemacht, es ist aber niemand ausgefallen. Also habe ich zehn Autos überholt." Damit dies beim Saisonfinale in Abu Dhabi gar nicht erst notwendig ist, muss nun ein Aufwärtstrend im Qualifying her. "Von Platz 15 kann man immer ein paar Punkte sammeln, das ist auch unser Ziel beim letzten Rennen", sagt er.
Geteilte Meinungen über Abu Dhabi
Sutil ist kein Fan des Kurses in Abu Dhabi. Der Deutsche hat schlechte Erinnerungen aus dem Vorjahr. "Da war ich nicht so begeistert", gibt er zu. "Doch es hängt immer vom Auto ab, ob einem die Strecke gefällt. Wenn das Auto gut läuft, dann macht es mehr Spaß - hoffentlich ist das dieses Jahr der Fall." Anders sieht es bei Liuzzi aus, der schwärmt: "Das wird ein Highlight des Jahres, ein großartiges Rennen auf einer großartigen Strecke und einer großartigen Anlage. Auch die WM-Entscheidung steht ja noch aus, darauf können wir uns freuen."
Liuzzi spricht dem Kurs dennoch ab, die Piloten an die Grenzen zu bringen: "Die Strecke selbst ist nicht wahnsinnig herausfordernd für uns Fahrer, sie ist recht leicht zu fahren. Man benötigt nur einen guten Rhythmus und das Auto macht den Unterschied." Auch die Tatsache, dass das Rennen bei Dämmerung stattfindet, sieht er nicht als Problem: "Es ist ja nicht so spät wie in Singapur, wo man versucht, in der Nacht wach zu sein und am Tag zu schlafen."¿pbvin|512|3263||0|1pb¿
Teammanager Stevenson stimmt zu, dass die Strecke keine große Herausforderung bietet: "Der Yas Marina Circuit sollte eigentlich allen Autos liegen, denn die Strecke ist sehr glatt. Da hat niemand einen Vorteil." Doch er sieht andere Schwierigkeiten: "Es ist das letzte Rennen und man merkt jetzt schon, dass alles erschöpft sind, wenn man so herumgeht. Diese letzten fünf Überseerennen haben alle an die Grenzen getrieben. Das wird ein sehr schwieriges Rennen. Williams hat derzeit nur einen Punkt Vorsprung, also haben wir diesbezüglich Glück gehabt. Jetzt nehmen wir den Kampf an und geben alles, was wir haben."
Di Resta: Viel Stress zu Saisonende
Auch Testfahrer Paul di Resta erlebt derzeit eine stressige Phase in seinem Leben, zumal er wöchentlich zwischen der Formel 1 und der DTM hin und her springt: "Beinahe habe ich den Flug von Seoul zum DTM-Rennen in Adria verpasst", gibt er zu. "Dann ging es nach Brasilien, jetzt geht es gleich weiter nach Abu Dhabi und dann steht das DTM-Finale an." Auch bei ihm zeigen die Reisestrapazen Wirkung: "Ich versuche fit zu bleiben, ganz gesund bin ich leider nicht. Ich dürfte mir durch die Klimaanlage im Flugzeug eine kleine Erkältung eingefangen haben."
Den Stress selbst sieht er nicht aus Problem: "Ich bin eigentlich nicht der Typ, der gerne herumhängt und nichts tut. Mir wird schon beim Gedanken daran langweilig - das macht mich wahnsinnig. Vielleicht muss ich das noch lernen, denn natürlich geht der Stress an die Substanz - da ist auch dieses Jahr keine Ausnahme." Dennoch freut er sich nun auf seine Premiere in Abu Dhabi: "Ich war ja schon in Bahrain und freue mich, in den mittleren Osten zurückzukehren. In Abu Dhabi war ich noch nie - das ist sicher ein Ort der Zukunft in dieser Welt. Die Anlange ist fantastisch."
Di Resta rechnet damit, dass sich beim Formel-1-Finale auch etwas Wehmut einstellen wird: "Es wird sicher traurig, wenn es vorbei ist". Das Kapitel Formel 1 möchte der Schotte aber auf keinen Fall schließen: "Ich wünsche mir, dass ich nächstes Jahr zurückkomme und dann aus allen Rohren schießen kann. Ich arbeite hart dafür. "

